SZ + Löbau
Merken

Der Häftling, der sich selbst bewachte

In Löbau, Dolgowitz, Bischdorf und anderen Orten der Region drehte die Defa 1954 die Komödie „Der Ochse von Kulm“ – eine Satire auf das Bayern der Nachkriegsjahre.

Von Bernd Dreßler
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hilfe, der Ochse kommt! Diese Szene aus dem Defa-Film „Der Ochse von Kulm“ wurde auf einer Weide zwischen
Dolgowitz und Bischdorf gedreht.
Hilfe, der Ochse kommt! Diese Szene aus dem Defa-Film „Der Ochse von Kulm“ wurde auf einer Weide zwischen Dolgowitz und Bischdorf gedreht. © Repro: Ralph Schermann

Löbau, Dolgowitz und Bischdorf gehörten 1954 zu Bayern. Zwar nur für kurze Zeit – aber immerhin. Die Defa hatte sich diese Orte neben Görlitz und einem Stück Zittauer Gebirge für Dreharbeiten ausgesucht. „Der Ochse von Kulm“ hieß der Film, der durchweg in Bayern spielte, indem überwiegend bayrischer Dialekt gesprochen wird und der auch mit vielen bayrischen Schauspielern besetzt war. Offenbar hatte Regisseur Martin Hellberg ein Gerichtsgebäude mit altem Gefängnis gesucht und es in Löbau gefunden. Da war es bis zu einer Weide in der Nähe vom Rotstein, wo ein wildgewordener Ochse auf Angehörige der amerikanischen Besatzungsmacht und ihre Freundinnen loszugehen hat, nicht mehr weit. Bauer Alois, der Ochsen-Besitzer, muss dafür 30 Tage ins Gefängnis – mit dem Ochsen, weil das Tier niemand betreuen will. Doch der Ochse hat auch auf dem Gefängnishof seinen eigenen Sinn, niemand kann ihn bändigen. Den Behörden fällt nichts ein, nur eine abartige Lösung: Alois muss seine Person spalten. Als Häftling Alois wird er zum Außendienst beim Tierhalter Alois abkommandiert, um den Ochsen zu beaufsichtigen, während er als Tierhalter Alois den Häftling Alois zu beaufsichtigen hat. Köstlich die Szenen, in denen er anschließend den bayrischen Justiz-Bürokraten die Rechnung für diese doppelte Leistung präsentiert.

Ihre Angebote werden geladen...