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Lutz Michel ist der Koala-Mann

Das Hobby seiner Frau und sein ursprünglicher Beruf führten Lutz Michel zu einem eher seltenen Engagement. Von Großschönau aus setzt sich der studierte Tierarzt für den Schutz der Koalas in Australien ein. Er sammelt Spenden für das Koala-Krankenhaus in Port Macquarie und findet Tierpaten selbst in der Schweiz und Österreich.

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Von Cornelia Mai

Seine Leidenschaft für die Koalas kam eher zufällig. Ein paar der niedlichen Kerlchen aus Plüsch gehörten bereits seiner Frau. Heute haben sie jede Menge „Geschwister“ bekommen und bevölkern ein eigenes „Australienzimmer“ in der Vierraumwohnung der Michels in Großschönau. Von Hause aus ist Lutz Michel Tierarzt. Er übte seinen Beruf vor der Wende zunächst während einer dreijährigen Pflichtassistenz im Kreis Eisleben aus. Zurückgekehrt in seinen Geburtsort Großschönau, arbeitete er in einer Gemeinschaftspraxis in Zittau. Dann kam die Wende und mit ihr die Privatisierung des Veterinärwesens. In einer eigenen Niederlassung sah der Großschönauer jedoch wenig Chancen.

Er träumte von einem völligen Neustart, wollte es auf der Computerstrecke versuchen. Er machte seinen Computerführerschein, um sich danach zum Wirtschaftsinformatiker weiterzuqualifizieren. Als das damalige Arbeitsamt darin keinen Sinn erkannte, begann für Lutz Michel die Zeit der Arbeitslosigkeit, unterbrochen von unterschiedlichen ABM-Stellen und Stationen. Rückblickend finden sich in dieser Phase viele kleine Mosaiksteine für das heutige Engagement. Schlimme Geschichten über misshandelte und verstümmelte Koalas hatten schon Anfang der 90er Jahre das Interesse des Tierarztes geweckt. Aber erst der Kontakt zum Koala-Hospital Port Macquarie in Australien brachte die Hilfs-Lawine ins Rollen.

Lutz Michel wollte die uneigennützige Arbeit des Koala-Hospitals unterstützen. „Was anfangs ein Zeitvertreib war, hat sich über die Jahre zu einem zeitintensiven Hobby gemausert“, erzählt der 44-Jährige, der mittlerweile ein Netzwerk zwischen Australien und Europa aufgebaut hat.

Er arbeitet mit den Zoos in Duisburg und Wien zusammen, die Koalas in ihrem Tierbestand haben, und ist ständig auf der Suche nach neuen Paten. Nur mit ihren Spenden kann das Koala-Hospital in Port Macquarie arbeiten. Über 1 000 Patenschaften hat der Großschönauer seit 1999 von seinem Heimatort aus vermittelt. Die Spenden, die die Paten auf die Sonderkonten bei der Volksbank in Neugersdorf, in der Schweiz oder Österreich einzahlen, reicht Lutz Michel weiter nach Australien. Dort steht er im engen E-Mail-Kontakt mit der Hospital-Leitung. Diese wählt die jeweiligen Patentiere aus und schickt ihre Daten wie Name, Alter, Geschlecht, Leidensgeschichte und Behandlungsformen an ihn zurück. „Ich bin quasi der Vermittler für diesen ganzen Prozess hier in Europa“, sagt Lutz Michel, der sich selbst als Koala-Botschafter versteht. Deshalb wird er auch beim Koala-Day im Juli in Duisburg zu finden sein. Gern nimmt er aber auch Einladungen zu Vorträgen an.

Selbst in Wien ist er mittlerweile als Experte geschätzt. Dabei hat der Großschönauer die australischen Tiere noch nie in ihrem natürlichen Umfeld beobachten können. Allein der Flug auf den fernen Kontinent würde seine finanziellen Möglichkeiten sprengen.

Ein Traum ist Australien allemal für ihn. Deshalb gibt es jetzt auch ein neues Projekt: Seit November vorigen Jahres macht der Koala-Mann jeden Donnerstagabend eine Musiksendung mit eigener Moderation und Chat im Internet – über den Server eines Heimatsenders in Melbourne. Dann gestaltet er dort australisches Flair im Äther mit den typischen Klängen des Didgeridoo und bekannten australischen Schlagern.

www.koalahilfe.de