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Lärmschutz mit Löchern

Ein Nachbar hat Andreas Otto zudem gebeten, statt Bäumen lieber eine Hecke zu pflanzen.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Niesky. Andreas Otto führt gelassen über das Grundstück seiner Firma im Nieskyer Ortsteil See. Er hat dort nichts zu verbergen. Bereitwillig zeigt der Unternehmer auch jene Wand, die bei den Nieskyer Stadträten zuletzt für viel Gesprächsbedarf gesorgt hat. Ein Nachbar von Andreas Otto hat im Technischen Ausschuss nämlich angezweifelt, dass die Mauer den Namen Lärmschutzwand verdiene. Löchrig wie ein Schweizer Käse sei sie und auch die Höhe von zwei Metern werde nicht eingehalten.

Kleine Löcher gibt es in der Mauer tatsächlich. Denn das Bauwerk ist Marke Eigenbau, errichtet aus alten Wegeplatten. Dass der Lärmschutz nicht zu niedrig ausfällt, kann Andreas Otto hingegen leicht mit einem Zollstock nachweisen. Nun gut, vielleicht fehlt mitunter ein halber Zentimeter, aber dass Andreas Otto – wie ein Nachbar behauptet – das Gelände aufgeschüttet hat, das stimmt definitiv nicht. Dabei geht es dem Unternehmer gar nicht darum, Recht zu behalten. Er will keinen Streit, sondern Lösungen.

Ein Nachbar fordert eine Mauer, der nächste hätte in der Vergangenheit wohl lieber auf deren Anblick verzichtet, erzählt Andreas Otto. Es dürfte ihm kaum gelingen, es allen Beteiligten Recht zu machen. Da hilft es womöglich, dass nun alle Nachbarn noch einmal gefragt sind, ihre Stellungnahme zu der Situation vor Ort abzugeben. Denn der Bebauungsplan des Firmensitzes soll aktualisiert werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Meinung der Nachbarn gefragt. Denn gerade wenn wie in See ein Firmengelände von Wohnhäusern umgeben ist, stellt sich die Frage des Lärmschutzes.

Aus Rücksicht auf seine Nachbarn hat Andreas Otto schon die Schüttgutboxen weg von der umstrittenen Mauer an das andere Ende seines Grundstücks verlegt. Dort lagern Sand, Kies und Pflastersteine. Der Unternehmer leitet eine Firma für Tiefbau und eine für Landschaftsbau. Da braucht es regelmäßig neues Material. Tatsächlich würde das aber in der Regel direkt zu den Baustellen geliefert, erzählt Andreas Otto. Auch der überwiegende Teil der Baumaschinen stünde in der Saison über Nacht auf den Baustellen. Was nicht heißen soll, dass auf seinem Grundstück kein Lärm entsteht. Den gibt es.

Andreas Otto bemüht sich jedoch, die Arbeitszeiten zwischen 6 und 18 Uhr einzuhalten. Trotzdem will und kann er nicht ausschließen, dass auch nach 19 Uhr in Ausnahmefällen noch ein Bagger auf das Firmengelände rollt. Da wünscht sich der Unternehmer mehr Verständnis und erinnert an die Vergangenheit. Ehe er das Gelände gekauft hat, ist dieses lange von den Landwirten in See als Kuhstall genutzt worden. Totale Stille hat also nie geherrscht. „Das Mistförderband lief früher auch in den Morgenstunden“, sagt er. Und da hat noch keine Mauer gestanden.

Nun will der Unternehmer erst einmal abwarten, welche offiziellen Stellungnahmen tatsächlich eingehen. Dann wird er reagieren. Falls die Löcher in der Wand geschlossen werden müssen, dann werde er das selbstverständlich tun. Nur die Forderung, einen in Teilen schon bestehenden Erdwall an der Mauer auszubauen, würde ihn vor echte Probleme stellen. Denn er braucht diesen Platz für Container und sieht sich auch im Recht. Es obliege ihm, ob er es bei der Betonmauer belässt, oder einen Erdwall aufschüttet. So stehe es in offiziellen Unterlagen.

In jedem Fall lässt sich die Änderung des Bebauungsplans für Andreas Otto deutlich schwieriger an als gedacht. Weil er eine Fläche versiegelt hat, soll er zum Ausgleich beispielsweise auch Bäume pflanzen. So weit, so gut. Doch Stadtrat Lothar Halke weist in der jüngsten Sitzung darauf hin, dass die dafür angedachten Exemplare wegen zu großer Wurzeln dafür nicht geeignet sind. Ein Nachbar hat Andreas Otto zudem gebeten, statt Bäumen lieber eine Hecke zu pflanzen. Doch darf er das auch?

Das letzte Wort werden in See wohl weder Andreas Otto, noch seine Nachbarn haben, sondern die Behörden.