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Mehr Plätze, mehr Personal

Die Stadt Freital kann jedem Kind einen Kitaplatz bieten. Weil der Aufwand steigt, wird die Betreuung aber teurer.

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© dpa

Von Andrea Schawe

Freital. Eltern müssen demnächst mehr für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen. Die Stadt hat die Elternbeiträge für Krippe, Kindergarten und Hort erhöht. Ab 1. September 2016 kostet ein Krippenplatz für das erste Kind bei maximal neun Stunden Betreuung 200,91 Euro pro Monat, Alleinerziehende zahlen 180,82 Euro. Das sind etwa zehn Euro mehr als 2015. Die Betreuung eines Kindes ab drei Jahren kostet nun 120,95 Euro, wenn es maximal neun Stunden in der Kita bleibt – wie die meisten. Bisher waren es 114,50 Euro. Bei mehr Kindern wird der Beitrag geringer.

„Die Beträge gelten sowohl für kommunale als auch für freie Kindertageseinrichtungen“, sagt Ilona Helbig, die Leiterin des Amts für Soziales, Schulen und Jugend. Sie werden jährlich neu berechnet – nach den tatsächlich im Vorjahr angefallenen Betriebskosten in den Kitas. „Das heißt, wenn weniger Kinder da sind und so weniger Energie verbraucht wird, zahlen die Eltern auch weniger“, erklärt Helbig. „Die Betriebskosten ändern sich jährlich.“ Maximal 30 Prozent der Gesamtkosten für einen Kindergarten- und Hortplatz dürfen auf die Eltern umgelegt werden, für einen Krippenplatz sind es maximal 23 Prozent. Einen Teil der übrigen Kosten übernimmt der Freistaat, den Hauptteil zahlt die aber Kommune.

Die Amtsleiterin geht davon aus, dass die Beiträge auch in Zukunft weiter steigen werden, „und zwar nicht unerheblich“. Das liege vor allem an den steigenden Personalkosten. 2015 kostete das Personal pro Krippenplatz 709,66 Euro, im Jahr davor waren es 667,63 Euro. Im Kindergarten rechnet die Stadt mit 327,54 Euro pro Platz – fast 20 Euro mehr als 2014. Insgesamt liegen die jährlichen Personalkosten im Kitabereich derzeit nach Angaben der Stadt bei 9,17 Millionen Euro im Jahr. Allerdings wurden 2015 Tariferhöhungen für dieses und nächstes Jahr erkämpft.

„Sachsenweit wird auch der Betreuungsschlüssel verändert“, sagt Helbig. Momentan liegt der Schlüssel bei einem Erzieher zu sechs Krippenkindern und 12,5 Kindergartenkindern. 2017 sollte ein Erzieher nur noch 5,5 Kinder in der Krippe betreuen, 2018 höchstens fünf. „Das heißt, wir brauchen mehr Personal“, so Ilona Helbig. Bisher konnten alle benötigten Stellen besetzt werden. Derzeit sind bei der Stadt Freital 187 Personen als Erzieher tätig, dazu kommen noch 21 Angestellte in der Kita-Leitung.

Die Stadt braucht in Zukunft auch mehr Personal, weil immer mehr Eltern ihre Kinder in der Kita betreuen lassen. Im Juli wurden in Krippe und Tagespflege insgesamt 332 Kinder, im Kindergarten 861 Kinder und im Hort 1 069 Kinder in städtischen Einrichtungen betreut – insgesamt 2 262 Kinder. 2015 waren es etwa 1 900 Jungen und Mädchen. „Jedes Kind, das einen Betreuungsplatz braucht, bekommt auch einen. Wir mussten keinen Eltern, die sich angemeldet haben, absagen“, versichert Helbig. „Das ist aber nicht immer der Wunschplatz der Eltern.“ Mittlerweile gibt es trotz des Andrangs noch freie Plätze: Die Stadt hat Kapazitäten für 2 591 Kinder.

Jahrelang hat Freital neue Kitas gebaut und andere erweitert – vor allem im Krippenbereich. 2017 soll etwa die Kita an der Grundschule Wurgwitz öffnen, das Haus wird gerade saniert. Dort können zusätzlich zu 60 Plätzen in der Wurgwitzer Kita 124 Kinder betreut werden – 24 in der Krippe, 100 im Kindergarten.

In einigen Kitas wird sogar Platz gemacht, etwa für Hortkinder. In der Kita „Willi“ an der Wilsdruffer Straße sind zum neuen Schuljahr nur drei Kindergartengruppen gestartet. Das sind 16 Kinder weniger als im Jahr davor. „Die Stadt sieht kurz- und mittelfristig Bedarf für die Betreuung von Hortkindern am Standort“, erklärt Helbig – vor allem wegen der unmittelbaren Nähe zur Lessingschule. Trotzdem konnten nach Angaben der Stadt alle vor Schuljahresbeginn vorliegenden Bewerbungen für einen Kitaplatz mit Erstwunsch Kita „Willi“ erfüllt werden. Auch in der Kita Sonnenblume soll perspektivisch eine Gruppe wegfallen. Sie musste in den letzten Jahren den Mehrzweckraum der Einrichtung nutzen. „Wenn wir die Nachfragen der Eltern anderweitig erfüllen können, soll der Raum in der Kita perspektivisch wieder als Mehrzweckraum genutzt werden“, sagt Ilona Helbig.