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Märchenklassiker hat in Bautzen Premiere

Das bekannt Stück „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ wird jetzt am Deutsch-Sorbischen Volkstheater gespielt - mit überraschendem Ende.

Von Rainer Könen
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Ein ängstlicher Löwe, ein mutiges Mädchen, ein eiserner Holzfäller, eine freundliche Vogelscheuche und weitere Figuren sorgen im Stück „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ für Turbulenzen.
Ein ängstlicher Löwe, ein mutiges Mädchen, ein eiserner Holzfäller, eine freundliche Vogelscheuche und weitere Figuren sorgen im Stück „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ für Turbulenzen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Wenn im Bautzener Theater Märchenstunde ist, geht es meist laut zu. Aufgeregte Stimmen sind im Foyer zu hören, viele Besucher noch im Kita-Alter. Die Erwartungshaltung ist spürbar. So war es auch, als das Deutsch-Sorbische Volkstheater am Sonntag die Wintermärchensaison mit dem russischen Märchen „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ eröffnete.

Es ist die Geschichte des Mädchens Elli, dargestellt von Maja Adler, das mit drei Gefährten einige Abenteuer bestehen muss, um nach Hause zu kommen. Bautzens Oberspielleiter Stefan Wolfram hat damit erneut auf einen Uralt-Klassiker zurückgegriffen. Das Kinderbuch von Alexander Wolkow war seinerzeit ein Renner in der DDR. Ganze Generationen sind seither mit diesem anrührenden Werk aufgewachsen.

Der Einstieg in die Story ist flott und dynamisch. In einer Filmsequenz sieht man, wie Elli im Wirbelsturm mitsamt Haus aus dem heimischen Kansas fortgeweht wird, hinein ins Land der Käuer. Bei den tollpatschig agierenden Plüschfiguren wird sie Heldin wider Willen, weil ihr Häuschen bei der Landung gleich mal die böse Hexe Gingema erschlägt. Mit erfreulichen Aussichten für die Käuer, die nun frei sind. Wie aber nach Hause kommen? Das ist die große Frage, vor der Elli nun steht. Ihr Ziel: Smaragdenstadt. Dort erhofft sie sich Hilfe vom Zauberer Goodwin. Torsten Schlosser gibt dem gefürchteten Herrscher von Smaragdenstadt eine wohltuende Prise Menschlichkeit. Das Schauspielensemble legt sich in den knapp zwei Stunden mächtig ins darstellende Zeug. Das stimmungsvoll illuminierte Bühnenbild von Katharina Lorenz, die auch die phantasiereichen Kostüme kreierte, sorgt dafür, dass das junge Publikum von Beginn an mittendrin ist in dieser märchenhaften Inszenierung.

Auf dem Weg nach Smaragdenstadt sammelt Elli den von Richard Koppermann dargestellten Scheuch auf, eine Vogelscheuche, die gerne ein bisschen Grips hätte. Markus Weickert mimt einen Eisernen Holzfäller, der sich ein Herz wünscht. Und dann ist da noch diese Mogelpackung von Löwe, dem es an Mumm fehlt; rührend naiv gespielt von Jurij Schiemann. Die vier trotzen unterwegs Menschenfressern, Säbelzahntigern, Zauberkräften. Es ist die typische Heldenreise, die sich auf der Bühne abspielt. Aber mit einer Botschaft: Man kann an seinen Aufgaben wachsen, wenn man sich ihnen stellt. Elli lernt einiges über die Unvollkommenheit der Menschen. Erfährt, was im Leben wirklich zählt. Dass Mut nicht heißt, keine Angst zu haben, sondern sie zu überwinden. Dass man den Verstand, den jeder hat, selbst der Scheuch, auch mal einsetzen sollte. Und der Blechmann, der ständig jammert, dass ihm das Herz fehlt, der offenbart gelegentlich gar Gefühle.

Man spürt es bis in die letzte Reihe: Märchenspielen, das macht allen großen Spaß. Das Stück lebt von der Unvollkommenheit der Protagonisten. Scheuchs Sprachfehler sind die Running Gags dieser Aufführung. Und wie das so ist in einem Märchen, geht es der bösen Hexe Bastinda, mit enormer Verve und wunderbar-märchenhafter Boshaftigkeit von Katja Reimann gegeben, an den Kragen. Ein Happy-End im Märchen ist ein Muss. Aber in Wolframs Inszenierung gibt es am Schluss manche delikate Überraschung.

Die nächsten Vorstellungen finden am 16. Oktober um 10 Uhr und am 26. Oktober um 17 Uhr im Haupthaus des Bautzener Theaters statt. Karten unter Telefon 03591 584225.

www.theater-bautzen.de

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