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„Massai-Fähren“ starten Fahrt nach Kenia

Schubschiffe bringen die Neubauten aus Laubegast in den Hamburger Hafen.

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Laubegast - Die neuen Fährschiffe für Kenia sind seit gestern auf dem Weg nach Hamburg. Wochenlang blieben sie wegen des strengen Winters vor der Laubegaster Werft auf der Elbe liegen. Eis im unteren Verlauf des Flusses hatte den Abtransport verzögert. Seit gestern bringen zwei Schubschiffe die knallroten Fähren innerhalb der nächsten Tage bis in den Hochseehafen der Dresdner Partnerstadt.

Für den Transport auf der Elbe mussten Teile der Aufbauten wieder entfernt werden. „Sonst würden die Schiffe unter den etwa 40 zu passierenden Brücken nicht hindurchpassen“, erklärt Projektleiter Oliver Lang. „Neben den Steuerhäusern sind auch die Masten, Schornsteine und Passagierdecks sowie Teile der Elektrik demontiert worden.“ Insgesamt haben diese Vorbereitungsarbeiten etwa fünf Tage pro Fähre gedauert.

Für die Fahrt durch die Dresdner Innenstadt ist an der Spitze des Schubverbandes zusätzlich ein Schlepper angedockt. Damit soll sichergestellt werden, dass die Fähren ohne anzustoßen unter den zum Teil sehr niedrigen Altstadtbrücken durchkommen. Hinter der Flügelwegbrücke übernimmt dann das Schubschiff die Steuerung. In Hamburg angekommen, muss alles zügig wieder angebaut werden. Bevor die Fähren auf die Reise in den kenianischen Hafen Mombasa gehen können, müssen sie nämlich noch von den Zertifizierungs-Experten der Hamburger Niederlassung vom Lloyds-Schiffsregister auf Herz und Nieren geprüft werden.

Obwohl die Schiffe schon Anfang Februar auf der Elbe „probegefahren“ wurden, müssen sie im Hamburger Hafen nun ihre Manövrierfähigkeit auch unter Notfallbedingungen beweisen, erzählt der Projektleiter. Navigations- und Radarsysteme sowie die Funkgeräte werden ebenso von den Prüfern unter die Lupe genommen.

Sobald diese Prozedur abgeschlossen ist, beginnt der letzte Kraftakt in deutschen Gewässern. Zwei Schwerlastkräne heben die Fähren auf ein Hochseeschiff, das die beiden Fähren dann innerhalb von rund vier Wochen nach Kenia bringt. Mitte April beginnt die große Überfahrt. Im Hafen von Mombasa werden die Schiffe vom neuen Eigner Kenya Ferry Services bereits sehnsüchtig erwartet (SZ berichtete). Die Neubauten aus Laubegast sollen zwei von insgesamt fünf Fähren eines völlig maroden Fuhrparks ersetzen.

Die alten Fähren haben schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel und fallen wegen technischer Defekte ständig aus.

Gebaut wurden die rund 75 Meter langen Kolosse in Laubegast innerhalb von 16 Monaten. Für jede der Fähren verarbeiteten die Angestellten der Laubegaster Werft etwa 500 Tonnen Stahl. Unter den Namen MV (Motorschiff) Likoni und MV Kwale werden die Dresdner Schiffe dann spätestens im Juni am neuen Dienstort in den Einsatz gehen. Tobias Wolf