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Landkreis gibt Linie 71 auf

Die Kleinnaundorfer haben den Kampf um die Busverbindung verloren. Dennoch waren sie erfolgreich.

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© steffen füssel, steffen fuessel

Von Verena Weiß

Das hatten sie sich anders vorgestellt. „Wir haben alles versucht, aber wir können es nicht ändern“, sagt Steffen Üregi enttäuscht. Mit weiteren Kleinnaundorfern folgte er am Montagabend den Diskussionen vorm Kreisausschuss in Pirna, machte sich selbst noch einmal für die Buslinie 71 durch den Freitaler Ortsteil stark.

Vergebens: Nach einer über zweistündigen Diskussion lehnten die Mitglieder des Kreisauschusses die Petition der Bürgerinitiative mehrheitlich ab. Allen voran Mitglieder der CDU-Fraktion. „Wir müssen die Gesamtsituation im Auge behalten“, argumentiert Abgeordneter Markus Dreßler (CDU). Dazu würden nicht nur die von den Verkehrsbetrieben gezählten 150 Kleinnaundorfer Fahrgäste gehören, sondern auch die über 1 000 Fahrgäste pro Tag, die das Liniennetz künftig erreichen soll. Abgesehen davon gebe es in seiner Kommune, im ländlichen Glashütte, größere Probleme im öffentlichen Nahverkehr. Das Ziel „mehr Fahrgäste im Gesamtsystem“ ist auch im Sinne der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) und des Regionalverkehrs Dresden (RVD). Nicht zu vergessen, dass mit dem neuen Verkehrskonzept etwa 450 000 Euro gespart würden, sagt Axel Ludwig vom RVD. Von einem „Kahlschlag im ÖPNV“, wie die Bürgerinitiative die Pläne der Busunternehmen betitelt, könne keine Rede sein.

Genau diese Frage versuchte Landrat Michael Geisler (CDU) herauszuarbeiten: Welche Nachteile entstehen für die Kleinnaundorfer, wenn die Linie 71 wegfällt? Die Erkenntnis des Landrates: „Die Situation bleibt komfortabel.“ Die Anwohner hätten mit Wegfall der Busverbindung immer noch drei Möglichkeiten, nach Dresden zu kommen: Mit der Linie C könnten sie im Stundentakt bis zur Haltestelle Burgker Straße fahren und dort in die neue Direktverbindung, die Linie 66/B, umsteigen. Die soll zwischen Freital-Burgk und dem Dresdner Hauptbahnhof verkehren. Eine weitere Möglichkeit wäre, mit der Linie 366 über Bannewitz nach Dresden zu fahren oder auf dem neuen Fußweg 1 100 Meter bis zur nächsten Haltestelle an der Burgker Straße zu laufen. Letzteres stieß nicht nur den Kleinnaundorfern auf. Auch Freitals OB Klaus Mättig (CDU) bezeichnete diese „Alternative“ als „Unverschämtheit“. An der Entscheidung des Kreisausschusses änderte das aber nichts, auch nicht die 999 Unterschriften, die sich für die Linie aussprechen. Die Busverbindung soll weg.

Dabei hatte sich der Landkreis jüngst beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) für den Erhalt der Busverbindung eingesetzt. Was brachte die Kehrtwende? Nach der Einwohnerversammlung im September, zu der Vertreter des Landkreises, der Stadt Freital und der Verkehrsbetriebe anwesend waren, sollte der Sachverhalt nochmals geprüft werden – auf dem Tisch des Landratsamtes. Hier entschied man sich, den Kreisauschuss über die Zukunft der Linie befinden zu lassen. Eine Entscheidung mit Folgen. Aber welche Konsequenzen der Wegfall der Buslinie hat, wird sich erst zeigen, wenn die Pläne vom Papier auf der Straße umgesetzt werden. Wann, ist noch nicht abschließend geklärt. Ursprünglich sollte das neue Konzept schon zum 24. August in Kraft treten. Dass es nicht so kam, ist dem Engagement der Bürgerinitiative geschuldet. Die letzte Entscheidung trifft nun das Lasuv als Genehmigungsbehörde. Bis dahin soll die Verkehrssituation in Kleinnaundorf im „engen Kreis“ besprochen und Alternativen gesucht werden. Vor allem für die abgelegeneren Anwohner am Birkenwäldchen und am Segen soll es Überlegungen geben, so die Auflage vom Landkreis an den RVD. In den „nächsten Tagen“ solle der RVD „Vorschläge unterbreiten“. Diese werden dann im nächsten Kreisauschuss vorgestellt.

Dennoch, so heißt es aus dem Landratsamt, könne man vom „Erfolg der Bürgerinitiative sprechen“. In der Debatte versicherte der RVD, dass es sich „bei der Fahrt von Kleinnaundorf nach Dresden um eine Tarifzone handelt“. Bisher wurde für die Fahrt über Bannewitz von zwei Tarifzonen ausgegangen. Dies käme teurer. Eine Neuigkeit, die die Betroffenen nur schwer tröstet. Denn für die Linie 71 dürften die Runden durch Kleinnaundorf gezählt sein.