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Löbaus T34 wieder aufgetaucht

Jahrelang galt der Panzer aus dem Armeegelände als verschrottet. Kommt er nun zurück?

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Von Romy Altmann-Kühr

Löbau. Unscheinbar steht der Block aus roten Ziegelsteinen da an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße. Unweit der Löbauer Disco „City-Center“, dem früheren Haus der Armee, lugt das Stück Mauerwerk zwischen Bäumen aus der Wiese. Früher hatten die Ziegelreste allerdings eine besondere Bedeutung. Früher, das war bis zum Jahr 1991. Bis dahin nämlich thronte ein Panzer auf dem Ziegelsockel. Ein sogenannter Sockelpanzer, der da als eine Art Denkmal stand. An vielen Armeestandorten wurden solche Panzer aufgestellt, zuvor natürlich entmilitarisiert. Das heißt, alles wurde so demontiert und umgebaut, dass die Gefährte nicht mehr einsatzbereit und funktionstüchtig waren.

Auf diesem Sockel stand der Panzer bis 1991 an der Bonhoeffer-Straße in Löbau.
Auf diesem Sockel stand der Panzer bis 1991 an der Bonhoeffer-Straße in Löbau. © Rafael Sampedro

Auch der traditionsreiche Militärstandort Löbau hatte zu DDR-Zeiten so einen Sockelpanzer auf dem Gelände der Offiziershochschule – einen russischen Weltkriegspanzer vom Typ T34. Danilo Baumgarten kennt ihn nur von Fotos. Der Chef des Löbauer Garnison-Vereins war selbst nicht bei der NVA, dafür ist der 36-Jährige schlicht zu jung. Für die Militärgeschichte Löbaus interessiert er sich trotzdem. Gemeinsam mit Mitstreitern hat er die militärhistorische Ausstellung in der ehemaligen Jägerkaserne eingerichtet. Einmal im Monat öffnet sie während der warmen Jahreszeit von April bis Oktober. In der Ausstellung gibt es auch Fotos vom Sockelpanzer – und davon, wie er 1991 entfernt und abtransportiert wurde. Danach wurde er verschrottet. Das dachte man zumindest bis voriges Jahr. Da nämlich entdeckten Danilo Baumgarten und seine Mitstreiter den Löbauer Panzer zufällig im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. „Dass es der Löbauer ist, haben wir an der Nummer erkannt, die im Panzerturm eingegossen ist.“ Diese Nummer ist auf alten Fotos vom Löbauer Sockelpanzer tatsächlich zu erkennen. Sie identifiziert das Gefährt eindeutig.

Anscheinend, so vermutet Baumgarten, ist bei der Dokumentation von Abtransport und Verschrottung etwas schief gegangen. Den erledigte damals kurz nach der Wende die Bundeswehr. Sie hatte mit der Vereinigung beider deutscher Staaten die Technik der NVA übernommen. Laut internationaler Abkommen aber dürfen Staaten nur eine bestimmte Menge an Militärtechnik vorhalten. Zusammen mit der NVA-Ausstattung war das für die Bundesrepublik zu viel, es musste abgebaut werden. „Also wurden viele NVA-Panzer verkauft oder verschrottet“, berichtet Danilo Baumgarten. Zudem wünschten viele Kommunen damals die Sockelpanzer nicht mehr im Stadtbild und baten die Bundeswehr, sie zu entfernen. Vom Sockel geholt wurde in dem Zuge auch ein Panzer der Sowjetarmee im Dresdner Stadtbezirk Nickern. Er sollte nach Regensburg überführt werden.

Doch vor ihrer Verschrottung oder dem Weitertransport wurden die meisten der DDR-Panzer zentral in Löbau zwischengelagert. Denn hier gab es einen entsprechend großen betonierten Platz. Der war nötig, damit auslaufende Kraftstoffe nicht in den Boden eindringen konnten. Bis zu 2000 Panzer standen so zeitweise dicht an dicht auf dem Löbauer Armeegelände. Auch davon existieren Aufnahmen in der Militärausstellung des Garnison-Vereins. Bei dieser Zwischenlagerung wird es wohl zu der Verwechslung gekommen sein, vermuten die Vereinsleute und der Löbauer statt des Dresdner Panzers kam nach Regensburg. Von dort holte ihn das Militärhistorische Museum Dresden 2003 zurück in eine Ausstellung – in der Annahme, es sei der Panzer aus Nickern. Den Irrtum klärten jetzt die Sammler vom Garnison-Verein auf, die „ihren“ Panzer wieder erkannten.

„Zumindest ist er doch nicht verschrottet worden“, sagt Baumgarten. Ob er wieder nach Löbau kommen könnte? „Ganz abwegig ist das nicht“, sagt der Chef vom Garnison-Verein. Er ist sich relativ sicher, dass das Dresdner Museum den Panzer durchaus herausrücken würde. Ganz umkompliziert sei es aber nicht, eine Genehmigung für das Aufstellen zu bekommen. Außerdem, so Baumgarten, bliebe die Frage, ob das in Löbau erwünscht ist und Zustimmung finden würde. Für ihn und seine Mitstreiter jedenfalls gehört die Militärvergangenheit zu Löbaus Geschichte dazu. Deshalb haben sie es sich auf die Fahnen geschrieben, Exponate aus den verschiedenen Epochen der Militärhistorie langfristig zu erhalten. Und das werden immer mehr. Denn zu den Öffnungszeiten der Ausstellung bringen immer wieder Besucher auch Gegenstände mit, die sie noch zu Hause haben. Die müssen dann archiviert und in die Sammlung aufgenommen werden.

Die Schau ist an diesem Sonntag von 10 bis 16 Uhr in der Jägerkaserne zu sehen.