Personalmangel in der örtlichen Kita hatte die Gemeinde Oppach vor Kurzem schon einmal zu Einschränkungen gezwungen: "Im März mussten wir die Öffnungszeiten reduzieren", berichtet Kita-Leiterin Jana Reinke. "Das war eine Auflage vom Jugendamt. Der Personalschlüssel war nicht mehr gegeben." Bei der Kinderbetreuung gibt es gesetzliche Vorgaben, wie viele Fachkräfte für wie viele Kinder da sein müssen. Wegen vakanter Stellen, Krankheit und Urlaub kommt es immer wieder zu Engpässen. Auch in der Corona-Zeit hatte die Kita schon einmal vorübergehend mehrere Gruppen schließen müssen, weil zu viele Erzieherinnen krank waren.
Wegen der anhaltenden Probleme hat die Kita-Leitung nun vorgeschlagen: Die Kindereinrichtung soll künftig in den Sommerferien für zwei Wochen gänzlich schließen. Eltern und Gemeinderäte sind entsetzt über den Vorschlag. Worum es geht, wie die Argumente sind und wie nun weiter verfahren wird.
Wie ist die Personallage in der Oppacher Kita?
In den vergangenen Jahren, so schildert Kita-Leiterin Jana Reinke, sind mehrere Erzieherinnen in den Ruhestand gegangen. Eine Nachbesetzung sei regelmäßig schwierig, da kaum Nachwuchs verfügbar ist. Bürgermeisterin Sylvia Hölzel (parteilos) bestätigt das: Seit Oktober 2022 hatte die Gemeinde Stellen ausgeschrieben, im März dieses Jahres konnte die erste besetzt werden. "Wir haben drei bis vier Ausschreibungen gebraucht, um überhaupt eine Bewerbung zu bekommen."
Insgesamt hat die Kita jetzt 19 Mitarbeiter für die Betreuung der Kinder. Jedem stehen 30 Urlaubstage pro Jahr zu. Damit sind rein rechnerisch schon einmal zwei bis drei Kollegen pro Wochentag geplant abwesend, erklärt Leiterin Jana Reinke. Hinzu kommen Regenerationstage, die Erziehern in kommunalen Einrichtungen zustehen. Diese Regelung wurde 2022 neu eingeführt. Zwei Kolleginnen in der Oppacher Einrichtung sind zudem berufsbegleitend in der Ausbildung und regelmäßig tageweise nicht da. Hinzu kommen Krankheitsausfälle. Derzeit sind zwei Kolleginnen langzeitkrank.
Welche Probleme zieht das nach sich?
2022 habe es besonders massive Personalausfälle gegeben, so Kita-Leiterin Jana Reinke. Das habe die Urlaubsplanung in Schieflage gebracht. Denn viele Erzieherinnen sind darauf angewiesen, in den Ferien Urlaub zu nehmen. Früher habe man einen höheren Altersdurchschnitt bei der Belegschaft gehabt, schildert Jana Reinke. Inzwischen ist das Team sehr jung. Der Altersdurchschnitt liegt bei rund 37 Jahren. Das sei einerseits sehr erfreulich. Der Generationswechsel bringe aber eben auch Schwierigkeiten bei der Urlaubsplanung mit sich, da es mehr Mitarbeiterinnen gibt, die selbst Kinder haben.
Sind mehrere Kollegen gleichzeitig nicht da, müssen die Kinder anders verteilt und in größeren Gruppen betreut werden. Das ist zum einen für die Kinder nicht schön. Zum anderen bedeutet es eine höhere Belastung für die Erzieher. Krankheitsausfälle häufen sich. Und: "Wir wollen die Betreuung in einer guten Qualität gewährleisten", so Jana Reinke. Das ist in kleineren Gruppen besser möglich.
Wie soll eine Schließzeit da helfen?
Mit einer Komplett-Schließung könnten alle Erzieherinnen gleichzeitig ihren Jahresurlaub nehmen, für den Rest des Jahres hätte man dann mehr Planungssicherheit, so Jana Reinke. Sie sieht darin insgesamt eine Entlastung für das Erzieher-Team. Es müssen nicht vorübergehend größere Gruppen gebildet werden. Die Mehrbelastung fällt weg, das würde Krankheitsausfälle mindern. Denn viele Erkrankungen sind unter anderem auf die erhöhte Lärmbelastung zurückzuführen, schildert die Kita-Leiterin. Außerdem könnte die Gemeinde bei den Service-Kosten sparen. Denn in der Schließzeit müsste zum Beispiel nicht sauber gemacht werden.
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Wie sehen die Eltern den Vorschlag zur Schließung?
Das ist eine Entlastung für die Kita, aber eine Belastung für die Eltern - so ist der einhellige Tenor. "Die Familien sind in der Urlaubsplanung eingeschränkt", sagt Daniela Tammer vom Elternbeirat der Oppacher Kita. Bei manchen Arbeitgebern hätten Eltern gar nicht die Möglichkeit innerhalb der Schulferien Urlaub zu nehmen, solange sie keine schulpflichtigen Kinder haben. Und auch Firmen könnte das vor große Schwierigkeiten stellen, wenn mehrere Mitarbeiter, die Kinder in der Oppacher Einrichtung haben, gleichzeitig Urlaub nehmen müssten.
Die Gemeinderäte sehen zudem rechtliche Probleme. "Wir sind als Träger verpflichtet, die Betreuung sicherzustellen", sagt Andreas Schober (Freie Wähler). Andernfalls müsse die Gemeinde eben für Ersatz sorgen, sich zum Beispiel mit Nachbargemeinden zusammentun. Eine Betreuung müsste zumindest für Notfälle und für Familien, die es gar nicht anders einrichten können, gesichert sein, so sehen es auch andere Gemeinderäte.
Wie geht es jetzt weiter?
Eine Entscheidung zu der geplanten Schließzeit hat der Gemeinderat vertagt. Frühestens nach der Sommerpause im September wird dazu entschieden. Die Gemeinde soll nun erst einmal weitere Informationen einholen, zum Beispiel zu den rechtlichen Fragen. Noch in dieser Woche will sich Bürgermeisterin Sylvia Hölzel noch einmal mit Kita-Leitung und Elternbeirat zusammensetzen, um weitere Lösungsvorschläge für die Probleme zu erörtern.