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Mährische Spatzen seit 30 Jahren auf der Karte

Ab Januar leitet Marek Kvasnicak das Familienunternehmen in der Coswiger Spitzgrundmühle. Sein Vater hat die böhmische Küche in der Region berühmt gemacht.

Von Ines Luft
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Künftige Wirkungsstätte. Marek Kvasnicak – im Saal der historischen Spitzgrundmühle – übernimmt ab 1. Januar 2019 hier die Unternehmensleitung. Der staatlich geprüfte Hotelbetriebswirt und gelernte Koch hat zuvor als Gastronom und Hotelier in London, Peki
Künftige Wirkungsstätte. Marek Kvasnicak – im Saal der historischen Spitzgrundmühle – übernimmt ab 1. Januar 2019 hier die Unternehmensleitung. Der staatlich geprüfte Hotelbetriebswirt und gelernte Koch hat zuvor als Gastronom und Hotelier in London, Peki © Norbert Millauer

Coswig. Wer erinnert sich noch an die Schlange vorm Dresdner Restaurant Ostrava? Für Mährische Spatzen, Gulasch mit Knödeln und Sauerkraut oder Böhmischen Lendenbraten standen die Leute dort an. Knapp drei Ostmark die Portion. Vor allem aber wegen des köstlichen Geschmacks der Soßen und Knödel gab es die Schlange. Zubereitet von Stanislav Kvasnicak, Küchenchef im Ostrava.

Nach der Wende hat sich Familie Kvasnicak selbstständig gemacht. In Dresden-Laubegast, in Meißen. Was immer blieb: Mährische Spatzen und Böhmischer Lendenbraten. Jetzt über 30 Jahre. Die beliebten Gerichte finden sich auch heute auf der Speisekarte der Spitzgrundmühle Coswig.

Im Restaurant des historischen Hauses klappert leise Geschirr. Frühstück ist angesagt für die Hotelgäste. Rita Kvasnicak (63) eilt ins Restaurant, erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist mit dem Angebot.

Seit dem Ableben ihres Mannes verantwortet sie die Geschäfte der Spitzgrundmühle allein. Davon zieht sie sich nun zurück. Sie soll und darf etwas kürzer treten, sagt Sohn Marek Kvasnicak (37). Er übernimmt das Traditionshaus ab 1. Januar. Als Geschäftsführer der GmbH, die als Betreiber der Spitzgrundmühle gegründet wird.

Rita Kvasnicak bleibt Eigentümerin des Hauses. Und den Gästen erhalten, beim Frühstücksdienst und wenn sie im Restaurant einspringt, falls mal Not am Mann ist.

Erhalten bleibt ebenfalls die traditionelle böhmische Küche. Das Aushängeschild der gastlichen Stätte am Friedewald, seit sie durch Familie Kvasnicak 2010 erworben wurde. An Dresden erinnert nicht zuletzt der Zusatz „Tschechische Küchentradition – Ostrava“ hinter dem Namen historische Spitzgrundmühle. Der Unterschied zu damals – die Preise. Heute kosten die Mährischen Spatzen 8,40 Euro, das gefüllte Schnitzel Olomouc 13,50 Euro.

Auch nach dem Betriebsübergang soll die Spitzgrundmühle für bezahlbare Qualität stehen, versichert Marek Kvasnicak. Er möchte das Haus noch stärker bekannt machen in der Region. So mancher Besucher sei ganz erstaunt darüber, was sich hinter den Mauern des historischen Komplexes verbirgt. Beispielsweise hat das Restaurant täglich ab 11 Uhr durchgehend geöffnet, heutzutage keine Selbstverständlichkeit.

Genuss mit Tradition verbinden, sich nicht vor Neuem verschließen, daran viele teilhaben lassen, so bringt es der künftige Chef auf den Punkt. Dafür will er einen noch professionelleren Vertrieb aufbauen, neue Medien nutzen, die Kommunikation mit dem Gast verstärken.

Generationswechsel in der Spitzgrundmühle bedeutet aber auch Investitionen in die Immobilie. Obwohl das Gebäude in tadellosem Zustand ist und die Gäste Marek Kvasnicak zufolge die Hotelräume loben. Er will eine Symbiose zwischen historischem Haus und modernen Hotelzimmern schaffen. In den 14 Zimmern werden die TV-Geräte nachgerüstet, Kaffeemaschinen sollen die Wasserkocher ablösen, moderne Betten mit den historischen Schränken kombiniert werden.

Wir wollen wachsen, langfristig andere Geschäftsfelder erschließen, sagt der Chef in spe. Dabei hat er das Catering im Focus, zum Kleincatering soll die Versorgung von Firmenevents kommen.

Ein weiteres wichtiges Thema: die Mitarbeiter. Zwölf gibt es, in Voll- und Teilzeit. Dass mancher schon viele Jahre dabei ist, nennt der 37-Jährige einen Glücksumstand. Das wolle man hegen und pflegen. Nichtsdestotrotz werden weitere Mitarbeiter gesucht und Azubis ausgebildet, drei zurzeit. Beim menschlichen Faktor kommt Marek Kvasnicak – seine Frau ist Lehrerin, sie haben drei Kinder – wieder auf die Familie zurück. 

Auch seine Schwester, Arzthelferin in Dresden, unterstützt, wenn nötig, die Arbeit in der Spitzgrundmühle. Der Schwager kümmert sich um die Technik im Haus, gehört seit zwei Jahren zum Team. Das ist das Schöne, wenn wir an den Feiertagen arbeiten, dann wenigstens in Familie, sagt der künftige Chef. Silvester – mit 150 Personen und Vier-Gang-Menü – ist restlos ausverkauft.