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Maulkorb für die Feuerwehr

Immer wieder gibt es Streit zwischen Rathaus und Stadtrat in Bad Gottleuba-Berggießhübel. Jetzt entbrennt ein Zwist am Posten des Vize-Stadtwehrleiters.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Bad Gottleuba-Berggießhübel. Die Feuerwehr hilft, wenn es brennt. In Bad Gottleuba-Berggießhübel scheinen die Helfer aber inzwischen selbst Hilfe zu brauchen. Es vergeht kaum ein Monat, da es keinen Zoff gibt. Erst ging es um einen abgelehnten Aufnahmeantrag, nun um den Posten des stellvertretenden Stadtwehrleiters. Den haben die Feuerwehrleute mit Dominik Kunze gewählt. Er hatte sich als einziger auf die Ausschreibung hin beworben. Der Stadtrat muss dieser Wahl zustimmen. Eigentlich eine Formalie. In Bad Gottleuba-Berggießhübel aber eine, an der wieder eine Debatte entbrennt.

Woran entzündet sich die Diskussion?
Die CDU kritisiert im wesentlichen zwei Dinge: die Qualifikation des Bewerbers und die fehlende Konzeption für die Zukunft der Feuerwehren. Die Anforderungen an die Mindestqualifikation für einen stellvertretenden Stadtwehrleiter seien nicht eingehalten worden. Die bereits im September vorgestellte Analyse der Feuerwehr, die Grundlage für weitere Entscheidungen sein soll, lag zum jüngsten Stadtrat noch immer nicht für alle vor. Aufgrund ihres Umfanges von mehreren Hundert Seiten sollte es eine Zusammenfassung geben.

Welche Qualifizierung benötigt ein stellvertretender Stadtwehrleiter?

In der Feuerwehrdienstvorschrift ist festgelegt, für welche Funktionen welche Qualifizierungen notwendig sind. Dominik Kunze hat einen Gruppenführer-Abschluss – und dieser liegt zwei Stufen unter dem für den Vize geforderten Abschluss. Er muss sich also noch zum Zug- und Verbandsführer qualifizieren, sagt Kreisbrandmeister Karsten Neumann. „Unter der Voraussetzung, dass er im Dezember 2017 den Zugführerlehrgang erfolgreich absolviert, hätte er noch maximal zwei Jahre Zeit, sich zum Verbandsführer zu qualifizieren.“ Das bestätigt die Aussage von Bürgermeister Thomas Mutze (parteilos), dass eine Qualifizierung im Nachgang reicht. Stadtrat Bodo Hippe (CDU) betont, ihm sei es bei seiner Nachfrage nicht um Misstrauen gegenüber Dominik Kunze gegangen, sondern darum, dass junge Leute nicht verheizt werden.

Ist der Kreisbrandmeister vorher gefragt worden?
Die Einbeziehung von Kreisbrandmeister Neumann hätte aus Sicht der CDU Unstimmigkeiten im Vorfeld ausräumen können. Neumann war zwar zur Wahl eingeladen und musste kurz vorher absagen, aber zum Sachverhalt gefragt worden sei er nicht, sagt Neumann. Weder von der Verwaltung noch von der Stadtwehrleitung.

Warum wurde die Formalie zum Streitfall?
Schon bei der Bestätigung des Stadtwehrleiters hatte der Stadtrat sein Okay verzögert. Damals wollte er erst noch mit den Leitern der Ortswehren reden. Vor allem aber kritisierte Stadtrat Bodo Hippe ein weiteres Mal den Bürgermeister und die Stadt. Einfach zu akzeptieren, was man ihm vorsetze, das mache der Stadtrat nicht mehr mit, nicht dieses Mal und auch künftig nicht, lautet die Kampfansage der CDU-Fraktion. Die Linken halten im konkreten Fall dagegen, dass es doch nicht falsch sein könne, den Wunsch der Feuerwehr zu akzeptieren. Den immer häufigeren Streit um viele Themen finden sie nicht schön.

Wie fühlt sich die Feuerwehr dabei?
Stadtwehrleiter Michael Gröbe hält sich zurück und bittet, selbst unverfängliche Sätze nicht zu schreiben. Aufgrund einer Dienstanweisung des Bürgermeisters sei er nicht berechtigt, mit der Presse zu reden. Die Telefonnummer von Kunze gibt er nicht raus. Für ihn gelte die gleiche Anweisung.