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Altes Aluminium aus Leipzig für neue Autos

Eine neue Gießanlage in Rackwitz bei Leipzig will die wachsende Nachfrage der Industrie nach recyceltem Aluminium bedienen.

Von Sven Heitkamp
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Diese Aluminiumstränge werden bei Hydro weiterverarbeitet.
Diese Aluminiumstränge werden bei Hydro weiterverarbeitet. © dpa

Die fast 100 Jahre alte Aluminium-Gießerei in Rackwitz im Norden von Leipzig hat am Donnerstag ein neues, historisches Kapitel aufgeschlagen: Mit der Eröffnung einer neuen Fertigungslinie, die vor allem aus recyceltem Altschrott nachhaltige Alubolzen für die Autoindustrie produzieren soll. 40 Millionen Euro hat der Mutterkonzern, der norwegische Norsk Hydro ASA, in die Standorterweiterung investiert. Binnen 14 Monaten sind damit rund 3000 Quadratmeter große Fertigungshallen entstanden, sagte Geschäftsführer Thomas Stürzebecher bei der Eröffnung.

Die Jahresproduktion soll damit von zurzeit 95.000 Tonnen auf bis zu 120.000 Tonnen steigen, die Mitarbeiterzahl steigt parallel von 70 auf 90. Das Werk produziert sieben Meter lange Aluminiumbolzen mit 15 bis 38 Zentimetern Durchmesser, die an Press- und Schmiedewerke in der Region gehen. Dort werden dann verschiedene Bauteile für die regionale Autoindustrie wie Porsche, BMW und Opel gefertigt, beispielsweise Chassis-Komponenten, Radträger oder Elemente für Batteriekästen. Alu-Teile werden insbesondere für die neuen Elektromodelle benötigt, um möglichst viel Gewicht und damit Kraftstoff oder Strom einzusparen.

Keine Emissionen bis 2050

Vor allem aber soll die neue, sogenannte HyForge-Produktionslinie wesentlich nachhaltiger arbeiten. Die speziellen Bolzen könnten künftig direkt in Autokomponenten und andere Produkte geschmiedet werden, ohne dass weitere Prozessschritte wie Pressen oder Homogenisieren erforderlich seien. Verwendet werden dafür mehr als 90 Prozent Alt-Aluminiumschrott wie etwa ausrangierte Alufenster, Felgen, Getränkedosen und Schreddermaterial sowie Abfälle aus dem Maschinenbau und dem Bauwesen. Künftig soll nun noch mehr Schrott aus der Region wiederaufbereitet und damit die Kreislaufwirtschaft befördert werden, betonte Standortleiter Stürzebecher. Aluminium könne unendlich oft recycelt werden, ohne an Qualität zu verlieren.

Überdies wird für recyceltes, kohlenstofffreies Aluminium nach Angaben des Unternehmens nur fünf Prozent der Energie benötigt, die sonst für die Produktion von Aluminium verbraucht wird. Hydro folge mit der Investition besonders der steigenden Nachfrage nach leichten Aluminiumkomponenten aus der Autoindustrie, die ihre Produktion auf einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck reduzieren wollten. Aber auch Hydro selbst wolle seine Kohlenstoffemissionen bis 2030 um 30 Prozent und bis 2050 auf null reduzieren.

Ein Meilenstein

„Das Unternehmen beweist mit der Investition, wie nachhaltig auch die Automobilindustrie arbeiten kann“, sagte Sachsens Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (CDU). Er hat zurzeit den Vorsitz der Automotive Regions Alliance (ARA) inne, die sich für einen nachhaltigen Übergang in der europäischen Automobil- und Zulieferindustrie einsetzt. Schmidt erinnerte auch daran, dass in den 1925 gegründeten Leichtmetallwerken zu DDR-Zeiten unter anderem Hartgeld – auch Aluchips genannt – zu neuen Produkten eingeschmolzen worden seien. Schmidt: „Wahrscheinlich sind sie dadurch in ihrem Wert erhöht worden.“

Deutschland ist für den Aluminium-Konzern aus Oslo ein wichtiger Markt, betonte Hydro-Vorstand Eivind Kallevik. Ein Drittel des gesamten Aluminiumverbrauchs in Europa entfalle allein auf Deutschland. „Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir einen Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft und zum grünen Wandel in Deutschland leisten“, betonte Kallevik. Die neue Gießanlage sei dafür ein Meilenstein.