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Lust zum Lesen

Die Stadtbibliothek wird 90 Jahre alt und hat sich für 70.000 Euro verjüngt.

Von Udo Lemke
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Bibliotheksleiterin Petra Micksch (2. v. l.) im Kreise ihrer Mitarbeiterinnen. Sie führen eines der wichtigsten Bildungsorte der Stadt Meißen.
Bibliotheksleiterin Petra Micksch (2. v. l.) im Kreise ihrer Mitarbeiterinnen. Sie führen eines der wichtigsten Bildungsorte der Stadt Meißen. © Claudia Hübschmann

Meißen. „Der Raum ist jetzt lichtdurchflutet, einladend, und die Leser sagen, es sei jetzt ein ganz anderes Gefühl hier zu sein.“ Das Hier ist die erste Etage der Stadtbibliothek am Kleinmarkt und die Worte stammen von Petra Micksch der Leiterin.

 Gemeinsam mit ihren vier Kolleginnen stellte sie am Mittwoch den umgestalteten Bereich des Erwachsenbereiches in der ersten Etage der Bibliothek vor. „Seit dem 6. Mai 1929 befindet sich die Bibliothek hier an diesem Ort, wir feiern also in diesem Jahr 90-jähriges Jubiläum.“

Insgesamt 70.500 Euro hat es gekostet, in gut viermonatiger Bauzeit das 1970er-Jahre-Orange der Wände in frische Blautöne zu tauschen, den Fußboden und die Lampen zu erneuern und neue Metallregale mit Holzfachböden anzuschaffen. 

Mehr als die Hälfte, nämlich gut 37.000 Euro, kommen vom Freistaat und vom Kulturraum Meißen/Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, erklärte Diana Fechner von der Geschäftsstelle des Kulturraumes. „Wir unterstützen damit ein Projekt der Sprach- und Leseförderung.“ Die andere Hälfte des Geldes kam von der Stadt Meißen.

Damit bekennt sich die Stadt weiter zu ihrer Bibliothek. Denn schon 2015/2016 war die Kinderbibliothek im Erdgeschoss, die stark vom Hochwasser beschädigt worden war, saniert worden. Eine andere Art der Förderung sind die äußerst moderaten Gebühren. So lesen Erwachsene ein ganzes Jahr in der Bibliothek für zwölf Euro. Arbeitslose, Auszubildende, Rentner, Schwerbeschädigte und Studenten für die Hälfte. 

Und „schon seit Jahren lesen Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr bei uns kostenfrei, und das soll auch so bleiben“, erklärte Oberbürgermeister Olaf Raschke. Unterstützung bei der Neugestaltung der ersten Bibliotheksetage kam auch von den Lesern. Diese haben rund 3.000 der insgesamt 52.000 Medien über Weihnachten ausgeliehen, sodass die Mitarbeiterinnen der Bibliothek nicht mehrfach ein- und aussortieren mussten. 

Einige Leser hätten sogar Aufbewahrungs- und Transportmöglichkeiten angeboten, so Petra Micksch: „So eine große Unterstützung haben wir nicht erwartet – dafür wollen wir unseren Lesern herzlich danken.“

Derzeit zählt die Stadtbibliothek 1.570 aktive Leser, 605 davon sind jünger als zwölf, 320 älter als 60 Jahre. Der gesamte Medienbestand lässt sich über einen Online-Katalog durchstöbern. Außerdem lassen sich von zu Hause von der Couch online Titel verlängern oder vormerken. 

Und: „Viele Leser bestellen Bücher, die wir nicht selbst haben, per Fernleihe“, erklärt Bibliothekarin Steffi Hentschel. Schließlich lassen sich elektronische Medien bequem über die Online-Bibliothek Liesa ausleihen. „Den Bücherbestand haben wir im Zuge der Bauarbeiten umfassend gesichtet, aufgearbeitet und erneuert“, so Bibliotheksleiterin Petra Micksch.

Sie führt hinauf in die zweite Etage, in den historischen Lesesaal. Mit seinen Wandschränken, der Holztäfelung und den riesigen Lampen ist er ein echtes Schmuckstück der Stadt. Aber er soll kein Museum sein, sondern genutzt werden. Leser können sich hierher zurückziehen, und er lässt sich für Veranstaltungen mieten.

„Die Stadtbibliothek zählt zu den wichtigsten Kultur- und Bildungsangeboten in Meißen. Mit dem Umbau der Erwachsenenbibliothek wird dieses Angebot noch attraktiver“, so der Oberbürgermeister. Wer wollte ihm da widersprechen?

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