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Libanesen fürchten Syriens langen Arm

Bombenanschlag in Tripoli überschattet historisches Gipfeltreffen in Damaskus.

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Von SZ-KorrespondentinBirgit Cerha, Beirut

„Vielleicht“, sagte ein libanesischer Kommentator, „erleben wir, wie uns Damaskus mit einer Hand streichelt und mit der anderen Ohrfeigen gibt.“ Der Bombenanschlag, dem gestern in der nordlibanesischen Stadt Tripoli 18 Menschen zum Opfer fielen, zeigt den Libanesen, auf welch wackeligem Boden ihre mühsam wiedergefundene politische Einigung steht.

Tripoli ist eine Hochburg gewalttätiger Konflikte zwischen Angehörigen verschiedener politischer und religiöser Richtungen. Syriens Einfluss auf die Sunniten der Stadt ist besonders stark. Auch deshalb tendieren viele Libanesen dazu, den Terror als Warnung des Regimes in Damaskus an „aufmüpfige“ Kräfte im Libanon zu verstehen. Syrien besitzt immer noch die Möglichkeit, im Land Chaos zu schaffen, um eigene Interessen durchzusetzen.

Ende der Isolation?

Der Zeitpunkt des Anschlags macht diese Interpretation noch wahrscheinlicher. Denn gestern reiste Libanons neuer Präsident Michel Suleiman nach Damaskus, um sich mit seinem syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad zu treffen. Beiruter Medien sprechen von einem „historischen“ Besuch. Denn mehr als 60 Jahre nach der Geburt des libanesischen Staates will Syrien nun diplomatische Beziehungen mit dem Nachbarstaat aufnehmen. Der syrische Staatschef Assad will damit aus der internationalen Isolation ausbrechen. Doch noch entzweit tiefes Misstrauen beide Staaten. Das anti-syrische Lager im Libanon befürchtet, Damaskus plane nur einen weiteren Schritt zur Stärkung seiner Hegemonie über das Land.