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Einbrüche, Drogenhandel, illegale Einreisen: Das war das Jahr 2023 aus Sicht der Polizei

Die Zahl der Straftaten stieg im Vergleich zu 2022 deutlich an. Jedoch konnte die Polizei mehr Fälle aufklären. Beim Drogenbesitz dürfte die Fallzahl letztmalig so hoch sein.

Von Annett Heyse
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Gleich zweimal sprengten Kriminelle 2023 in der Region Geldautomaten, wie am 22. September an dieser Sparkassenfiliale in Glashütte.
Gleich zweimal sprengten Kriminelle 2023 in der Region Geldautomaten, wie am 22. September an dieser Sparkassenfiliale in Glashütte. © Egbert Kamprath

Ein lauter Knall weckte die Glashütter am 22. September um 3.15 Uhr morgens. Während sie sich noch verschlafen die Augen rieben, räumten Kriminelle den Geldautomaten der örtlichen Sparkassenfiliale leer. Sie hatten das Gerät kurzerhand in die Luft gesprengt.

Ganz ähnlich trug sich ein halbes Jahr vorher, am 24. April, ein Überfall auf die Sparkasse in Wilsdruff zu. Auch dort hatten die Täter den Geldautomaten ohne Rücksicht auf Gebäudesubstanz und Menschenleben gesprengt und geplündert.

Während die beiden Raubüberfälle Aufsehen erregten, kämpfte die Polizei im vergangenen Jahr jedoch vor allem mit den vielen in der Öffentlichkeit oft nicht auffallenden Straftaten. Einbrüche, Sachbeschädigungen, Cyberkriminalität, gefährliche Körperverletzung, Vergewaltigungen - die Liste ist lang. Auch illegale Einwanderung kam dazu, auf die letztlich mit stationären Grenzkontrollen reagiert wurde. Insgesamt 19.158 Straftaten wurden 2023 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge registriert. Im Jahr 2022 waren es hingegen nur 15.048 Fälle.

Die Fallzahl vom vergangenen Jahr ist die höchste seit 2015, als knapp 17.800 Straftaten registriert wurden. Danach sanken die Zahlen bis 2021 auf einen Tiefststand von 10.000 Straftaten. Seither geht es sprunghaft nach oben. 2015 und 2023 - beide Jahre verbindet nicht nur eine ähnlich hohe Anzahl an Straftaten, sondern auch eine Ursache dafür.

Mehr illegale Einreisen 2023 im Landkreis SOE

Der neue Wert kommt nämlich vor allem deshalb zustande, weil 2023 - ähnlich wie 2015 - ein Jahr war, in dem die Flüchtlingswelle massiv anstieg. Von den 19.158 Straftaten in 2023 im Landkreis waren allein 8.737 Fälle auf sogenannte ausländerrechtliche Verstöße zurückzuführen. Darunter verstehen die Sicherheitsbehörden illegale Grenzübertritte oder widerrechtliche Aufenthalte in Deutschland.

"Die Besonderheit der Kriminalitätsbelastung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liegt an dessen geografischer Lage. Nirgendwo sonst innerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Polizeidirektion Dresden ist der Anteil der ausländerrechtlichen Verstöße so hoch", sagt Polizeipräsident Lutz Rodig. Rechne man diese Straftaten – in der Mehrzahl unerlaubte Einreisen – heraus, verzeichne der Landkreis einen Kriminalitätsanstieg von knapp sieben Prozent. Rodig: "Dies entspricht dem sachsenweiten Trend."

Im Landkreis SOE werden aufgrund der geografischen Lage besonders viele ausländerrechtliche Verstöße festgestellt, insbesondere illegale Einreisen. Hier die Festnahme eines indischen Schleusers im Osterzgebirge.
Im Landkreis SOE werden aufgrund der geografischen Lage besonders viele ausländerrechtliche Verstöße festgestellt, insbesondere illegale Einreisen. Hier die Festnahme eines indischen Schleusers im Osterzgebirge. © Marko Förster

Die Staatsangehörigkeit der Tatverdächtigen in dem Bereich Ausländerrecht gliedert sich wie folgt: Syrien (5.103), Türkei (1.523), Irak (193), Afghanistan (136), Russische Föderation (128), Ukraine (126) und Serbien (109). Weitere Staatsangehörigkeiten, heißt es seitens der Polizei, sind im zweistelligen Bereich zuzuordnen. Größtenteils sind es männliche Tatverdächtige, die ausländerrechtliche Verstöße begehen - nämlich 89,9 Prozent. Nur 10,1 Prozent der illegal Eingereisten oder Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung waren Frauen oder Mädchen.

Mehr Diebstähle, Einbrüche und Betrügereien in SOE

Zieht man den Tatkomplex der ausländerrechtlichen Verstöße ab, bleiben immer noch 10.421 Kriminalfälle übrig - der höchste Wert seit 2017. Den größten Anteil stellen die Diebstahlsdelikte. Sie schlugen mit 3.026 Fällen zu Buche.

Schwerpunkte im Bereich der Eigentumskriminalität sind laut Polizei nach wie vor Diebstähle in und aus Geschäften sowie Kioske, Fahrraddiebstähle und Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen. So wurden im vergangenen Jahr beispielsweise 410 Fahrräder und 61 Autos geklaut. Hinzu kamen 79 Wohnungseinbrüche, die Hälfte davon mitten am Tag. Die Aufklärungsquote bei den Diebstahls- und Einbruchsdelikten lag bei 32 Prozent.

Angestiegen sind auch die sogenannten Vermögens- und Fälschungsdelikte. Darunter zählen mit 1.332 Fällen beispielsweise Betrugsstraftaten, wie sie immer wieder auch älteren Menschen widerfahren.

Landkreis SOE: Weniger Fälle von Sachbeschädigung

Verfolgt man das Geschehen in Freital, könnte man meinen, dass es auch immer mehr Sachbeschädigungen gibt. Vor allem Vandalismus in öffentlichen Anlagen und Graffiti waren hier 2023 ein heiß diskutiertes Thema. Doch die Zahlen sinken - zumindest, wenn man den gesamten Landkreis betrachtet. So ist die Anzahl der Sachbeschädigungen im abgelaufenen Kalenderjahr auf 1.341 Fälle gesunken. Im Jahr davor lag sie noch bei 1.426 Fällen.

In 327 Fällen handelte es sich um Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen, das ist gut ein Viertel aller angezeigten Taten.

Bei Graffiti als Sonderform der Sachbeschädigung wurden im gesamten Landkreis 313 Fälle registriert. Es konnten dazu 41 Tatverdächtige ermittelt werden, von denen 30 Täter Nichterwachsene waren. Das entspricht einem Anteil von 73,2 Prozent.

Typisch Freital? Gefühlt steigt die Zahl der Sachbeschädigungen, landkreisweit sinkt diese jedoch.
Typisch Freital? Gefühlt steigt die Zahl der Sachbeschädigungen, landkreisweit sinkt diese jedoch. © Simon Lehnerer

Drogenbesitz ist in SOE 2023 gestiegen

In Deutschland ist der Besitz und Konsum von Cannabis ab dem 1. April erlaubt. Die Freigabe erfolgt auch, um die Drogenkriminalität und damit die Belastung der Ermittlungsbehörden einzugrenzen. Die Statistik von 2023 wird also die letzte sein, in der Drogenbesitz in vollem Umfang noch als Gesetzesverstoß gilt. Und dabei gab es 2023 im Landkreis SOE 671 Fälle, was zu 2022 mit 582 Fällen ein deutlicher Anstieg war. Übrigens war es auch die höchste Fallzahl in den vergangenen zehn Jahren.

Immerhin: Die Aufklärungsquote lag bei 96,7 Prozent, die Zahl der Tatverdächtigen bei 606 Personen. Es wurden insgesamt 517 männliche und 89 weibliche Tatverdächtige ermittelt, 34 Prozent aller Tatverdächtigen waren Ausländer.

Die meisten Rauschgiftdelikte, insgesamt 330 Fälle, wurden, wie in den vergangenen Jahren, im Zusammenhang mit Cannabis und dessen Zubereitungen registriert. Am zweithäufigsten wurden Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mittels Crystal festgestellt. Es gab übrigens keine Drogentoten im Landkreis.

Aufklärungsquote der Polizei in SOE steigt

Von den insgesamt 19.158 Straftaten der Gesamtkriminalität wurden 14.707 Fälle aufgeklärt. Die Aufklärungsquote lag bei 76,8 Prozent und ist damit im Vergleich zum Jahr davor leicht angestiegen. Insgesamt wurden 12.962 Tatverdächtige ermittelt, davon waren 77,6 Prozent männlichen und 22,4 Prozent weiblichen Geschlechts.

Die meisten Straftaten wurden auch im vergangenen Jahr durch Erwachsene begangen, auf ihr Konto gehen 72,6 Prozent aller verfolgten Fälle. Heranwachsende, das sind Personen zwischen dem 18. und dem 21. Lebensjahr, hatten einen Anteil von 11,5 Prozent. Jugendliche stellten 8,8 Prozent aller Tatverdächtigen. Ein signifikanter Anstieg ist bei den tatverdächtigen Kindern zu verzeichnen. Ihr Anteil stieg 2023 auf 7,1 Prozent und wächst damit weiter, wie die Polizei informierte.

Der Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger an allen ermittelten Tatverdächtigen, und ohne ausländerrechtliche Verstöße gezählt, stieg auf 27 Prozent. "Überproportional hoch lag deren Anteil im Jahr 2023 bei Diebstählen von Kraftfahrzeugen, Verstößen gegen das Waffengesetz, Diebstählen in/aus Büro, Lager und Werkstätten und bei der Rauschgiftkriminalität", heißt es seitens der Polizeidirektion.