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„Leere Flächen auf meiner Haut stören mich“

Das erste Bild ließ sich Jolien Friholds erst vor zwei Jahren stechen. Am Sonntag will sie „Miss Tattoo Germany“ werden.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Jolien Friholds ist infiziert – mit der Tattoo-Sucht. Das erste Bild ließ sich die 25-Jährige vor zwei Jahren stechen. Der Anlass war die Geburt ihres Sohnes. Der Name Jayden ist seitdem über ihrer linken Brust zu lesen. Eigentlich sollte es ja bei diesem einen Tattoo bleiben – doch der Schriftzug war nicht lang allein. Eine Uhr auf dem Oberarm, die die exakte Uhrzeit von Jaydens Geburt zeigt, ist ebenso dazu gekommen wie ein Totenkopf auf dem Oberschenkel oder zwei Schriftzüge auf dem Bauch – um nur einige zu nennen. „Die meisten Tattoos haben mit mir zu tun, mit meiner Familie, meinem Leben. Ich arbeite damit auch meine Vergangenheit auf“, erklärt Jolien Friholds.

Die Haut ihres linken Arms ist schon komplett bedeckt. Als „Lückenfüller“ dienen Blumen, Sterne, Schmetterlinge. Damit ist Jolien Friholds zufrieden – ganz im Gegensatz zu anderen Stellen ihres Körpers. „Die leeren Flächen auf meiner Haut stören mich inzwischen.“ Sie hätte nichts dagegen, wenn sie in einigen Jahren vollkommen übersät wäre von Symbolen, Bildern, Buchstaben – einschließlich der Füße. Nur zu bunt darf es nicht sein.

Die gebürtige Berlinerin bevorzugt schwarze Bilder mit roten Akzenten. Als Nächstes hätte sie gerne einen Phönix und eine Krone auf dem Rücken. Dabei ist Friholds alles andere als schmerzbefreit. Niemand weiß das besser als ihr Freund Ringo Boettcher. Er ist Inhaber des Studios Buttgun-Tattoo auf der Friedrich-Engels-Straße, in dem Jolien Friholds ebenfalls arbeitet. Sie sitzt also an der Quelle, beide leben gemeinsam in Strehla. „Jolien kann schon mal schreien vor Schmerz“, erzählt Boettcher. Besonders empfindlich sei die Haut über den Rippen.

Niemals Tattoos im Gesicht

Doch von den Schmerzen lässt sich Jolien Friholds nicht einschüchtern. „Wenn man am Ende das Ergebnis sieht, weiß man, warum man es gemacht hat und dann ist alles wieder gut.“

Daran, wie sie einst im hohen Alter aussehen wird, denkt die 25-Jährige heute nicht. „Mit 80 Jahren sehen doch die meisten Menschen nicht mehr so schön aus. Ob man dann noch ein Tattoo trägt, macht für mich keinen Unterschied.“ Sie ist sich daher sicher: „Ich werde meine Tattoos niemals bereuen.“

Doch auch für Jolien Friholds gibt es Grenzen: „Was ich nicht schön finde, sind Tattoos am Hals und im Gesicht, zumindest bei Frauen.“ Auch komplette schwarze Flächen, wie sie in der Szene derzeit in Mode sind, lehnt sie ab.

„Manche lassen sich ganze Körperteile schwarz tätowieren“, sagt Ringo Boettcher. Auch er findet das unästhetisch. Doch bei der Misswahl am Sonntag könnte die ein oder andere Anwärterin auf den Titel „Miss Tattoo Germany“ versuchen, damit zu punkten. Auch Jolien Friholds wird bei dem Wettbewerb in Wittenburg bei Schwerin dabei sein. Dort treten die „Missen“ aus den einzelnen Bundesländern gegeneinander an.

Im Sommer war Friholds „Miss Tattoo Sachsen“ geworden. Jetzt bereitet sie sich auf die „Bundesliga“ der Misswahl vor. „Ich halte Diät und überlege mir, wie ich mir die Haare mache und was ich anziehen werde.“ Eine gewisse Unruhe vor dem großen Tag kann sie nicht verbergen. Zwei Durchläufe wird es bei dem Wettbewerb geben: einmal in Abendgarderobe und einmal im Bikini – damit die Jury möglichst viel der kunstvoll gestalteten Haut sehen kann. In der Jury sitzt auch Sara Surprisink, die „Miss Tattoo Germany“ 2015.

Ihre Chancen auf den Titel schätzt Jolien Friholds als gut ein. „Wichtig ist auch, dass ich die Zeit für das Amt habe.“ Denn auf die „Miss Tattoo Germany“ kämen viele Verpflichtungen zu: „Die Siegerin muss danach für Fotoshootings in ganz Deutschland zur Verfügung stehen“, sagt sie. Die „Miss Tattoo Germany“ habe eine Menge zu tun.