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Lampenfieber vor Auftritt in St. Petersburg

Zehn Schüler des Bischofswerdaer Gymnasiums fahren zu einem internationalen Festival. Das ist zugleich der Start einer Partnerschaft.

Von Ingolf Reinsch
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Helen Zimmermann ist eine von zehn Schülerinnen und Schülern der Klasse 8/1, die sich auf die Reise nach St. Petersburg vorbereiten. Dort werden sie im Rahmen eines Gala-Konzertes zusammen mit russischen Schülern auftreten.
Helen Zimmermann ist eine von zehn Schülerinnen und Schülern der Klasse 8/1, die sich auf die Reise nach St. Petersburg vorbereiten. Dort werden sie im Rahmen eines Gala-Konzertes zusammen mit russischen Schülern auftreten. © Steffen Unger

Bischofswerda. Mit jedem Tag wächst das Lampenfieber, räumen Helen, Hendrik und Ulrich unumwunden ein. Am Sonnabend dieser Woche werden sie zusammen mit sieben weiteren Schülern ihrer Klasse 8/1 am Goethe-Gymnasium in Berlin-Schönefeld ins Flugzeug steigen und nach St. Petersburg fliegen. Am Donnerstag nächster Woche haben sie dort ihren großen Auftritt. Beim Galakonzert im Rahmen eines internationalen Schostakowitsch-Festivals werden die Bischofswerdaer Schüler mehrere Stücke vor großem Publikum spielen. Musiklehrerin Cornelia Symank, eine der Lehrerinnen, die die Schüler begleiten wird, suchte dafür mehrere Stücke aus, darunter Beethovens „Ode an die Freude“ und das von Franz Schubert vertonte Goethe-Gedicht „Heidenröslein“.

Bis zum Auftritt wird geprobt. Zurzeit noch in Bischofswerda, ab Montag gemeinsam mit russischen Schülern in St. Petersburg. Dort sind die Bischofswerdaer Gymnasiasten Gäste einer Sekundarschule. Sie besuchen an den Vormittagen den Unterricht und bekommen an den Nachmittagen Einblicke in die reiche Kultur der nordrussischen Metropole. Er freue sich vor allem darauf, russische Kultur kennenzulernen und einen Einblick in das Leben der Menschen zu bekommen, sagt Ulrich zu seinen Erwartungen. Die Voraussetzungen, ein Stück Alltag zu erleben, sind gut. Denn die Schüler wohnen in der einen Woche ihres Aufenthaltes bei Gastfamilien. Für die meisten von ihnen ist es die erste große Reise in ein fremdes Land, die sie allein antreten. „Wir möchten sie auch nutzen, um Erfahrungen zu sammeln“, sagt Hendrik.

Russische Kultur erschließen

Schulleiter Bodo Lehnig kommt ein paar Tage später nach. Doch auf jeden Fall rechtzeitig, um das Konzert erleben zu können. Er kommt nicht nur wegen der Musik. Im Rahmen des Konzertes wird zwischen dem Goethe-Gymnasium und der Schule in St. Petersburg ein Vertrag über eine Schulpartnerschaft unterzeichnet. „Es geht um den regelmäßigen Austausch von Schülern und Lehrern, aber auch um einen Anreiz für Bischofswerdaer Schüler, die russische Sprache zu erlernen und sich die russische Kultur zu erschließen“, sagt er. Vermittelt wurde der Kontakt zwischen beiden Schulen durch den Bischofswerdaer Verein Mosaika. Der hatte Ende vergangenen Jahres zehn Schüler aus St. Petersburg zu Gast. Die wiederum besuchten das Weihnachtskonzert am Goethe-Gymnasium und waren von den Leistungen der Bischofswerdaer Schüler begeistert, berichtet Anna Giesbrecht von Mosaika. Ein erster Grundstein für eine künftige Schulpartnerschaft war damit gelegt.

Beide Einrichtungen verbindet mehr als nur gesunde Neugier aufeinander. Die Schule in St. Petersburg arbeitet nach einem ähnlichen Konzept wie das Gymnasium in Bischofswerda, berichtet Anna Giesbrecht. Sie ist Grundschullehrerin und Regisseurin und kam vor Jahren als Spätaussiedlerin von St. Petersburg nach Bischofswerda. Beide Schulen haben ein musikalisches und sportliches Profil. Schon daraus ergeben sich Möglichkeiten des Austausches und der Zusammenarbeit. Die Schule in St. Petersburg richtet im jährlichen Wechsel ein internationales Musikfestival und einen internationalen Musikwettbewerb aus. Schüler aus Bischofswerda könnten in den kommenden Jahren auch an diesem Wettbewerb teilnehmen. Benannt sind beide Veranstaltungen nach dem Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Dessen 7. Sinfonie wird meist Leningrader Sinfonie genannt. Ihre Premiere erlebte sie am 9. August 1942 in der belagerten Stadt.

Mehrere Stücke während des Konzertes werden die Bischofswerdaer Schüler gemeinsam mit ihren Gastgebern spielen, deutsche, aber auch russische Musik. Die Noten dafür tauschten die Musiklehrer per E-Mail aus, sodass hier wie dort bereits geprobt werden kann. Seit Jahren fördern die Pädagogen am Goethe-Gymnasium musikalische Begabungen von Schülern in besonderer Weise. Ab der Klassenstufe fünf werden musikalisch orientierte Klassen angeboten. Schüler können das Spielen auf verschiedenen Instrumenten erlernen, unter anderem Klavier, Keyboard, Trompete, Posaune, Gitarre und Schlagzeug. Es gibt Ensembleklassen, eine Schulband und den Schulchor. Lehrer der Kreismusikschule geben Unterstützung. Die Wege sind kurz. Denn die Außenstelle der Kreismusikschule befindet sich im Gymnasium.

Da die Schüler in Gastfamilien untergebracht werden, halten sich die Aufenthaltskosten in St. Petersburg in Grenzen, sagt Russischlehrerin Julia Gnauck, die die Gruppe ebenfalls begleiten wird. Flug- und Fahrtkosten haben zunächst die Eltern der Schüler vorgestreckt. Man bemühe sich jedoch noch um einen Zuschuss aus einem Förderprogramm, heißt es.