Neues altes Camping-Idyll in der Georgewitzer Skala

Camping boomt in Deutschland. Besonders Händler von Caravans und Wohnmobilen wurden in der Corona-Zeit zu Krisengewinnern. Weil Flugzeuge auf dem Boden blieben, Auslandsreisen unmöglich waren, besannen sich viele Deutsche während der Krise auf den Urlaub im eigenen Land - und schafften sich vermehrt Wohnwagen oder Wohnmobile an. Der Boom hält an. Und Bernd Engelmann, Wirt des ehemaligen Gasthauses "Gemauerte Mühle" in der Georgewitzer Skala bei Kittlitz, glaubt, dass der Trend nun auch in der Skala angekommen ist. Deshalb ertüchtigt er einen kleinen Campingplatz im Wald, der zuletzt zu DDR-Zeiten zu diesem Zweck genutzt wurde.
Besonders an sonnigen Wochenenden wandern viele Menschen durch die Georgewitzer Skala, vorbei an Engelmanns "Gemauerter Mühle". "Zuletzt waren es mal um die 250 an einem Wochenende. Das hat unheimlich zugenommen", sagt er. Sein Gasthaus will er deswegen nicht mehr eröffnen. "Dafür bin ich zu alt", sagt Engelmann. Aber ein bisschen zusätzlichen Service will er den Menschen in der Skala schon bieten. Und dafür will er eine kleine Waldlichtung ein paar Schritte oberhalb der "Gemauerten Mühle" wieder als Campingplatz etablieren.
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Außer Strom wenig, was moderne Camper wünschen
Die Lichtung ist sogar als Park- und Campingplatz ausgewiesen, wie ein an einem Baum angebrachtes Schild zeigt. Auch bei der Campingplatz-Suche im Internet ist er als solcher zu finden. So beschreibt etwa die Internetseite "stellplatz.info": "Stellplätze direkt am Rande des Naturschutzgebiets in idyllischer Waldlage und Flusslauf." Doch genutzt wird die Lichtung bisher nur vereinzelt. Vielleicht kein Wunder, wenn man sieht, was laut einer jüngsten Umfrage des Senders WDR Campern die drei wichtigsten Dinge an einem Campingplatz sind. Das sind an erster Stelle Sanitäranlagen, gefolgt vom Internet und einem Brötchenservice.
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Letzteren würde Bernd Engelmann vielleicht noch auf die Beine stellen. Aber Internet müssen sich die Leute hier schon selbst mitbringen und von Sanitäranlagen kann auf der Waldlichtung überhaupt keine Rede sein. Immerhin: "Ich habe von einem Elektriker Strom herauf legen lassen", sagt Engelmann. Vier Steckdosen sind dort angebracht. Gegen eine Gebühr könne er sie einzeln für Camper freischalten, sagt er. Und demnächst baut er noch einen hölzernen Unterstand auf, dessen Dach bereits auf der Lichtung liegt.
Die "Quelle des ewigen Lebens"
"Der lag lange in der alten Nudelfabrik in Löbau und stammt noch von dem damaligen Lehrbauhof. Den hat mir Oberbürgermeister Albrecht Gubsch geschenkt", sagt Engelmann. Die Löbauer Baufirma STL habe ihm den Unterstand in die Skala transportiert und werde ihn auch demnächst mit einem Kran dort auf einem Fundament aufrichten. Der Sachsenforst als Eigentümer des Grundstücks habe das erlaubt. "Die haben bloß auf eine Genehmigung der Bauaufsicht bestanden, die habe ich eingeholt", sagt Engelmann. Gedacht ist der Unterstand nicht nur für Camper dort, sondern auch ausdrücklich für die zahlreichen Wanderer.
Fließend Wasser gibt's auf dem Campingplatz auch nicht. Wobei - in gewisser Weise schon. Im Wald, nur wenige Schritte von der Lichtung entfernt, hat Engelmann eine Quelle ertüchtigt. "Die wurde hier schon von den Campern zur DDR-Zeit genutzt", sagt Engelmann. Damals habe die Ortsgruppe Reichenbach des Allgemeinen Deutschen Motorsport-Verbands (ADMV) den Platz als Campingplatz betrieben. Das Wasser wurde damals sehr provisorisch über einen Gartenschlauch herangeführt. Der ist nicht mehr intakt. Engelmann hat an der Stelle einen Edelstahltopf im Wortsinne als "Quelltopf" eingebracht und diesen abgedeckt, damit er nicht verschmutzt. "Eine Schöpfkelle werde ich auch noch anbringen", sagt Engelmann.
"Quelle des ewigen Lebens" nennt Engelmann die Quelle begeistert. Bei einem Test vor rund 70 Jahren sei herausgekommen, dass es sich dabei um hochqualitatives Trinkwasser handele. Ein aktueller mikrobiologischer Test steht indes noch aus. Wenigstens einer ist jetzt schon restlos von dem Wasser begeistert: Waldmensch "Öff Öff", der immer wieder mal mit seinem Wohnmobil hier campiert. "Ein wunderbar weiches Wasser", schwärmte er bei seinem Besuch dieser Tage. Doch für den finanziellen Unterhalt des Campingplatzes trägt er genauso wenig bei wie andere, die ihr Wohnmobil dort abstellen. "Jetzt war eine Frau aus Bayern da, aber die wollte nichts zahlen", sagt Engelmann. Die Stadt Löbau hat von dem geschenkten Unterstand abgesehen auch keine Mittel, um das Projekt zu unterstützen, sieht es aber wohlwollend. "Herr Engelmann macht ja viel in der Georgewitzer Skala und wir haben ohnehin Privatleute gebeten, Campingplätze auf ihrem Grund zur Verfügung zu stellen", sagt Stadtsprecherin Eva Mentele.