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Luxus adé: Russen lassen weniger Geld in Dresden

Die 500-Euro-Scheine in russischen Portemonnaies sind seltener geworden. Das spüren auch Händler in Dresden. Während die einen stöhnen, freuen sich Anbieter günstigerer Produkte über mehr Zulauf.

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Von Skadi Hofmann

Dresden. Trotz Ukraine-Krise und angespannter Wirtschaftslage in ihrer Heimat zieht es weiterhin viele Touristen aus Russland nach Dresden. Wie die Dresden Marketing GmbH (DMG) mitteilte, sind die Ankunftszahlen steigend, obwohl die russische Reiseindustrie mit einem Rückgang von 15 bis 20 Prozent bei Auslandsreisen kämpft. Allerdings lassen die russischen Gäste in Dresden weniger Geld beim Shoppen als in den vergangenen Jahren.

„Russische Touristen geben 30 Prozent weniger in Dresden aus als im Vorjahr“, sagt Michael Mauerhoff vom Finanzdienstleister Global Blue Deutschland GmbH in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Bei dem Unternehmen können sich Nicht-EU-Bürger die Mehrwertsteuer für ihre Einkäufe in Deutschland zurückholen - und darüber führt Global Blue Statistiken. Den Trend bestätigt auch Centermanagerin Nadine Strauß aus der Dresdner Altmarkt-Galerie. „Der Russe als Shoppinggast hat sich verändert. Es kommen mehr Gäste, die im mittelpreisigen Bereich einkaufen. Manche Anbieter aus dem hochpreisigen Segment spüren die Folgen der Rubel-Abwertung.“

So geht es Uta Frenzel, die in der Galerie eine Schuhboutique betreibt. „Wir haben weniger russische Kunden als vergangenes Jahr. Der Wertverlust des Rubels und die Sanktionen treffen leider am Ende auch die kleinen Einzelhändler hier in Deutschland“, sagt sie. Ihre ausgefallenen und hochwertigen Schuhe hätten bislang gerade die gut betuchte russische Mittelschicht angesprochen.

„Wir merken, dass sich die Russen ihrer finanziellen Situation anpassen“, bestätigt Stefan Dorster, der die Centrum-Galerie auf der Prager Straße leitet. Sein Einkaufszentrum verzeichnet nach der Umgestaltung aber einen stärkeren Zulauf russischer Gäste. Günstige Klamotten- und Kosmetikmarken profitieren von den Veränderungen im russischen Portemonnaie.

Der Dresdner Tourismusverband beobachtet die Entwicklung weniger entspannt. „Andere deutsche Städte wie Baden-Baden haben schon ein Drittel weniger russische Gäste. Da liegt die Befürchtung nahe, dass das auch auf Dresden zukommt“, sagt Verbands-Vorstand Michael Lohmeyer. „Denn ein Konfliktende ist nicht absehbar.“

Noch aber überwiegt Optimismus - Dresden erwartet ein gutes Weihnachtsgeschäft. Immerhin landen vom 21. Dezember bis 11. Januar 32 Flugzeuge aus Russland in Sachsens Landeshauptstadt. Zwar gibt es dieses Jahr nach Angaben der Mitteldeutschen Flughafen AG keine Sonderflüge, doch aufgrund der täglichen Aeroflot-Verbindung aus Moskau kommen mehr Maschinen an als im Vorjahreszeitraum. „Zwischen Russland und Dresden gibt es derzeit das beste Linienflugangebot seit der Wiedervereinigung. Wir hoffen, dass sich die Sanktionen darauf nicht auswirken“, sagt Sprecher Christian Adler.

Schon am Flughafen werden die Russen zum Einkaufen verführt. „Wir werden die Gäste dort mit Hostessen in der Landessprache begrüßen und ihnen bei uns im Center den blauen Teppich ausrollen“, sagt Altmarkt-Galerie-Managerin Strauß. (dpa)