Herrnhuter Sterne ändern Bastelregeln als Schutz vor Betrug

Das Bastelstübchen der Sterne-Manufaktur in Herrnhut ist ein Paradies für alle kreativen Fans der Herrnhuter Sterne. Dort kann man sich nämlich selbst einen individuellen Stern zusammenbasteln - kunterbunt mit Strahlen aller verfügbaren Farben wie es sie nicht zu kaufen gibt. Das führt aber auch dazu, dass Gäste im Bastelstübchen Dinge tun, die der Manufaktur gar nicht passen - weil sie zu Betrug und letztlich einer Schädigung der berühmten Marke führen. Deshalb hat die Manufaktur jetzt die Bastel-Regeln geändert - jedenfalls was die Verwendung bestimmter Farben betrifft.
Zu den begehrtesten Sternen gehören jedes Jahr die jeweiligen Sondereditionen des kleinen 13-Zentimeter-Plastikmodells. Jedes Jahr präsentiert die Manufaktur eine neue Sonderfarbe. Diese Sterne sind dann auch nur in diesem Jahr zu haben und finden stets reißenden Absatz.
"Diese Farben entstehen oft auf Kundenwunsch", sagt Verkaufsleiter Jens Ruppert. So seien in der Vergangenheit immer wieder Metallicfarben gewünscht worden und die Manufaktur habe auch viel damit experimentiert. 2022 wurde mit einem Stern in Silber-Glitter-Design erstmals eine Sonderedition mit so einer Farbgebung angeboten.
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Hohe Preise für falsche Sterne
Zur Freude vieler Fans werden nach Produktions-Ende der Sondereditionen einzelne Zacken der Sonderfarben auch im Bastelstübchen angeboten, sodass man sie in seinen individuellen Stern einbauen kann. Theoretisch könnte man sich dort einen kompletten Stern in einer Sonderfarbe der vergangenen Jahre zusammensetzen. Aber: "Es sind immer nur entweder die großen viereckigen oder die kleinen dreieckigen Zacken vorrätig", sagt Ruppert. Wer also einen kompletten Stern in Sonderfarben bauen möchte, müsste öfter kommen.
Und sehr zum Missfallen der Manufaktur haben das einige Gäste auch gemacht - allerdings in einer anderen Absicht als damit das eigene Heim zu schmücken, sondern um ein Geschäft damit zu machen. Überhaupt wecken besondere Sterne immer wieder besondere Begehrlichkeiten. "Wir haben da manche Leute, die kommen zwei bis dreimal im Monat hierher, manchmal mit der ganzen Familie, und basteln solche Sterne", sagt Ruppert.
Und was eben nicht im Sinne der Manufaktur ist: "Diese Sterne werden dann im Internet zu hohen Preisen als Original Herrnhuter Sonderedition angeboten." Und genau das sind sie eben nicht - weil sie selbst gebastelt und nicht in der Manufaktur zusammengesetzt wurden.
Auch wenn ein Laie einen einmal zusammengesetzten Stern nicht nach seiner Herkunft unterscheiden kann: Es gibt Qualitätsunterschiede. "In der Manufaktur nutzen wir einen anderen Klebstoff als für die Bausätze", sagt Ruppert. Der Bausatzkleber kann Fäden ziehen. Außerdem ist es für Hobbybastler schwierig, den Klebstoff so dünn und präzise aufzutragen wie in der professionellen Produktion.
Ein als "original" verkaufter Stern mit solchen Qualitätsmängeln könnte also durchaus dem gut gepflegten Marken-Image schaden, so Ruppert. "Wir wollen nicht, dass auf diese Art ein Anschein von Sondereditionen erweckt wird", und: "Wir haben auch immer wieder Anfragen von Kunden, die uns per E-Mail fragen, ob ein ihnen angebotener Stern wirklich ein Original ist."
Wie man ein Original erkennen kann
Aber im Wesentlichen geht es ihm um etwas anderes. "Das Bastelstübchen ist eine Freizeiteinrichtung und nicht dazu da, dass sich hier irgendjemand ein Nebengewerbe aufbaut. Solche Menschen betreiben ja gewerbliche Produktion", sagt Ruppert. Freilich, man kann selbstgebastelte Sterne auch von der Verpackung her von originalen unterscheiden.
Die Sondereditionen haben jedes Jahr einen roten Karton, auf dem der jeweilige Stern abgebildet ist und der auch die Aufschrift "Sonderedition" samt jeweiligem Jahr und Farbgebung trägt. Die Sterne aus dem Bastelstübchen bekommen einen blauen Karton mit der Aufschrift "Mein selbst gebastelter Herrnhuter Stern".
"Aber das merkt ein Käufer ja erst, wenn der Stern bei ihm ankommt und er dafür schon bezahlt hat", sagt Ruppert. Außerdem: Selbst Original-Kartons der jeweiligen Sondereditionen werden im Internet schon zu beträchtlichen Preisen gehandelt.
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Die Manufaktur hatte schon erwogen, die Zacken in Sonderfarben aus dem Sortiment des Bastelstübchens zu nehmen. "Aber das wäre ungerecht gegenüber unseren vielen ehrlichen Fans, die diese Farben so mögen", sagt Ruppert. Stattdessen hat man Sonderfarben betreffend die Bastelregeln geändert. "Sobald auch nur eine Zacke in Sonderfarbe an einem Stern verbaut wird, darf dieser nur noch fertig gebastelt das Bastelstübchen verlassen", sagt Ruppert. Auch unverbaute Zacken in Sonderfarben werden nicht mehr abgegeben.
Natürlich kann die Manufaktur nicht verhindern, dass solche Zacken in Sonderfarben daheim wieder entfernt werden und nach und nach wieder zu einem kompletten Stern zusammengesetzt werden - aber es macht erheblich mehr Aufwand und verursacht dem Bastler mit Verkaufsabsichten auch erheblich höhere Kosten.
Ruppert rechnet damit, dass es wegen der neuen Bastelregel verärgerte Kommentare etwa auf der Facebookseite der Manufaktur im Internet geben könnte. Aber das nimmt er in Kauf: "Was richtet mehr Schaden an? Ein paar solcher Kommentare oder die Schädigung unserer Marke durch gefälschte Sterne?"