Preiskeule von den Löbauer Stadtwerken

Der Volksmund hat die Weisheit geprägt: "Wer billig kauft, kauft zweimal." Gemeint ist, dass billige Dinge tendenziell qualitativ minderwertig sind und daher schnell kaputtgehen - und dann zahlt man eben doppelt. Bei Strom ist das freilich etwas anders - billiger Strom ist genauso gut wie teurer. Dennoch: Etliche Stromkunden müssen nun teuer dafür bezahlen, dass sie nach der Liberalisierung des Strommarktes von herkömmlichen Versorgern zu Billig-Anbietern gewechselt sind. Jetzt trifft sie der Preisschock auch in Löbau. Und Bestandskunden der Stadtwerke müssen sich beeilen, wenn sie nicht mit gestraft sein wollen.
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Viele Billig-Anbieter haben bereits Insolvenz angemeldet, weil sie Strom auf den Märkten nicht mehr zu dem Preis einkaufen konnten, den sie ihren Kunden vertraglich zugesichert haben. Damit bei so einer Insolvenz betroffenen Kunden nicht das Licht ausgeht, sind Grundversorger wie die Stadtwerke Löbau nun gesetzlich verpflichtet, solche Kunden aufzunehmen. Damit stehen aber auch die Stadtwerke vor einem Problem. Die nämlich kaufen für ihre bekannte Zahl an Bestandskunden den Strom langfristig zu einem möglichst günstigen Preis ein. Kommen nun plötzlich etliche Versorgungszwang-Kunden dazu, ist schlicht zu wenig Strom da.
Zwangsversorgungs-Kunden treiben den Preis
Den fehlenden Strom müssen die Stadtwerke auf dem sogenannten Spotmarkt einkaufen. Spotmärkte sind Märkte für kurzfristig verfügbare Güter - und dementsprechend haben es die Preise dort in sich. "Der Strom, den wir kurzfristig einkaufen müssen, ist bis um das Zehnfache teurer als anderer Strom", erklärt Jana Otto, Geschäftsführerin der Stadtwerke Löbau auf SZ-Anfrage. Viele Stadtwerke bundesweit lassen sich diesen Mehrpreis allein von den Zwangsversorgungs-Kunden in einem Notversorgungstarif bezahlen. Für nicht wenige dieser betroffenen Menschen wurde damit die Stromrechnung unbezahlbar.
Bei den Löbauer Stadtwerken gibt es bislang einen einheitlichen Tarif der Grund- und Notversorgung. In einem Schreiben an alle Kunden im Grundversorgungstarif teilen die Stadtwerke nun mit, dass auch sie von dem Problem betroffen sind, viele Kunden von insolvent gegangenen Strom-Anbietern aufgenommen zu haben. Das mache eine Preiserhöhung in diesem Tarif nun unumgänglich. Ab 1. März kostet der Strom 15,41 Cent brutto mehr und damit künftig 45 Cent pro Kilowattstunde - das ist eine Preissteigerung um 50 Prozent. Bei einem Ein-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 2.500 Kilowattstunden im Jahr ist das ein Mehrpreis von 386 Euro.
Bestandskunden müssen sich beeilen
Geschäftsführerin Jana Otto begründet diese drastische Erhöhung: "Wir haben bei der Beschaffung des Stroms ein erhebliches Mengenrisiko. Weder wissen wir, wann der nächste Strom-Anbieter insolvent wird, noch wie lange diese Kunden überhaupt bei den Stadtwerken bleiben." Betroffene Kunden können jederzeit wieder zu einem anderen Anbieter wechseln. Seit der Liberalisierung des Strommarktes gibt es Kunden, die nahezu jedes Jahr den Anbieter wechseln, wenn ihnen irgendeiner ein Angebot macht, das wieder etwas günstiger ist. Viele haben dafür schon viel Lehrgeld bezahlt, weil sie in Erwartung günstigen Stroms etwa die Rechnung für das ganze Jahr im Voraus bezahlt haben - Geld, das bei einer Insolvenz dann futsch war.
Bestandskunden im Grundversorgungstarif der Stadtwerke Löbau müssen diese Preiserhöhung nicht mitgehen. Ihnen bietet der Versorger den Wechsel in einen Spezialtarif, in dem die Kilowattstunde nur rund 1,5 Cent teurer wird. Allerdings muss man sich beeilen: Das Formular für den Tarifwechsel muss bis zum 25. Februar an die Stadtwerke geschickt werden. Wer in diesen Tarif wechselt, bindet sich zunächst mindestens bis Ende des Jahres an den Vertrag und dann jeweils ein weiteres Jahr es sei denn, der Preis erhöht sich. Dann haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Aus dem Grundversorgungstarif der Stadtwerke hingegen kann man jederzeit zu einem anderen Anbieter wechseln.