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Wie ein 17-Jähriger auf die WM hinarbeitet

Die Seitenwagenfahrer starten in die Saison: Zwei Oberlausitzer kämpfen um den Gesamtsieg bei der Internationalen Sidecar-Trophy. Ein Youngster will seinen Titel verteidigen.

Von Frank Thümmler
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Der erst 17-jährige Titelverteidiger Lennard Göttlich mit seinem erfahrenen Beifahrer Uwe Neubert.
Der erst 17-jährige Titelverteidiger Lennard Göttlich mit seinem erfahrenen Beifahrer Uwe Neubert. © privat

Eibau. Es gehört wohl nach wie vor zum Spektakulärsten im Motorsport, wenn sich der „Schmiermaxe“ eines Seitenwagengespanns bei extrem hohen Geschwindigkeiten fast schon akrobatisch auf dem Fahrzeug bewegt, um das Gewicht so zu verlagern, dass in den Kurven möglichst hohe Geschwindigkeiten gefahren werden können. Denn „in die Kurve legen“ wie ein normales Motorrad kann sich ein Seitenwagengespann nicht.

Einer, der diesen gefährlich anmutenenden Sport betreibt, ist Steffen Rähder aus Großschönau, der sein Geld weniger rasant als Berufskraftfahrer bei der KVG Zittau verdient. Seit 2014 ist der 41-Jährige mit großer Leidenschaft im Seitenwagen-Rennsport aktiv. In dieser Saison wird er als Beifahrer („Schmiermaxe“) zusammen mit dem Österreicher Günther Bachmaier in der Internationalen Sidecar-Trophy starten.

Das erste Rennen der aus sieben Veranstaltungen bestehenden Serie findet am 14./15. Mai in Schleiz statt. Das österreichisch-deutsche Gespann geht äußerst selbstbewusst an den Start: „Wir wollen die Sidecar-Trophy gewinnen, um dann erfolgreich und mit hoffentlich mehr Sponsoren in die IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) aufzusteigen, um dort wiederum erfolgreich zu sein“, sagt Steffen Rähder, der gemeinsam mit Bachmeier mit einem LCR F1-Gespann (Baujahr 2001) antreten wird – ausgestattet mit einem Suzuki GSXR K9/10 Motor mit 600 ccm Hubraum, der rund 133 PS leistet.

Zwei von vier, die am Ende der Saison den Sidecar-Trophy-Pokal nach oben stemmen wollen: der Österreicher Günther Bachmaier mit „Schmiermaxe“ Steffen Rähder aus Großschönau.
Zwei von vier, die am Ende der Saison den Sidecar-Trophy-Pokal nach oben stemmen wollen: der Österreicher Günther Bachmaier mit „Schmiermaxe“ Steffen Rähder aus Großschönau. © privat

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa 250 km/h und hängt von Strecke und der damit verbunden Auswahl der Sekundär-Übersetzung ab. „Das Baujahr bezieht sich nur auf das Fahrgestell. Die meisten Komponenten sind auf dem letzten Stand der Technik“, erklärt Rähder, der einen kurzen Einblick in die Vorbereitungen gibt.

Vor jedem Rennen ist es die wichtigste Aufgabe des Teams, das Gespann auf die jeweilige Rennstrecke optimal abzustimmen. Das fängt beim Motor an und setzt sich bei der Auswahl der Übersetzung und der Reifen, vor allem aber der Abstimmung des Fahrwerks fort. Das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Beifahrer ist im Seitenwagen-Sport Grundvoraussetzung, um erfolgreich und vor allem unfallfrei zu sein. Fahrer und Beifahrer müssen hundertprozentig eingespielt sein. „Für den Beifahrer kommt es vor allem darauf an, bei der Anfahrt in die Kurven sich nicht zu spät oder zu früh in Bewegung zu setzen, weil dadurch das Fahrverhalten des Gespannes beeinträchtigt wird“, erklärt Rähder. An dieser Abstimmung hat er mit seinem österreichischen Partner bei Testfahrten gefeilt.

Titelverteidiger kommt aus Eibau

Dafür, dass es eng werden könnte mit dem Sidecar-Trophy-Titel, könnte ausgerechnet ein anderer Oberlausitzer sorgen: Lennard Göttlich ist mit seinem erfahrenen Beifahrer Uwe Neubert schließlich Titelverteidiger, sicherte sich in der vergangenen Saison mit acht Siegen aus zwölf Rennen in seinem Rookie-Jahr den Gesamtsieg in der International Sidecar-Trophy – und das als Fahrer mit gerade einmal 17 Jahren. Der Eibauer Gymnasiast war vor der vergangenen Saison nach neun Jahren auf zwei Rädern – unter anderem in der Sachsenmeisterschaft Pocket-Bike, beim ADAC Mini-Bike Cup, beim ADAC Junior-Cup und bei der IDM Supersport 300 – auf drei Räder umgestiegen. Er fuhr für das Team Bonovo action ein Sidecar der Marke ARS (Baujahr 2018) mit 600 ccm Yamaha-Motor.

„Unser Ziel für 2022 ist, den Titel in der Sidecar-Trophy zu verteidigen. Das wird schwer, da wir das wahrscheinlich stärkste Jahr in der Geschichte der Sidecar-Trophy erwarten. Es können locker vier bis fünf Teams jederzeit gewinnen“, sagt Göttlich, der nach einer Regeländerung in diesem Jahr auch schon in der IDM Erfahrungen sammeln kann. „Am Ende des Jahres werden wir je nach Ergebnissen und der finanziellen Lage entscheiden, ob wir nächste Saison in der IDM oder der Seitenwagen-Weltmeisterschaft starten. Mein Ziel wäre natürlich die WM“, sagt der talentierte Fahrer. Er wird bereits Anfang Mai auf dem Lausitzring starten.