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Lidl baut groß

Am Wertfeld und am Lindenplatz wird eifrig gebaut. Einkaufen bleibt aber durchgängig noch möglich.

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© Norbert Millauer

Von Susanne Plecher

Radeburg. Schon von der Autobahn 13 ist die Größe der Baustelle zu erahnen: Wo das neue Lidl-Logistikzentrum entsteht, ragen Betonträger hoch in den Himmel. Ein Teil der Außenhaut steht knapp zwei Monate nach dem ersten Spatenstich bereits.

Im Radeburger Gewerbegebiet Süd selbst wird deutlich, wie riesig das neue Lager sein wird. 115 000 Quadratmeter groß ist das Gelände, auf dem der Discounter einen Gebäudekomplex mit 42 000 Quadratmetern Geschossfläche errichten lässt.

Radeburg rückt in Firmename auf

„Unser Lager in Lampertswalde ist seit einigen Jahren unterdimensioniert. Das neue Logistikzentrum wird doppelt so groß“, sagt Jens Köhler, Immobilienleiter und Prokurist der Lidl-Vertrieb GmbH & Co KG in Lampertswalde. „Wir brauchen Platz!“ Im Sommer 2017 soll der Neubau in Betrieb gehen. Dann wird auch der Ortsname Lampertswalde im Firmennamen durch Radeburg ersetzt. Die 97 Filialen, die sich im Vertriebsgebiet zwischen Chemnitz, Dresden, Görlitz und Zittau befinden, sowie die elf, die in Südbrandenburg liegen, werden dann von hier aus beliefert. Das neue Riesenlager hat dabei Luft nach oben. Es ist ausgelegt für die Warenkommissionierung für 100 Märkte.

Die zu bedienen, ist eine Mammutaufgabe, die vor Nachtstunden nicht haltmacht. Ganz im Gegenteil, sind doch die Zeiten, in denen die Straßen leer sind, aus Logistikersicht pures Geld wert. „Wir werden das gesamte uns zur Verfügung stehende Zeitfenster nutzen“, sagt Köhler. Rund 40 Tore sind für die an- und ausliefernden Lkws vorgesehen. Die ersten von ihnen sind im Bau schon zu erkennen. Bevor der Generalunternehmer, die Klebl GmbH aus Neumarkt in der Oberpfalz, mit den Bauarbeiten beginnen konnte, musste schwere Technik ran und sehr viel Erde bewegt werden. Immerhin sind zehn Meter Höhenunterschied zu überwinden, um eine plane Fläche herzustellen. Meterhoch türmen sich die zusammengeschobenen Haufen.

Die dürften auch aus den Teilen der Guericke- und Winckelmannstraße bestehen, die früher durch das Gelände führten. Als Verkehrswege gibt es sie nicht mehr. Die Klebl GmbH kennt sich mit großen Baustellen aus: Die Firma hat unter anderem die Allianz-Arena in München, die O2-Arena in Berlin sowie den Auslieferungsturm von VW in Wolfsburg gebaut. Logistikzentren hat sie für Netto, Rewe und Lidl errichtet.

Musterfiliale am Lindenplatz

Die Baustelle an der Straße Am Wertfeld ist nicht die einzige, die Jens Köhler derzeit im Blick behalten muss. Denn auch am Lindenplatz wird gebaut. Hier entsteht die neue Musterfiliale des Discounters. Auf einer abgesperrten Fläche hinter dem Parkplatz legen derzeit Mitarbeiter der Firma Hoch- und Tiefbau Luckau GmbH das Fundament für den neuen Drogeriemarkt. Wenn er steht, wird vorübergehend zunächst die Lidl-Filiale einziehen. Danach soll das alte Gebäude abgetragen und das neue errichtet werden. Mitte 2017 sollen auch hier die letzten Arbeiten planmäßig abgeschlossen sein. Dann zieht Lidl in seinen neuen Markt und macht Platz für dm. „Unsere Kunden können während der gesamten Bauzeit einkaufen“, sagt Köhler, der ausreichend Parkplätze garantiert. Der erste Bauabschnitt, also die Fertigstellung des künftigen dm-Markts, soll noch vor Weihnachten beendet sein.

Das Konzept der Musterfiliale gibt es noch nicht lange. Die erste ihrer Art ist im Dezember 2015 im Baden-württembergischen Offenau eröffnet worden. Entsprechend wird der Radeburger Markt einer der modernsten sein. „Wir sehen darin eine Gesamtinvestition in die Zukunft“, sagt Andreas Marx, Portfolio-Manager der Firma. In Zukunft geht Einkaufen nicht mehr in engen Gängen. Die Menschen möchten Platz. Sie wollen sich nicht mehr nach den Waren im Regal strecken und wünschen behindertengerechte Kunden-WCs. Eltern wollen im Notfall ihre Babys wickeln können. All das findet Berücksichtigung – und braucht Raum. Obwohl das Sortiment, abgesehen von einem neuen Backshop deckungsgleich bleibt, wird der Markt um rund ein Drittel größer als der alte.

Dabei wird auch an die Mitarbeiter gedacht, was bei Lidl nicht immer selbstverständlich war. Immerhin war der Konzern 2008 deutschlandweit in die Negativschlagzeilen geraten, weil er monatelang seine Angestellten ausspionieren ließ. Die Radeburger Verkäufer können sich demnächst über große Personal- und Umkleideräume freuen. Im Discountbereich seien die immer noch unüblich, so Köhler. Um Energie zu sparen, erhält der Markt eine Integralanlage mit Luft-Wärmepumpe, mit der die Abwärme aus den Kühlaggregaten für die Heizung rückgewonnen werden kann. LED-Lichter werden die Innen- und Außenbereiche des Discounters beleuchten. Gleichzeitig sorgt eine große Glasfront für natürliches Licht und gibt dem Gebäude eine moderne, offene Erscheinung.