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Leben in die Jahnhalle

Die Bürgerstiftung Meißen hat ein Anfangskapital von 10 000 Euro zusammen – nun soll das erste Projekt gestemmt werden.

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© Daniel Bahrmann

Udo Lemke

Meißen. Die Bürgerstiftung Meißen wird von der Dresdner Bürgerstiftung als Treuhänderin unter ihre Fittiche genommen. Was sie leisten soll, wollte die SZ vom Geschäftsführer der Dresdner Stiftung, Winfried Ripp, wissen.

Winfried Ripp, geboren 1952 in Herne, kam 1993 nach Dresden. 1998 gründet er die Bürgerstiftung Dresden.
Winfried Ripp, geboren 1952 in Herne, kam 1993 nach Dresden. 1998 gründet er die Bürgerstiftung Dresden. © privat

Für die künftige Bürgerstiftung Meißen ist ein Anfangsvermögen von 10 000 Euro zusammengetragen worden. Ist das nicht arg wenig?

Das ist nur das Startkapital, damit man überhaupt erst einmal anfangen kann. Es muss im Laufe der Jahre auf jeden Fall mehr Kapital angesammelt werden, denn die Stiftung finanziert ihre Projekte ja aus den Zinserträgen des Kapitals. Aber es geht auch anders. Die Bürgerstiftung Dresden erzielt heute etwa zwei Drittel ihrer Einnahmen aus Spenden, die gezielt für bestimmte Projekte eingesetzt werden. Was Meißen betrifft, so ist als erstes großes Projekt ja die Sanierung und Belebung der Jahnhalle geplant. Als gemeinnützige Organisation kann sich eine Bürgerstiftung natürlich auch um Fördermittel bemühen. Die Bürgerstiftung Dresden hat die ersten fünf, sechs Jahre von Spenden gelebt, erst danach waren wir in der Lage, auch aus Zinserträgen zu fördern.

Ist damit erklärt, was eine Bürgerstiftung ist?

Es gibt nicht nur einen Stifter, sondern eine ganze Reihe von Menschen, die gemeinsam etwas für ihre Stadt, für ihren Kreis oder ihre Region tun wollen. Eine Bürgerstiftung ist eine Gemeinschaftsstiftung.

Und wie ist das mit Erbschaften, kann eine Bürgerstiftung diese annehmen?

Ja, das spielt eine zunehmend größere Rolle. Wir haben inzwischen einiges von Leuten, die ihrer Stadt etwas Gutes tun wollten, geerbt. Gerade in Zeiten, da quasi keine Zinsen mehr anfallen, ist dies wichtig, um Kapital aufzubauen.

Kann jeder Bürger Zustifter einer Bürgerstiftung werden?

Das ist so. Allerdings haben wir bei der Bürgerstiftung Dresden eine Begrenzung, was das Mitspracherecht angeht. Bei uns muss man einen Mindestbetrag von 500 Euro gespendet haben, um an der Stiftungsversammlung teilnehmen und mitbestimmen können. Genau so ist es ja auch im Satzungsentwurf der Bürgerstiftung Meißen festgehalten. Denn eine Bürgerstiftung ist nun mal kein Verein, wo jeder gleiches Stimmrecht hat. Die Leute, die entscheidend daran beteiligt sind, Geld aufzubringen, sollen auch die Geschicke der Stiftung bestimmen.

Das Ganze könnte man ja als bürgerschaftliches Engagement bezeichnen.

Die Arbeit in einer Bürgerstiftung ist eine Form des bürgerschaftlichen Engagements. So ist es ja auch im Satzungsentwurf festgehalten: „Die Bürgerstiftung Meißen ist eine gemeinnützige, überkonfessionelle und überparteiliche Einrichtung von Bürgern für Bürger in der Stadt Meißen und soll dem Gemeinwohl dienen. Ihre Aufgabe ist es, bürgerschaftliches Engagement auszulösen und zu unterstützen“, heißt es da.

Was glauben Sie, hat die Stadt Meißen von einer Bürgerstiftung?

Ganz konkret will sie durch die Wiederbelebung der Jahnhalle ihrem Zweck nachkommen. Der ist in der Satzung als Förderung von Kunst und Kultur, Volksbildung, Jugend- und Altenhilfe, Denkmal-, Landschafts- und Heimatpflege und des Sports beschrieben. Darüber hinaus sollen künftig weitere Projekte gefördert werden. Welche das sein werden, müssen die Meißner Bürger selbst entscheiden.

Glauben Sie, dass die Meißner Bürgerstiftung etwas für den Zusammenhalt in der Stadt tun kann?

Ja, weil hier Menschen zusammenkommen, die ein Interesse daran haben, dass es ein funktionierendes Gemeinwesen gibt. Dass die Stadt nicht auseinander driftet, dass sie lebenswert ist.