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Lebensretter gesucht

Im Sommer werden die Blutkonserven knapp. Das DRK braucht dringend neue Spender – nicht nur wegen der Ferienzeit.

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© Steffen Unger

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Blutspendetermin an den Oberlausitz-Kliniken in Bautzen: Astrid Kirch eilt die Treppen hinauf in die vierte Etage. Die Mitarbeiter vom DRK-Blutspendedienst begrüßen die 54-Jährige dankbar. Astrid Kirch ist Stammspenderin. Und auf die Stammspender ist Verlass. Zum Glück. Für die Lehrerin aus Bautzen ist das heute die 61. Blutspende. Sie kommt regelmäßig viermal im Jahr. Öfter dürfen Frauen nicht spenden.

Astrid Kirch macht keine großen Worte. „Für mich ist das selbstverständlich. Es kostet mich doch nichts“, sagt sie und füllt den obligatorischen Fragebogen aus. Sie kreuzt an, dass sie nicht erkältet ist, in den letzten vier Wochen keine Antibiotika genommen und in den letzten sieben Tagen auch keinen Arzt gebraucht hat. Falls sie nicht gesund wäre oder sich nicht gesund fühlen würde, dürfte sie kein Blut spenden. Nicht mal einen Schnupfen dürfte sie haben. Astrid Kirch lacht: „Zum Glück bin ich ja immer gesund.“ Auch die Ärztin vor Ort, der sich alle Spender noch einmal vorstellen müssen, gibt ihr Okay und bestätigt, dass sie heute spenden darf.

Ständig frischer Nachschub gebraucht

Ihr Blut wird in Sachsen dringend benötigt. Zurzeit dringender denn je. Denn die lange Hitzeperiode und die beginnende Urlaubszeit haben die Spendenzahlen in den letzten Wochen drastisch sinken lassen. Und jetzt stehen auch noch die Sommerferien vor der Tür. In den Ferien kommen zu den Ortsterminen erfahrungsgemäß immer weniger Spender als sonst, weil viele verreist sind. Auch deswegen ist Astrid Kirch jetzt noch mal da.

Gerade ihr Blut wird in diesen Tagen besonders gebraucht. Die Lehrerin hat Blutgruppe B, Rhesusfaktor negativ. In dieser Blutgruppe sind die Vorräte im Moment besonders knapp. Auch in Blutgruppe Null sind die Reserven auf ein Minimum geschrumpft. Schwester Carolina vom DRK-Blutspendedienst legt Astrid Kirch die Kanüle an. Es wird keine zehn Minuten dauern, bis 500 Milliliter Blut aus ihrem linken Arm in den kleinen Vakuumbeutel geflossen sind. Noch am selben Abend werden die Blutspenden aus Bautzen zur Verarbeitung nach Dresden gebracht. Weil Blutpräparate immer nur wenige Tage haltbar sind und nicht auf Vorrat hergestellt werden können, wird ständig frischer Nachschub gebraucht. Und es muss schnell gehen.

Stammspender halten System aufrecht

Allein in Sachsen werden jeden Tag rund 700 Blutspenden benötigt, um den Bedarf an Konserven und Präparaten in den Krankenhäusern und medizinischen Versorgungszentren decken zu können. Nur in den Oberlausitz-Kliniken beispielsweise liegt der Jahresbedarf bei mehr als 3 500 Konserven mit einer Größe von 225 bis 385 Milliliter. So können etwa für eine einzige Hüft-OP schon mal bis zu 30 Blutkonserven benötigt werden.

Nur freiwillige Blutspenden können diesen großen Bedarf decken. Aber es sind vor allem Stammspender wie Astrid Kirch, die das System aufrechterhalten. Noch funktioniert es gut. „Niemand muss befürchten, dass den Krankenhäusern die Konserven ausgehen“, versichert Ramona Pötschke vom DRK-Blutspendedienst. „Jeder, der ein Blutpräparat benötigt, kann sicher sein, das er es bekommt – eben dank der freiwilligen Spender.“

Die Jüngeren fehlen

Deren Zahl aber sinkt stetig. Immer mehr langjährige Blutspender scheiden aus – auch, weil sie nach dem 73. Geburtstag nicht mehr spenden dürfen. Im Gegenzug gibt es aber nicht mehr so viele Jüngere, die die Lücken füllen. Das sei aber nur zum Teil mit der demografischen Entwicklung zu erklären, sagt Ramona Pötschke. Für viele Jüngere sei Blutspenden heute nicht mehr so im Blickfeld als noch bei den Älteren. Jeder dritte Sachse könnte theoretisch Blut spenden, aber nur drei Prozent tun es tatsächlich. „Dabei kann jeder jederzeit in die Lage geraten, eine Blutspende zu benötigen“, sagt die DRK-Mitarbeiterin.

Zum Spendentermin nach Bautzen kommen an diesem Nachmittag 55 Blutspender, annähernd so viele wie sonst auch. Fast alle sind langjährige Stammspender wie Astrid Kirch. An diesem Tag sind aber auch vier Erstspender dabei. Eine sehr gute Quote, freut sich Ramona Pötschke. Oft kommt kein einziger Erstspender. Dabei könnte man das auch noch mit 65.

Astrid Kirch gönnt sich nach der Blutspende noch ein paar Wiener und eine Tasse Kaffee. Den Imbiss stellt der DRK-Blutspendedienst kostenlos zur Verfügung. Eine Tafel Schokolade als Dankeschön gibt’s auch noch. Keine halbe Stunde hat es gedauert, bis die 54-Jährige die Treppen wieder heruntereilt. In einem Vierteljahr wird sie wiederkommen. Selbstverständlich.

Eine Übersicht über Blutspendetermine in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter: www.blutspende-nordost.de

Gespendet werden kann zum Beispiel am kommenden Montag, 15 bis 19.30 Uhr, in der Oberschule Königsbrück; am Dienstag, 14 bis 19 Uhr, im EKZ Bischofswerda, Ernst-Thälmann-Str.3, oder von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr im Vereinshaus in Lichtenberg.