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Mehr Bäume für Mittelsachsen

Im Landkreis gibt es sehr wenig Wald. Dafür ist er Spitzenreiter beim Nachpflanzen von Bäumen. Doch das kostet.

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© DA-Archiv/Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Kaum Baum: Mittelsachsen ist nach Meißen der waldärmste Landkreis in Sachsen. Die am geringsten bewaldete Region ist die ehemalige Gemeinde Mochau mit nur gut einem Prozent Waldanteil – das geht aus einer Bilanz der Forstbehörde des Landratsamtes hervor.

Und trotzdem ist Mittelsachsen grün. Denn Wald ist nicht alles. Entlang der Straßen stehen unzählige Bäume. Die Innenstädte sind grün. Das ist nicht zuletzt privaten Initiativen zu verdanken. Eine davon ist der Waldheimer Verschönerungsverein. „Unser Ziel ist es, der Stadt einen Parkcharakter zu verleihen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Karl Schuster. Vor rund sechs Jahren habe der Verein eine eigene Baumschule angelegt. „Dort stehen derzeit etwa 450 Bäume“, so Schuster. Die Mitglieder des Vereins sind sehr aktiv. Im Frühjahr haben sie 200 neue Bäume an der Kriebsteiner Straße gepflanzt. Gekostet habe das rund 1 500 Euro, die der Verein aus der eigenen Tasche gezahlt hat.

In erster Linie würden Laubbäume gepflanzt. „Wir versuchen, eine gewisse Farbigkeit reinzubringen. Die Blutbuche oder der Ahorn bekommen im Herbst rote Blätter. Ginkgobäume haben ein helles Grün im Frühjahr und goldgelbe Blätter im Herbst“, sagt Karl Schuster.

Werden entlang der Straßen oder an Gewässern Bäume gefällt, zum Beispiel weil eine Straße oder ein Bachlauf verbreitert wird – müssen dafür neue gepflanzt werden. Hier steht Mittelsachsen im sachsenweiten Vergleich besonders gut da. „Mittelsachsen ist der einzige Landkreis, in dem zwischen 2013 und 2015 die Neupflanzungen relativ nahe an die Fällzahlen herankommen. Laut Staatsregierung wurden bei 3 970 Fällungen an landeseigenen Straßen immerhin 3 300 Bäume neu gepflanzt.“ Das berichtet Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag.

Nicht überall ist der Ersatz verpflichtend

Das hört man im Landratsamt Mittelsachsen natürlich gern. Dass es trotzdem eine Diskrepanz zwischen der Zahl der Fällungen und der Neupflanzungen gibt, sei einfach zu erklären: „Nicht alle Baumfällungen sind ein Eingriff in den Naturhaushalt und somit ersatzverpflichtend“, so Kreissprecherin Cornelia Kluge. Dazu zählt das Abholzen von Straßenbäumen, die eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer dargestellt hätten. „Wir sind bemüht, auch diese zu ersetzen, aber durch begrenzten Grund und Boden und diverser Abstands- und Verbotsregelungen von Neupflanzungen sind uns leider oftmals die Hände gebunden“, so Cornelia Kluge weiter.

Zudem gebe es weitere Möglichkeiten, gefällte Bäume sozusagen aufzuwiegen: Wenn zum Beispiel eine alte Industriebrache abgerissen und die Fläche entsiegelt, sprich wieder begrünt wird, zählt das auch als Ausgleich.

Die gängige Regelung sei: Für einen gefällten Baum muss ein neuer gepflanzt werden. „Bei besonders wertvollen Gehölzen werden auch ab und an für einen alten drei neue Bäume gepflanzt“, erklärt Cornelia Kluge. Das geschehe meist im Frühjahr und im Herbst.

Welche Arten gepflanzt werden, hänge von den lokalen Gegebenheiten ab. „Im Bereich Rochlitz oder Döbeln ist eher traditionell mit Obstgehölzen an Straßen zu arbeiten. Im Erzgebirgsvorland sind eher Großgehölze wie Linde, Ahorn, Esche oder Eiche zu verwenden“, erklärt die Landkreissprecherin.

Für die Ersatzpflanzungen nimmt der Landkreis eine Menge Geld in die Hand. Etwa 55 000 Euro hat im vergangenen Jahr allein das Pflanzen von 2 000 Bäumen neben der Deponie in Hohenlauft gekostet. Sie sind in die Erde gebracht worden, weil wenige Kilometer weiter in Grunau Wald- und Uferflächen dem Straßenbau weichen mussten.

Auch was die Zahl der neugepflanzten Bäume auf flussnahen Flächen, die die Landestalsperrenverwaltung unterhält, betrifft, ist der Landkreis in den vergangenen drei Jahren positiver Spitzenreiter: „Auf 1 820 Fällungen kommen im Verlauf der drei Jahre 9 600 Ersatz- beziehungsweise Neupflanzungen“, so Wolfram Günther von den Grünen.