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Polizei kontrolliert mit Großaufgebot an B170

Im Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität zeigt die Polizei Präsenz. Rund 1.000 Fahrzeuge wurden am Freitagabend kontrolliert.

Von Gunnar Klehm
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Mit einem Großaufgebot riegelte am Freitagabend die Polizei die Bundesstraße B170 bei Kipsdorf ab.
Mit einem Großaufgebot riegelte am Freitagabend die Polizei die Bundesstraße B170 bei Kipsdorf ab. © Karl-Ludwig Oberthür

Mit einem Großaufgebot war die Polizei am Freitagabend auf der Bundesstraße B170 im Einsatz. Kurz vor Kipsdorf wurden drei Mannschaftswagen links und rechts in einigen Metern Abstand voneinander quer zur Fahrtrichtung positioniert. Nur noch langsam konnten sich Hunderte Fahrzeuge Richtung Tschechien durch diese Gasse schlängeln. Mit Taschenlampen leuchteten die Beamten in die Autos und sprachen jeden einzelnen Fahrer durch die geöffneten Fenster der Fahrertür an. Für alle Fahrzeuge, die Richtung Dresden fuhren, erfolgte das gleiche Procedere auf der Stauspur neben der Straße. Gegen 15 Uhr ging es los.

"Das ist eine Maßnahme zur Eindämmung der grenzüberschreitenden Kriminalität", erklärt Einsatzleiter Falk Stephan vom Polizeirevier Freital-Dippoldiswalde. Zu den neun Kollegen aus dem Revier kommen für diesen Großeinsatz noch 28 Beamte der Bereitschaftspolizei hinzu, vier Kollegen von der Kriminalpolizei und eine Dolmetscherin. Schließlich wird auch mit zahlreichen fremdsprachigen Kraftfahrern gerechnet, nicht nur aus Tschechien. "Allein könnte unsere Dienstgruppe so eine Aktion gar nicht stemmen", sagt Stephan.

Wunsch eines Einheimischen

Lutz Glaser ist Einheimischer. Jetzt wird auch er mit seinem Transporter aus der Kolonne herausgewunken. Jetzt gucken die Polizisten noch genauer hin. Alles wird jetzt kontrolliert. Der selbstständige Maurermeister muss alle Türen öffnen. Er hat ein paar Strohballen geladen. "Die bringe ich jetzt nach Feierabend zu einem Bekannten", sagt der Schellerhauer. Der Atemalkoholtest bei ihm zeigt, dass alles in Ordnung ist. Die Beamten verabschieden sich freundlich und Glaser kann weiterfahren.

Hunderte Autos wurden kontrolliert, etwa jedes dritte genauer.
Hunderte Autos wurden kontrolliert, etwa jedes dritte genauer. © Karl-Ludwig Oberthür
Bevor es mit der Großkontrolle losging, wurden alle Beamte noch mal genau eingewiesen.
Bevor es mit der Großkontrolle losging, wurden alle Beamte noch mal genau eingewiesen. © Karl-Ludwig Oberthür
Auch die mobile Befehlsstelle inklusive Beleuchtungsmast war bei Kipsdorf im Einsatz.
Auch die mobile Befehlsstelle inklusive Beleuchtungsmast war bei Kipsdorf im Einsatz. © Karl-Ludwig Oberthür

Die kurze Fahrtunterbrechung findet er nicht schlimm. Der Kleinunternehmer unterstützt sogar, dass es solche Kontrollen gibt. Auch er kennt schon Opfer von Diebstählen im Grenzgebiet. "Am liebsten wäre mir, wenn schon in Zinnwald wieder ständig kontrolliert werden würde und dort ein Polizeiposten wäre. Der Standort hier ist doch schon ganz schön weit weg von der Grenze", sagt Glaser.

Besseres Sicherheitsgefühl

Dass die grenzüberschreitende Kriminalität zugenommen hat, kann Einsatzleiter Stephan mit Zahlen untermauern. In diesem Jahr wurden 70 Diebstahlsdelikte in der Grenzregion des Polizeireviers nach Tschechien registriert. Nach den Corona-Jahren 2020 und 2021, wo die Kriminalität im Allgemeinen zurückgegangen war, ist das nun wieder ein Anstieg.

Die Beamten waren allerdings nicht davon ausgegangen, dass sie ausgerechnet an jenem Freitagabend einer Diebesbande das Handwerk legen können. Das wäre ein sehr großer Zufall. Dennoch hebt die Präsenz der Polizei auf der Straße das Sicherheitsgefühl der Menschen. Zum anderen ist es Einsatzleiter Stephan auch wichtig, potenziellen Kriminellen zu zeigen, "an uns kommt heute keiner vorbei", wie er sagt.

Fahrer unter Drogen

Am Ende der sechsstündigen Kontrolle an der Bundesstraße haben die Polizisten rund 1.000 Fahrzeuge angehalten und 430 davon genauer kontrolliert. 23 kleinere Delikte wurden dabei geahndet, wie etwa unzureichend gesicherte Ladung oder das ein Fahrer ohne die erforderliche Brille unterwegs war.

Der schwerwiegendste Fall war ein Autofahrer, der unter Einfluss von Drogen am Steuer saß, wie ein Drogenschnelltest zeigte. Zudem hatte er noch 20 Gramm der Droge Cannabis bei sich. Die Fahrt war für ihn in Kipsdorf beendet, entsprechende Anzeigen wurden gefertigt, eine Blutentnahme beim Fahrer angeordnet. Stephan musste nun Kollegen beauftragen, das Fahrzeug des Ertappten von der Straße zu bringen.

Das war auch bei einer Frau der Fall, die mit 1,0 Promille Alkohol am Steuer erwischt wurde. Auch das Mitführen eines Einhandmessers bei einem anderen Fahrer wurde dokumentiert.


Auch wenn kein Dieb direkt gefasst werden konnte, ziehen die Polizisten dennoch eine positive Bilanz. "Die Kollegen vom Revier haben alles sehr gut vorbereitet und die Zusammenarbeit klappte super", sagt Denny Steudtner, der Zugführer der Bereitschaftspolizisten. Es habe auch keinerlei böse Worte gegenüber den Beamten gegeben. "Im Gegenteil, die meisten haben sich sogar bedankt, dass wir etwas für ihre Sicherheit tun", sagt Steudtner.

Einsatzleiter Falk Stephan hatte mit etwas mehr Verkehr gerechnet. Ununterbrochen zu tun hatten die Beamten dennoch. "Wir haben dabei auch neue Erfahrungswerte gesammelt, die wir das nächste Mal einbringen werden", sagt Stephan. Welche das sind und wann sie angewendet werden, verrät er öffentlich nicht. Aber dass die nächste Großkontrolle schon geplant ist, davon könnten schon mal alle ausgehen. Solche Großeinsätze seien auch ein Stück weit Prävention, auch wenn diese nicht sofort messbar ist.