Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

„Machen, nicht motzen!“

Mit Beharrlichkeit hat ein Nossener aus einer Dreckecke einen schönen Ort gemacht. Weitere sollen folgen – dafür ist ihm Unterstützung recht.

Teilen
Folgen
NEU!
© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Wendischbora. Einst verwildert und verlottert, in den letzten zwei Jahren wieder ein vorzeigbarer Ort zum Entspannen: Gemeint ist die Radewitzer Höhe über dem gleichnamigen Örtchen bei Nossen. Hier thront über einer Familiengruft eine über zwei Meter hohe Statue – der sogenannte Sä-Mann. Drumherum stehen mehrere Bänke, die zum Sitzen einladen, damit Besucher den Blick auf die Landschaft schweifen lassen können.

Der Weg zu der Statue ist durch einen Draht begrenzt und gut zu begehen, Hecken sind beschnitten, genau wie die Vielzahl von Buchen, die das Waldstück auf der Radewitzer Höhe mit Schatten versorgen. So hat es hier aber nicht immer ausgesehen. „Dem Sä-Mann wurde von Chaoten der rechte Arm abgehakt. Das hinter der Figur befindliche, noch größere Monument aus dem Jahr 1921 war zudem völlig verkommen, die Schrift nicht mehr zu erkennen. Auf der Höhe herrschten Unrat und Baumbewuchs vor“, erinnert sich Ernst Schaar.

Dank seines Engagements und das einiger Mitstreiter, konnte sich die Stadt Nossen die Mühe sparen, in eigener Kraft für Ordnung an dem beliebten Aussichtspunkt zu sorgen. Sie stellte 2013 das Geld für die Renovierung der Statue und des Monuments zur Verfügung – um den Rest kümmerten sich einige wenige Bürger mit bekanntem, äußerst positiven Resultat. Sogar neue Bänke und mehrere, liebevoll gestaltete Richtungsweiser, konnte Schaar mit einem Bekannten ehrenamtlich aufstellen.

Den 68-Jährigen, der mit seiner Frau in Wendischbora ein weitläufiges Grundstück bewirtschaftet, lässt spätestens seit dieser Zeit der Gedanke an die Ordnung und Sauberkeit vor Ort nicht mehr los. Der ehemalige Maurer und Polier schaut häufig vorbei. „Denn Vandalismus ist leider keine Seltenheit“, berichtet der Ruheständler. Doch für Schaar genügt dieser Etappensieg noch lange nicht. Nicht nur, dass an der Radewitzer Höhe die Zufahrt verbessert werden muss, auch anderswo nimmt der rüstige Rentner die Dinge am liebsten selbst in die Hand: „ Viele Bewohner beschweren sich gerne über verwilderte Ecken im Ort, schlechte Straßen oder runtergekommene Wartehäuschen. Mein Motto ist aber: Lieber machen, anstatt nur zu motzen“, erklärt Schaar. Dass seine Worte nicht nur leere Hülsen sind, hat er bereits bewiesen.

Es fehlt an Personal

An mehreren Stellen in Wendischbora hat er für Ordnung gesorgt – alte Bäume gestutzt, stark bewachsene Anhöhen wieder ansehnlich gemacht und eben auch Wartehäuschen in Eigeninitiative neu gestrichen. „Und das immer in enger Abstimmung mit der Stadt, also auch auf Flächen, die der Kommune gehören, auf denen aber seit Jahren nichts passiert ist“, so Schaar.

Der Grund dafür ist einfach: „Wir machen keinen Hehl daraus, dass die Mitarbeiter unseres Bauhofs die an sie gestellten Anforderungen nicht in allen Ortsteilen erfüllen können“, sagt Nossens Bürgermeister Uwe Anke. Ob zugewachsene Bachläufe oder eine nicht durchgeführte Grasmahd – vieles werde vonseiten der Stadt zwar erkannt. Es fehle aber schlichtweg an Personal, um überall alles zu schaffen.

Darüber könnte man nun den Kopf schütteln oder mit dem Finger auf die Stadt zeigen, meint Ernst Schaar. „Man kann aber genauso gut selbst dafür sorgen, dass sich das Ortsbild verschönert. In dem man anpackt, sich informiert, an welchen Stellen man tätig werden kann.“

Dass es möglich ist, weiß er nur zu gut. „Mit ein bisschen Willen kommt man häufig sogar mit Eigentümern verwaister Flächen überein, dort mit deren Zustimmung anzupacken.“ Mit einem Aufruf im Nossener Amtsblatt hat Schaar jüngst darum geworben, dass Einwohner, gerade in den Dörfern um Nossen, nicht resignieren sollten. Schon kleine Dinge könnten helfen – etwa Müll aus Straßengräben holen.

„In anderen Kommunen machen sich doch auch viele Leute ehrenamtlich verdient, indem sie Dreckecken beräumen. Das wünsche ich mir auch bei uns“, sagt Schaar. Wer ebenfalls tätig werden will, aber nicht recht wüsste wie und wo, könne sich auch gern bei ihm in Wendischbora, Nummer 38, melden. Die Unterstützung der Verwaltung ist ihm jedenfalls gewiss. „Wir freuen uns über jegliche Initiative von Bürgern, die selbst für eine schöne Stadt oder ein schönes Dorf mit anpacken“, sagt Uwe Anke.