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Maxens berühmtester Kiosk

Das Maxener Museum startet in die neue Saison und macht einem besonderen Haus ein Geschenk.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Maxen. Bevor Besuch kommt, wird geputzt. Auch im Maxener Heimatmuseum. Helga Messerschmidt holt schnell noch den Staubsauger von Zuhause, Jutta Tronicke wischt die Fensterbretter ab. Eigentlich wollte sie auch noch die Fenster putzen, doch das lässt sie bei der Kälte lieber. Wenn die Besucher am Sonntag nach der Winterpause erstmals wieder ins Museum kommen, werden sie genug zu sehen haben und das mit den schmutzigen Fenstern gar nicht merken, hofft Jutta Tronicke. Denn es gibt eine neue Sonderausstellung. Die ist einem für Maxen und darüber hinaus besonderen Haus gewidmet. Vor 170 Jahren wurde das Blaue Häusl gebaut.

Es teilte das Schicksal so vieler alter Häuser und ist doch etwas Besonderes. Es ist nämlich europaweit das einzige Bauwerk dieser Art, sagt Jutta Tronicke. Seit sie und ihr Mann das Häuschen 1995 kauften, haben sie sich intensiv mit seiner Geschichte befasst. Dass es überhaupt noch steht, ist nicht nur den Tronickes, sondern auch einem Dresdner Chemie-Professor Glöckner zu verdanken, der es 1971 in jämmerlichem Zustand übernahm. Er bekam zwar vom obersten Denkmalschützer damals moralische Unterstützung, das Wichtigste aber, Material, fehlte. Glöckner suchte damals einen Ort zum Entspannen, genau wie über 20 Jahre später die Tronickes. Eigentlich dachten sie an eine Datsche in der Sächsischen Schweiz. Ihr Glück fanden sie schließlich durch die Annonce, mit der Glöckner einen Käufer suchte.

Mitte der 1990er-Jahre war die Kuppel verschwunden, bereits in den 1930er-Jahren hatte sie sich gesenkt. Jutta Tronicke fand die Reste später im Wald. Schon 1950 hatte der Mühlbacher Rudolf Wollmann Briefe an den Denkmalschutz geschrieben, aber nichts erreicht. Die Tronickes entsorgten dann irgendwann die alte Schlafstube im nicht einmal 20 Quadratmeter großen Häusl. Seinen „blauen“ Beinamen hat es von der Kuppel. Heute ist es nicht nur für die Tronickes ein Refugium. Immer wieder stehen Wanderer davor oder kommen die Besucher zum Tag des offenen Denkmals. Einmal standen auch Kinder vor Jutta Tronicke. Sie erzählte ihnen alles, sie malten Bilder und dankten der „Lieben Märchenfrau für die schönen Geschichten“. Die Tronickes freuen sich immer über neugierige und interessierte Besucher. Vermarkten aber wollen sie das Häusl nicht. Also kein Räucherhäuschen, keine Andenken oder Souvenirs.

Wer das Häusl Moschee nennt, hat unrecht, wer es Kiosk nennt, liegt hingegen richtig. Eine Moschee nämlich war es nie, auch wenn die Form mit der Kuppel das vermuten lässt. Und wenn wir heute bei Kiosk an Würschtelbude oder Zeitungen denken, ist es doch der Fachbegriff für einen Gartenpavillon im orientalischen Stil. Damit überrascht Jutta Tronicke bei ihren Führungen im Museum immer wieder die Gäste. Die werden auch über die vielen Bilder des Blauen Häusl staunen. Die erste Lithographie entstand schon ein Jahr nach dem Bau 1849, die jüngste Zeichnung schuf Monika Herold 2014. Bei diesem Ausflug in die Geschichte werden die Besucher die noch schmutzigen Fenster vergessen.

Eröffnung der Ausstellung, 4. März, 14 Uhr, Öffnungszeiten Museum: immer sonntags, 13 bis 16 Uhr, sowie auf Nachfrage, Tel. 0179 2421518,

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