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„Man hätte sich vorher Gedanken machen müssen“

Sechs Jahre nach der Ersteigerung des „Goldenen Engel“ sucht Bischofswerda Nutzungsvorschläge. Auf Facebook gibt es dafür wenig Verständnis.

Von Ingolf Reinsch
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Der neue Sitz der Stadtbibliothek? Oder oben Wohnungen und im Erdgeschoss ein Frischemarkt oder eine Zoohandlung? Das sind Vorschläge von Lesern der SZ, wie der „Engel“ wieder genutzt werden könnte.
Der neue Sitz der Stadtbibliothek? Oder oben Wohnungen und im Erdgeschoss ein Frischemarkt oder eine Zoohandlung? Das sind Vorschläge von Lesern der SZ, wie der „Engel“ wieder genutzt werden könnte. © Foto: Steffen Unger

Bischofswerda. Neue Ausschreibung – neues Glück? Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen hat die Bischofswerdaer Stadtverwaltung jetzt die Leistungen für eine „Machbarkeitsstudie“ zur Zukunft des Quartiers „Goldener Engel“ ausgeschrieben. Die erste Ausschreibung vom November war erfolglos. Das einzige Angebot habe nicht gewertet werden können, da der Bewerber seine Eignung nicht ausreichend nachgewiesen habe, teilte die Stadtverwaltung zu Wochenbeginn auf Anfrage der SZ mit. 

Am Anfang der zweiten Ausschreibung stand ein Fauxpas: Der von der Stadtverwaltung angegebene Link führte zu Beginn dieser Woche noch zur alten Ausschreibung von Anfang November, was Norman Reitner auf Facebook zu folgendem Kommentar veranlasste: „Ein sehr sportlicher Zeitplan für eine Angebotsabgabe. Noch dazu, wenn Abgabetermine und Submission laut Ausschreibung auf dem 15. November liegen.“ Nach einem Hinweis der SZ stehen jetzt die aktuellen Termine im Internet. Demzufolge können einschlägige Büros bis zum 12. Dezember 12 Uhr bei der Stadt ein Angebot abgeben. Zwei Stunden später erfolgt die Submission.

Laut Ausschreibung erwartet die Stadt vom Auftragnehmer, „dass neu zu etablierende Gebäudenutzungen für das innerhalb des Fördergebietes gelegene Quartier „Goldener Engel“ vorgeschlagen werden. Mindestens zwei Vorschläge sollten es sein: eine Vorzugs- und eine Alternativvariante. Es gehe um „eine anspruchsvolle, nachhaltige Entwicklung des Quartiers“ auch hinsichtlich dessen Ausstrahlung auf den zentralen Altstadtbereich, heißt es. Bei jenen Lesern, die sich zum Thema auf Facebook äußern, findet dieses Herangehen kein Verständnis. „Eigentlich hätte man sich dazu vor dem Kauf Gedanken machen müssen. Mittlerweile sind viele Jahre vergangen und das Objekt steht noch schlechter da und hat an Wert verloren“, schreibt ein Nutzer, der sich auf Facebook Oli Ti nennt.

Dem stimmt Lutz Schulze zu: „Eben. Eingestehen, dass man damals einen Fehler gemacht hat und zügig wieder verkaufen. Selbst kann die Stadt dort ohnehin nichts investieren und mit zu vielen Auflagen wird die sicher überschaubare Anzahl von Interessenten auch nicht größer.“

Ein Frischemarkt – „das wäre es“

Doch auch einige Vorschläge werden genannt, wie man das seit Jahren geschlossene Hotel mit Restaurant wieder nutzen könnte. „Macht die Bibliothek dort rein und beendet endlich den Mietvertrag vom Bischofssitz“, schreibt Frank Spar an die Adresse der Stadtverwaltung. Manja Gumpert vom Tierschutzverein kommentiert: „Die Substanz wird nicht besser. Vielleicht oben Wohnungen erschließen und unten mal einen neuen Zooladen rein.“ Jacqueline Barnickel hofft, „es wird was!!!! Wird höchste Zeit!!!“ Bezogen auf einen vor Jahren von der Partei Die Linke unterbreiteten Vorschlag, die dem Altmarkt zugewandten Häuser im Quartier „Goldener Engel“ im Erdgeschoss baulich zusammenzufassen und dort einen Frischemarkt einzurichten, schreibt eine Leserin aus Bischofswerda: „Ein Frische-Markt mit Markttreiben jeden Tag, darüber hinaus mit guter Gastronomie, die frische Produkte aus der Region verarbeitet – das wäre es! Da gibt es viele Anbieter, wie zum Beispiel Rapsöl aus Kaschwitz, Kartoffeln von Bauer Winkler aus Jauer, Fisch von der Firma Nartzschke aus Wölkau Champignons von der Firma Pietsch aus Geißmannsdorf und das sehr gute Frischgemüse aus der Gärtnerei Krauße in Bischofswerda.“ Für gehobene Wohnungen würde dieses Objekt in Kombination mit einem Frischemarkt eine Belebung für die Stadt Bischofswerda, schreibt die Leserin. Und sie merkt an: „Die Bürger sollen mit einbezogen werden und Vorschläge bringen über die Nutzung des Goldenen Engel und der angrenzenden Gebäude.“

Die Stadt Bischofswerda hatte das damals schon geschlossene Hotel unter Oberbürgermeister Andreas Erler (CDU) im Jahr 2012 für 52 000 Euro ersteigert. Bei der „Machbarkeitsstudie“, die die Stadt jetzt in Auftrag geben möchte, geht es nicht nur um dieses Gebäude, sondern auch um die angrenzenden Häuser, darunter den Bischofssitz und die Nachbarhäuser in Richtung Straße Am Hof. Dieses Gebiet soll nach den Plänen der Stadt im Komplex entwickelt werden. Es ist Teil eines 3,25 Hektar großen Fördergebietes, welches große Teile der westlichen und südwestlichen Altstadt von Bischofswerda umfasst.