Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Kronospan will jetzt doch bauen

Womit Anwohner und Landwirte schon vor Jahren rechneten, soll kommen: Ein Logistikzentrum.

Teilen
Folgen
NEU!
© Klaus-Dieter Brühl/Archiv

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Lampertswalde. Die Sächsische Milcherzeugergenossenschaft Quersa bekam Post von Laminathersteller Kronospan. Darin wird der Pachtvertrag für zehn Hektar Land bei Lampertswalde gekündigt. Eine Herbstbestellung der jetzt abgeernteten Getreidefelder wird es nicht mehr geben. Kronospan hatte sich insgesamt 20 Hektar Fläche südlich der B 98 gesichert, um ein neues Logistikzentrum zu bauen. Schon vor acht Jahren rechneten alle damit – eine grundsätzliche lokale Zustimmung dafür war nach heftigen Bürgerprotesten erteilt worden. Doch dann passierte erstmals nichts.

Von einer neuen Produktionsanlage für Grobspanplatten (OSB-Platten) war nun zu Jahresbeginn die Rede. Diese Anlage soll dort entstehen, wo parallel zur Bahnlinie jetzt Leichtbauhallen als Lager dienen – quasi als Ersatz des Logistikzentrums. Vorher stand hier Sachsens teuerstes Zeltlager. Denn 2,4 Millionen investierte der Laminathersteller, um seine Fertigprodukte gut lagern zu können. Doch weil diese Interimslösung nun der neuen Produktionsanlage weichen soll, wird das Logistikzentrum doch gebraucht – der Laminatriese muss Baufreiheit schaffen. Und die Zeit ist reif dafür. Denn der Flächennutzungsplan der Gemeinde, der Voraussetzung für die Neuansiedlung auf der anderen Straßenseite ist, ist zur Genehmigung eingereicht, so Bürgermeister Wolfgang Hoffmann gegenüber der SZ. Wenn der durch ist, kann Kronospan einen Bebauungsplan-Antrag stellen, der dann auch in den Gemeinderat kommen wird. Das könnte laut Hoffmann Anfang nächsten Jahres so weit sein.

Dass dieser B-Plan schon vorbereitet wird, hat der Gemeindechef an Anfragen von Ingenieurbüros zu Medienleitungen gemerkt. Neben der Milcherzeugergenossenschaft wurden auch weitere Flächeneigentümer ganz offen von den bevorstehenden Bauplänen informiert, so Vorstandsvorsitzende Jutta Bennewitz.

Langer Weg zu Logistiklager

2001 ist erstmalig von einem neuen Logistikzentrum die Rede. Doch die Gemeinde sperrt sich, weil Kronospan keine Gewerbesteuern zahlt. Auch das Landwirtschaftsamt schritt gegen einen Teil-Kaufvertrag ein – das Oberverwaltungsgericht bestätigte das.

2002 entschieden sich beim ersten Bürgerentscheid über 80 Prozent der Befragten gegen die Erweiterung.

Kronospan hat seit damals schon ein Lager für weltweite Sofortlieferung.

2008 werden die Pläne für Flächen südlich der B98 erneut aufgegriffen.

Der Gemeinderat erteilt Baurecht.

Seit diesem Jahr ist der Antrag wieder aktuell, um mit dem Megastore Platz im Betrieb zu schaffen. Quelle: SZ

1 / 6

Wie das neue Logistikzentrum auf elf Hektar mit Hochlager, Förderbrücke und Ladestation aussehen wird, konnten sich Interessierte schon damals bei einem Tag der offenen Tür anschauen. Da gab es in Lampertswalde eine Bürgerbefragung bzw. einen Bürgerentscheid, ob die Landwirtschaftsflächen Bauland werden sollen. Erst hatten die Lampertswalder 2008 knapp gegen ein solches Ansinnen gestimmt. Dann fiel der Bürgerentscheid doch knapp zugunsten des Neubaus aus. Die Zustimmung des Gemeinderates war aber für Kronospan wichtig. Nur wenn die Gemeinde die Ackerfläche als Bauland ausweist, wird es auch welches. So kam es dann auch.

Doch wie steht es um die geplante Grobspanplatten-Produktion an der Bahnlinie? Der Kronospan-Bauantrag, der Anfang des Jahres erstmalig im Gemeinderat behandelt worden war, hat ebenfalls für Diskussion gesorgt. Diesmal lag es nicht an der Gemeinde, sondern an Kronospan selbst. Es waren noch Unterlagen nachzureichen, die eine Entscheidung der Landesdirektion Dresden maßgeblich beeinflussen – und zwar, ob die Öffentlichkeit in dem Genehmigungsverfahren außen vor bleibt. Kronospan fürchtete diesmal keine Anwohnerbeschwerden, sondern die Konkurrenz.

Eine Nachfrage der SZ bei der Landesdirektion ergab, dass eine Neufassung des Kronospan-Antrages seit dem 8. August vorliegt. „Wir können aber jetzt schon sagen, dass sie keinen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit enthält“, so Sprecher Ingolf Ulbrich.

Sollte die Prüfung ergeben, dass die Unterlagen vollständig sind, wird das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren eröffnet. Dies werde öffentlich bekannt gemacht.