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Cyberattacken auf offizielle Seiten in mittlerweile acht Bundesländern

In mehreren Bundesländern wurden die Internetseiten öffentlicher Stellen durch Cyberangriffe lahmgelegt. Laut Staatsanwaltschaft gibt es Hinweise auf einen pro-russischen Hintergrund.

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In mindestens sieben Bundesländern sind Internetseiten von Behörden und Polizei angegriffen worden.
In mindestens sieben Bundesländern sind Internetseiten von Behörden und Polizei angegriffen worden. ©  Sebastian Gollnow/dpa (Archiv/Symbolfoto)

Berlin. Nach Brandenburg ist auch Berlin von Cyberangriffen mit Auswirkungen auf Internetseiten öffentlicher Stellen betroffen. Die Webseiten der Berliner Behörden seien dadurch langsamer erreichbar, erklärte Ralf Kleindiek, Staatssekretär für Digitales in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres, am Mittwoch dem RBB. Die Infrastruktur sei nicht betroffen, sagte Kleindiek dem Sender. Daten seien also nicht abgeflossen oder gestohlen worden. Er sprach jedoch von dem "größten Angriff auf die Webseiten der Berliner Landesverwaltung". "Und dies ist Teil eines Angriffs auf ganz Deutschland", so der Staatssekretär.

So konnten etwa Mitteilungen der Berliner Polizei am Mittwoch nicht im Internet veröffentlicht werden. In Brandenburg ist die Seite der Polizei bereits seit Dienstagmorgen gestört. Online-Serviceleistungen seien nach wie vor lahmgelegt, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Potsdams am Mittwoch.

Es handelt sich wahrscheinlich um einen sogenannten DDoS-Angriff, also eine gezielte Überlastung angegriffener Server. Das Landeskriminalamt Brandenburg ermittelt wegen des Verdachts der Computersabotage. Da auch andere Bundesländer betroffen seien, sei die Polizei in Brandenburg im Austausch mit dem Bundeskriminalamt, hieß es.

Seiten von Ministerien und Polizei betroffen

Von Cyberangriffen mit Auswirkungen auf Internetseiten öffentlicher Stellen sind aber auch weitere Bundesländer betroffen. Das Landesportal von Schleswig-Holstein war am Mittwoch nicht erreichbar, wie die Staatskanzlei mitteilte. Auch im Saarland waren Seiten der Landesregierung teilweise nicht oder mit Zeitverzögerung erreichbar. In Thüringen wurden von Mittwochmorgen an Seiten des Innenministeriums und der Polizei von Hackern aus dem In- und Ausland attackiert.

Am Dienstag waren bereits Hackerangriffe auf Webseiten von Ministerien oder der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bekannt geworden. "Wir gehen davon aus, dass die Angriffe in den verschiedenen Bundesländern koordiniert waren", sagte Sachsen-Anhalts Digitalministerin Lydia Hüskens (FDP).

In Niedersachsen wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Computersabotage gegen unbekannt eingeleitet. Es sei zu vermehrten Zugriffen ausländischer Adressen gekommen, erläuterte ein Sprecher des Justizministeriums in Hannover.

Hinweise auf einen pro-russischen Hintergrund

Es werde in alle Richtungen ermittelt, es gebe jedoch Hinweise auf einen pro-russischen Hintergrund, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Nach Angaben des Innenministeriums waren viele Internetseiten der Polizei im Bundesland am Dienstag nicht erreichbar. Der Cyberangriff dauere weiter an, die Webseiten seien aber mittlerweile wieder abrufbar.

"Der ein oder andere Bürger wird Umstände haben", sagte eine Polizei-Sprecherin in Brandenburg, wo der Angriff Online-Serviceleistungen lahmgelegt hat. Das Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachts der Computersabotage. Wegen der Betroffenheit anderer Bundesländer sei die Polizei in Brandenburg auch im Austausch mit dem Bundeskriminalamt, sagte die Sprecherin.

In Sachsen-Anhalt hatte das Landeskriminalamt am Dienstag die Ermittlungen aufgenommen. "Es ist kein Schaden entstanden, außer dass die Webseiten zeitweise nicht erreichbar waren", sagte Digitalministerin Hüskens. Die Internetseiten des übergeordneten Landesportals sachsen-anhalt.de mussten ihren Angaben nach abgeschaltet werden, damit die Landesverwaltung mit ihrem IT-System hätte weiterarbeiten können. Nach Angaben des Ministeriums hatten Hacker die Seiten mit einem sogenannten DDoS-Angriff lahmgelegt, also indem sie Server durch massenhafte Anfragen gezielt überlasteten. Auch in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern war von Belastungsangriffen die Rede. (dpa)