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Lkw-Betrieb prägte Zittaus Stadtbild

Die SZ erinnert an Orte, Institutionen und Menschen, die jeder kennt. Heute: die Robur-Werke.

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© Sampedro

Von Grit Lobstein

Als 1991 die letzten rund 350 Fahrzeuge vom Typ LD 3004 und LD 2004WD vom Fertigungsband der Zittauer Robur-Werke liefen, ging eine Ära zu Ende. Denn mit den VEB Robur-Werken Zittau endete die Geschichte eines des wohl legendärsten Nutzfahrzeugherstellers der DDR. Als Nachfolger der 1946 enteigneten Phänomen-Werke Gustav Hiller AG firmierten die Werke zunächst bis 1957 als Volkseigener Betrieb „Kraftfahrzeugwerk Phänomen Zittau“. Kurz darauf erfolgte die Umbenennung in „VEB Robur-Werke Lastkraftwagen und Motoren Zittau“. Bis zur politischen Wende waren die Werke dann ein großes Mischunternehmen mit 5 500 Mitarbeitern in acht Werken und mehreren Produktionsfeldern. Die Betriebsteile in Zittau erstreckten sich auf das gesamte Stadtgebiet. Aber auch in Seifhennersdorf, Bautzen, Brandis und Kamenz standen Werke des Robur-Kombinats.

So sah die Roburschule Zittau früher aus.
So sah die Roburschule Zittau früher aus. © privat

Rund 4 000 Menschen arbeiteten allein in Zittau. Zwei von ihnen waren Horst Scharf und Manfred Jähne. Beide erinnern sich noch heute gern an die Robur-Zeiten. Im Hauptwerk auf der Bahnhofstraße fing Horst Scharf 1956 in der Klempnerei an. Zu dieser Zeit lief gerade der erste Prototyp vom Typ LO 2500 vom Band. Einfahrer wollte er damals werden und durchlief deshalb so einige Betriebsteile, die Robur zu bieten hatte. Schlosserei, Montage, Fahrerhausfertigung oder Karosseriebau waren da nur ein Bruchteil. Manfred Jähne arbeitete beispielsweise im Werkzeugbau. Andere Mitarbeiter versorgten in Kantine oder Ambulatorium die Werktätigen. „Es gab kaum einen Beruf, den man hier nicht ausüben konnte“, erinnern sich die beiden. 1970 erweiterte der Bau von Textilveredlungsmaschinen die Palette. Der Betrieb prägte wesentlich das Stadtbild von Zittau, bot Arbeit und Freizeitangebote gleichermaßen. So war Robur auch Trägerbetrieb des Sports. Die Betriebssportgemeinschaft bot sportliche Betätigung für jedermann.

Doch bereits frühzeitig machte sich der Investitionsstau des DDR-Fahrzeugbaus bemerkbar. Der Jahresausstoß an Fahrzeugen pendelte zwischen 5 000 bis 6 000 Fahrzeuge. Und in den 80ern war es aufgrund verschlissener Produktionsanlagen bereits schwierig geworden, die Qualität der Erzeugnisse aufrecht zu halten. Zur politischen Wende 1989/1990 befand sich das Werk in einem desolaten Zustand. Tausende Beschäftigte mussten schließlich ihre Arbeit niederlegen. Darunter auch Horst Scharf und Manfred Jähne. Die Produktion musste 1991 eingestellt werden. Heute erinnern die Ruinen der einstigen Robur-Werke in Zittau an die legendäre Zeit.