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Kufenkünstlerin mit Charme

Gaby Seyfert wollte nie ein Leben wie ein Lineal. Die einstige Weltmeisterin lernte Höhen zu schätzen, weil sie Tiefen erlebte.

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© imago

Von Klaus Weise

Sie ist lebenslustig, ihre Augen blitzen, ihr Lachen steckt an. „Ich bin sehr glücklich, so glücklich, wie ich kaum noch glaubte, in meinem Leben zu werden“, sagt Gaby Seyfert. Morgen wird die einstige DDR-Eiskunstläuferin 65. „Wie das klingt. So fühle ich mich auf keinen Fall.“ Eine Riesenfeier gibt es nicht – aber Gaby Seyfert erwartet etwa ein Dutzend Gäste.

Aus dem Eiskunstlaufen wird keiner dabei sein. „Das interessiert mich nach wie vor, aber direkten Bezug zur Szene habe ich nicht“, betont sie. Auch die deutschen Meisterschaften im Dezember in Berlin finden ohne sie als Zuschauerin statt, da ist sie mit ihrem Mann auf Reisen. Seyfert, die seit 30 Jahren in Berlin-Karow lebt, begeisterte mit Charme und Können auf den Kufen. Ihre außergewöhnliche Vita: Zweimal wurde sie Weltmeisterin, dreimal Europas Beste, Olympia-Zweite 1968 und zehnmal DDR-Meisterin.

Schon 1966 kürten die DDR-Sportfans die Tochter der Jahrhundert-Trainerin Jutta Müller, die mit ihren Schützlingen über 60 Medaillen gewann, zur „DDR-Sportlerin des Jahres“. Gaby Seifert sorgte jedoch nicht nur für sportliche Schlagzeilen: wechselnde Partner, Gerüchte über Konflikte mit der harten Mutter-Trainerin, unerfüllte Träume von einer Eisrevue im Westen.

Das alles bewegte die Menschen in der DDR. Vor allem der Mensch Gaby Seyfert inspirierte, auch wenn vieles nur als Gerücht die Runde machte. „Ein Leben wie ein Lineal und ohne Ausrisse, das wäre doch furchtbar langweilig. Ohne Niederlagen wüsste man Höhen nicht zu schätzen“, bilanziert Seyfert. „Dämpfer gehören dazu. Nur Friede, Freude, Eierkuchen ist nicht mein Ding.“

Ihr Rückblick auf die Sporterfolge fällt entspannt aus: „Ich brauche keinen Trophäenschrank daheim, aber ein paar Erinnerungsstücke haben schon Eingang in das Wohnungsbild gefunden.“ „Die Kufenjahre“, sagt sie mit warmer Stimme, „trage ich aber sowieso in meinem Herzen.“

Im Mai 1971 beendete sie überraschend ihre Karriere. 1972 heiratete sie Eistänzer Eberhard Rüger. 1974 kam Tochter Sheila zur Welt. Ein Jahr später war die Ehe am Ende. Es folgten Höhen und Tiefen – beruflich wie auch privat. Ihren dritten Ehemann Egbert Körner heiratete sie 2011 auf Hawaii. (dpa mit SZ)