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Künftig mit Fahrstuhl

Die Seeg bekennt sich zum Wohngebiet Albert-Mücke-Ring und wertet es auf – das gefällt nicht jedem.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Birgit Richter nimmt kein Blatt vor den Mund: „Das Gebiet stand auf der Kippe.“ Noch vor zehn Jahren habe man geglaubt, dass die Einwohnerzahl Meißens immer weiter zurückgeht.

Nun hat sich die Situation geändert: Dresden wächst und mit ihm das Umland, also auch Meißen. „Wir haben uns entschieden, das Wohngebiet aufzuwerten und denken an die nächsten zwanzig Jahre“, sagt die Geschäftsführerin der Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft, kurz Seeg. Aufwerten, das heißt, die Plattenbauten aus DDR-Zeiten zu modernisieren. „Wer zieht heute noch in die fünfte oder sechste Etage“, fragt die Seeg-Chefin. Selbst junge Familien wollten mittlerweile nicht mehr auf den Komfort eines Aufzugs verzichten.

Hinzu kommt, dass am Albert-Mücke-Ring – hier gibt es etwa 350 Wohnungen und zwischen 600 und 700 Mieter – rund ein Drittel der Bewohner sogenannte Bestandsmieter sind. Das sind Mieter, die in DDR-Zeiten die Neubauwohnungen von ihren Betrieben zugewiesen bekamen und zwischen 200 und 300 Arbeitsstunden dafür leisten mussten. Diese Mieter sind heute im Rentenalter und froh über einen Aufzug.

Am ersten Block, der modernisiert wird, sollen zwei Aufzüge außen angebaut werden, der dritte Aufgang soll nur sein ursprüngliches Treppenhaus behalten. Die Mieter müssen eine halbe Treppe runter, oder rauf gehen, um zum Fahrstuhl zu gelangen. „Das bewältigen die allermeisten, Barrierefreiheit können wir derzeit nicht bieten.“ Dazu müssten ganze Wohnblöcke frei gezogen und die Fahrstühle im Innern eingebaut werden.

Dass der dritte Aufgang am Wohnblock keinen Fahrstuhl haben soll, hängt damit zusammen, dass dort Wohnungen vermietet werden sollen, die entsprechend billiger sind. „Wir wollen die einkommensschwächeren Mieter nicht verdrängen.“ Im Gegenteil, die Seeg bezahlt denjenigen Mietern, die innerhalb des Wohngebietes durch die Modernisierungen die Wohnung wechseln müssen, den Umzug. Dennoch werden einige Mieter den Albert-Mücke-Ring verlassen, weil sie die Modernisierungen nicht mitmachen wollen. Allerdings hofft die Seeg, dies durch die verbesserten Wohnbedingungen mehr als ausgleichen zu können.

Dass die Modernisierung des Wohngebietes an der Zeit ist, zeigt sich am dortigen Leerstand. Im ersten Block, der neu gestaltet wird, stehen 14 von 54 Wohnungen leer, das sind knapp 26 Prozent, im gesamten Wohngebiet liegt der Leerstand ebenfalls um diese Marke. Die Seeg lässt sich die Aufwertung des Albert-Mücke-Rings etwas kosten. Allein für den ersten Block sind Investitionskosten von 1,7 Millionen Euro geplant. „Wir wollen im Winter in den Treppenhäusern mit der Verlegung von Medien beginnen und an der Wärmedämmung arbeiten. Im April kommenden Jahres sollen die Aufzüge und die Balkone montiert werden“, so die Geschäftsführerin.

Ziel ist es, das Wohngebiet gut durchmischt zu gestalten. Familien und Singles sollen hier ebenso Platz finden wie die Jüngsten. Für diese gibt es – quasi vor der Haustür – einen eigenen Kindergarten. „Mehrgenerationen-Wohnen“ nennt Birgit Richter dieses Konzept. Es beruht wesentlich auf dem Kontakt der Mieter untereinander. Den können diese auch am 25. Mai pflegen. Da findet am Albert-Mücke-Ring das Frühlingsfest statt. Auch das lässt sich die Seeg etwas kosten: Bratwürste, Bier und andere Getränke.