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Löbaus Prunkstück unterm Hammer

Die Villa Sanssouci wird versteigert. Etliche Löbauer verbinden besondere Erinnerungen mit dem Haus.

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© M. Weber

Von Romy Altmann-Kühr

Die mondäne Treppe klebt bis heute in vielen Familien-Fotoalben. Zahlreiche Brautpaare sind frisch getraut hinunter geschritten. Die Treppe ist eines der markantesten Merkmale der Villa Sanssouci an der Löbauer Hartmannstraße – vor allem im Frühjahr, wenn die Magnolienbäume im Garten der Villa rosa blühen. In den 1990er Jahren hatte das Löbauer Standesamt hier seinen Sitz, das Haus diente mit seinem herrschaftlichen Ambiente als malerische Kulisse für viele Eheschließungen.

Viele Originaleinbauten aus der Bauzeit sind erhalten geblieben. Dazu gehören die Holzvertäfelungen an den Wänden.
Viele Originaleinbauten aus der Bauzeit sind erhalten geblieben. Dazu gehören die Holzvertäfelungen an den Wänden. © SAG
Die Außentreppe ist besonders markant. Sie diente oft als Fotomotiv.
Die Außentreppe ist besonders markant. Sie diente oft als Fotomotiv. © M. Weber
Auch schmiedeeiserne Treppengelände, Flügeltüren und Wandmalereien sind erhalten.
Auch schmiedeeiserne Treppengelände, Flügeltüren und Wandmalereien sind erhalten. © SAG

Auch für Silke Lorenz aus Rosenbach und ihren Mann Boris ist die Villa an der Hartmannstraße mit besonderen Erinnerungen verbunden. „Wir waren wohl eines der letzten Paare, das in der Villa getraut wurden“, erzählt Boris Lorenz, Inhaber der Gaststätte Einkehrhaus. Am 14. Juli 1995 gaben er und seine Frau Silke sich dort das Ja-Wort. Seit 1996 steht das Gebäude leer. „Es war drinnen ganz schick“, sagt Silke Lorenz. Die Villa sei damals auch für die Nutzung als Standesamt vorgerichtet worden. „Für Hochzeiten hat hat sie sich gut gemacht“, sagt Silke Lorenz.

Hochzeitspaare hat das Haus jetzt seit rund 20 Jahren nicht mehr gesehen – aber trotzdem viel erlebt. Besitzerwechsel, Pläne, aus denen dann doch nichts wurde – bis heute ist die Villa ein Dauerbrenner-Thema in Löbau. Im Sommer 2015 wurde sie sogar kurz zum Fernsehstar. Da machte die TV-Immobilienmaklerin Hanka Rackwitz – bekannt aus der Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“, die im Privatfernsehen läuft, in Löbau Station. In dem Format pries sie die „Villa Sanssouci“ an – ohne Erfolg. Mehr Erfolg verspricht sich jetzt die Sächsische Grundstücksauktionen-AG (SAG). Sie versteigert die Villa am 23. November in Dresden. Ein möglicher neuer Eigentümer muss tief in die Tasche greifen. 250 000 Euro ruft die SAG auf. Das ist das Mindestgebot. Damit wird es für den potenziellen neuen Besitzer aber nicht getan sein. Die Villa müsste saniert oder zumindest modernisiert werden, wenn man sie nutzen will. Der bisherige Besitzer hatte sie nach SZ-Informationen vor einigen Jahren gekauft, um sie für seine Kinder herzurichten. Die hatten dann aber wohl kein Interesse an dem Gebäude in Löbau.

Errichtet wurde die Villa zur Hochzeit der Industrialisierung in der Oberlausitz, im Jahr 1889. Der Kaufmann Eduard Rönsch ließ sie bauen. Viele Inspirationen für den Bau brachte er von seinen Orientreisen mit, die der Baumeister Bruno Berthold umsetzte. Anregungen für den schmiedeeisernen Zaun, der das Grundstück umfasst, holten sich die Bauherren aus Versailles. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die sowjetische Militärkommandatur hier ein, später die Stasi.

Zahlreiche originale Details sind erhalten, so die SAG. Dazu gehören Wandmalereien, Hölzvertäfelungen, Stuck. Im Gebäude ist viel Platz für Ideen und Konzepte. 640 Quadratmeter hat das Haus, knapp 2 500 Quadratmeter umfasst das Grundstück an der Hartmannstraße/Ecke August-Bebel-Straße im Zentrum Löbaus. Im Garten gibt es ein Nebengebäude, das früher als Gesindehaus genutzt wurde. Haus und Grundstück stehen zwar schon einige Jahre ungenutzt, sind aber immer einigermaßen in Schuss gehalten worden. Am Dach ist erst vor Kurzem repariert worden. Modernisierungsbedarf sieht die SAG dennoch auf den künftigen Besitzer zukommen.

Um die Pflege des parkähnlichen Grundstücks hatte sich einige Jahre der Löbauer Verein Seifertscher Garten gekümmert. Er hatte mit verschiedenen Veranstaltungen wie Magnolienblütenfest, Igel-Tag oder Gartensprechstunde das Gelände auch für Besucher geöffnet und öffentlich zugänglich gemacht. 2014 löste sich der Verein auf. Seitdem bleibt das große schmiedeeiserne Tor für Besucher wieder zu. Die Auktion soll nun dafür sorgen, dass sich das Tor bald wieder öffnet – und Interessenten über die schöne Treppe in den Park schreiten.

Auktion: 23. November, 11 Uhr, Dorint Hotel Dresden, Grunaer Straße 14