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Lärmschutzwände im Wunschton

Bei der Farbgebung für den Schallschutz an der Magistrale darf Horka mitreden. Eine Farbe genügt der Gemeinde nicht.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Biehain. Die grauen Pfosten überragen die Bauarbeiter am Biehainer Bahnübergang deutlich. Es braucht einen Kran, um die Lücken zwischen den gewaltigen Metallträgern zu schließen. Eine schwere Platte nach der anderen wird herangefahren und herabgelassen. An der Wasserscheide wächst so Schritt für Schritt ein massives Bollwerk in die Höhe. Es soll den Horkaer Ortsteil einmal vor dem Lärm vorbeidonnernder Güterzüge schützen. Noch zeigt sich die Lärmschutzwand in kargen Grautönen. Doch schon Ende des Monats soll sie einen grünen Anstrich erhalten. Dafür greift aber niemand zum Pinsel. Stattdessen werden am Bauwerk zusätzlich grün abgestufte Aluminiumwände angebracht.

Was sich die Biehainer derzeit nur im Kopf ausmalen können, das haben Horkas Bürgermeister Christian Nitschke und die Gemeinderäte schon in den Händen gehalten. Eine Computeranimation macht es möglich. Auf Fotoaufnahmen werden die in das Bild montierten Wände dabei jeweils in graue, grüne oder braune Farbtöne getaucht. Die Bahn hat der Gemeinde die entsprechenden Entwürfe zugeschickt. Die Farbabstufungen verlaufen dabei in Streifen. Am Boden ist die Farbe dunkler, nach oben hin wird sie heller. Die Gemeinderäte sind gefragt, sich für eine der drei Varianten zu entscheiden. Denn für den Teil der Magistrale, der durch Horka führt, und den Abschnitt an den Wiesenhäusern steht die Farbgebung der Lärmschutzwände noch nicht fest.

Sollen diese genau wie jene Biehain in grüne Aluminiumwände gehüllt werden? Die Antwort darauf fällt den Gemeinderäten nicht leicht. Insbesondere Bürgermeister Christian Nitschke kann sich mit den Grüntönen nicht so recht anfreunden. „Grün wirkt mir zu aggressiv“, sagt er. Auch Gisela Fabrowsky beginnt zu zweifeln. Die Farbgebung erscheint zumindest auf der Simulation ziemlich grell. Vielleicht zu grell. Die Brauntöne erachtet die Mehrheit der Gemeinderäte als die angenehmere Farbwahl. Doch Biehains Ortsvorsteher Jörg Koltermann mahnt, sich nicht von der Computersimulation verwirren zu lassen. Denn gerade im Sommer, wenn alles grünt, fügen sich die grünen Lärmschutzwände gut ein. „Da, wo Natur ist, sollten wir Grün nehmen“, schlägt er vor.

Auf diesen Kompromiss verständigt sich der Horkaer Gemeinderat schließlich in seiner jüngsten Sitzung. Wenn die Lärmschutzwände, wie beispielsweise in Biehain, von reichlich natürlichem Grün umgeben sind, sollen sie ebenfalls eine grüne Farbgebung erhalten. In Horka aber, wo die Bahntrasse überwiegend an Gebäuden vorbeiführt, werden die Lärmschutzwände nach dem Wunsch der Gemeinderäte in Brauntöne gehüllt.

Unabhängig von der Farbgebung müssen die Lärmschutzwände vor allen Dingen die Lautstärke entlang der Strecke hörbar dämpfen. Die Deutsche Bahn AG geht gegenwärtig schließlich davon aus, dass nach dem Ausbau der Strecke täglich 153 Züge im Bereich Schienengüterverkehr zwischen Knappenrode und der polnischen Grenze unterwegs sein werden. Im Schienenpersonennahverkehr wird von rund zwanzig Zügen täglich im Abschnitt Knappenrode - Abzweig Särichen ausgegangen. Jene Zahlen sind in der entsprechenden Betriebsprognose der DB Netz AG für das Jahr 2025 angegeben worden. Die Niederschlesische Magistrale wird derzeit zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert.