Totschlag in Schrebitz: War ein vierter Mann am Tatort?

Ostrau. Nach dem gewaltsamen Tod eines 21-jährigen Rumänen in der Nacht zu Sonntag gibt es auch am Mittwoch noch viele offene Fragen. Des Totschlags verdächtigt wird ein 25-jähriger Landsmann des Opfers, das in einem Mehrfamilienhaus in Schrebitz bei Ostrau ums Leben kam. Der 25-jährige Tatverdächtige sitzt seit Montag in Untersuchungshaft. Er hatte sich laut Staatsanwaltschaft selbst in Bayern gestellt.
Der Tatverdächtige schwieg bisher gegenüber den Ermittlern. „Der Beschuldigte wird auch nichts sagen, bevor er nicht mit seinem Anwalt gesprochen hat. Mit einer Aussage ist nicht vor Ende Januar, Anfang Februar zu rechnen", sagte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart.
Wie der 21-jährige Rumäne ums Leben kam, das konnte sie auch am Mittwoch noch nicht sagen. "Das Obduktionsergebnis steht noch aus und auch die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden", sagte Ingrid Burghart. Das Tatmotiv sei ebenso noch unklar.
War eine weitere Person am Tatort?
Der Tatverdächtige und das Opfer seien als Kurierfahrer tätig gewesen, so Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart. Möglicherweise habe es Streit um Geld gegeben, sagte sie.
Im Nahbereich des Hauses war einem Polizeisprecher zufolge zunächst ein Tatverdächtiger gestellt und vorläufig festgenommen worden. Dieser befindet sich wieder auf freiem Fuß. Er ist der Bruder des Tatverdächtigen. Und es scheint noch eine vierte Person in der Tatnacht am Schulweg 2 in Schrebitz gewesen zu sein.

Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart hatte am Dienstag auf Anfrage von Sächsische.de gesagt, dass "behauptet wird, dass sich noch eine weitere Person am Tatort befunden hat". Ob tatsächlich eine vierte Person eine Rolle in diesem Fall spiele, war nicht zu erfahren.
Dieser Behauptung werde zurzeit nachgegangen. Um kein Täterwissen preiszugeben, machte die Oberstaatsanwältin dazu keine weiteren Angaben.
Schrebitzer: "Sie haben nicht ins Dorf gepasst"
In dem Haus am Schrebitzer Schulweg hätten zuletzt zwei Russen und ein Rumäne gewohnt. Recherchen von Sächsische.de zufolge, handelte es sich um aber Rumänen, die nicht mit Wohnsitz in Schrebitz gemeldet waren. Diese hätten das Haus nach und nach "ausgeschlachtet", sagt eine Anwohnerin. Auf dem Grundstück liegt viel Müll.
Nach dem Wegzug des früheren Besitzers des Hauses Schulweg 2 hatte ein Ehepaar aus Rumänien das Haus erworben und dort einen Kurierdienst als Gewerbe angemeldet.
"Die Bewohner haben nicht ins Dorf gepasst und hatten auch keinen Kontakt zu den Menschen hier", sagte eine Schrebitzerin auf Anfrage von Sächsische.de.
Dass es im Ort eher Erleichterung statt Trauer gibt, wird unter anderem auch daran deutlich, dass bisher nur eine Kerze am Tatort aufgestellt wurde.

Ortsvorsteherin: Kein ausländerfeindlicher Hintergrund
Ortsvorsteherin Antje Böhme war am Sonntag nur kurz vor Ort, um sich einen Überblick wegen der hohen Polizeipräsenz vor Ort zu verschaffen. Dass es einen Toten gegeben haben soll, sei schnell Dorfgespräch gewesen und habe für Aufregung gesorgt, sagte sie gegenüber Sächsische.de. Ansonsten wolle sie sich nicht weiter zu dem Fall äußern, da die Ermittlungen noch laufen.
„Wir Schrebitzer müssen uns aber keine Sorgen, dass uns etwas passieren könnte“, sagte Antje Böhm. Mit Ausländerfeindlichkeit könne die Tat mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Verbindung gebracht werden, da im Ort einige Bürger aus anderen Ländern leben, die sich integrieren und von der Dorfgemeinschaft aufgenommen würden.
Mit den ausländischen Bürger, die im Haus am Schulweg wohnten, habe sie kurz gesprochen, doch wegen der Sprachbarrieren sei es zu keiner Unterhaltung gekommen.
Andere Schrebitzer schildern ein merkwürdiges Verhalten der in dem Haus am Schulweg wohnenden Russen und des Rumänen. "Alles war ganz schön undurchsichtig", sagt ein Anwohner und schildert, "sie sind oft sehr spät oder mitten in der Nacht gekommen. Auch Besuch kam meist sehr spät".

Ärger hätte es häufig wegen falsch abgestellter Transporter gegeben. Deshalb wäre auch schon die Polizei dagewesen. Ein weißer Transporter steht jetzt noch in der Straße. Die Polizei habe ihn am Sonntag auch untersucht. In der Nacht zum Montag hätten Schrebitzer erneut die Polizei gerufen, weil die Alarmanlage dieses Fahrzeuges ging.
Das Auslösen der Alarmanlage des Transporters bestätigt Robin Reichel von der Pressestelle der Polizei in Chemnitz: "Daraufhin kam der Kriminaldienst aus dem Revier Döbeln zu Einsatz. Wie sich im Ergebnis herausstellte, hatten Unbekannte versucht, das Fahrzeug gewaltsam zu öffnen."
Bürgermeister: Polizei musste öfter Präsenz zeigen
„Was in Schrebitz passiert ist, ist unumstritten tragisch“, sagte Bürgermeister Dirk Schilling (CDU) am Montag gegenüber Sächsische.de. Er berichtete aber wie zuvor auch Anwohner davon, dass es mit den ausländischen Bürgern, die im Haus am Schulweg wohnten, Stress wegen der öfter falsch abgeparkten Fahrzeuge gegeben habe.
"Die Straßen rund um den Schulweg sind schmal. Ein falsch geparktes Fahrzeug kann schnell einmal den fließenden Verkehr behindern“, so Dirk Schilling. Die Ordnungsbedienstete der Gemeinde sei von den männlichen Bewohnern nicht wirklich ernst genommen worden. Deshalb habe die Polizei öfter mit ihr Präsenz gezeigt. "Auf jeden Fall haben die drei Herren sich nicht so benommen, als wäre ihnen an guter Nachbarschaft gelegen", meinte Schilling.
Der Beitrag wurde am 18. Januar um 15.05 Uhr mit neuen Angaben der Staatsanwaltschaft aktualisiert. Geändert wurde das Alter des Tatverdächtigen.