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Mehr Straftaten in Roßwein

Seit 2015 ist mehr Polizei in Roßwein präsent. Das hat auch mit dem Asylbewerberheim zu tun. Das Gros der Straftaten begehen aber Deutsche.

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© Dietmar Thomas/Archiv

Von Heike Heisig

Roßwein. Die Roßweiner fühlen sich nicht mehr so sicher in ihrer Stadt. Das hat eine Umfrage des DA ergeben. Doch offenbar gibt es eine gefühlte Sicherheit. Der gegenüber stehen die Zahlen der Kriminalstatistik. Die legte Andrée Wagner, der Leiter des Döbelner Polizeireviers, den Stadträten am Donnerstagabend offen. Zwar haben die Straftaten insgesamt zugenommen, doch Grund zur Beunruhigung sieht Wagner darin nicht.

Zuvor ging der Revierleiter auf eine Massenschlägerei mit neun Verletzten im Asylbewerberheim im Juni ein. „Ja, es gab schwere Auseinandersetzungen mit einem hohen Sachschaden. Das will ich nichts schönreden“, so Andrée Wagner. Die Einsätze seien für die Kollegen schwer gewesen. Die Beamten seines Reviers waren mit zuerst am Einsatzort und haben die ersten Ermittlungen geführt. Zu diesem Konflikt sei es gekommen, weil Menschen mit verschiedenen ethnischen Ansichten auf engstem Raum miteinander auskommen müssen. Die Rädelsführer dieser Auseinandersetzung seien in andere Heime versetzt worden. Seitdem habe es keine weiteren Vorfälle gegeben. „Zumindest keine, die uns bekannt sind“, so Wagner.

Nach seinen Erfahrungen mache es einen Unterschied, was passiert und was angezeigt wird. Beispiel Ladendiebstähle: Wie oft sei schon behauptet worden, dass Flüchtlinge in den Märkten stehlen. Aber: Zur Anzeige kommt das fast nie. Nur fünfmal sind 2015 Ladendiebstähle bei der Polizei angezeigt worden.

Seit April/Mai 2015 werden Gebäude an der Döbelner Straße in Roßwein als Flüchtlingsheim genutzt. Seitdem ist die Polizei insgesamt mehr in Roßwein präsent. Allein im Vorjahr hat es hauptsächlich zur Asylpolitik 20 Demonstrationen und Gegendemos gegeben. Die seien für Wagner Ausdruck dafür, dass Demokratie umgesetzt wird. Den Initiatoren bescheinigte er eine gewisse Portion Mut – immerhin seien die Anmelder beleidigt und deren Eigentum angegriffen worden. Für Wagner ein Zeichen von Intoleranz der jeweils Andersdenken. Das bereite ihm durchaus Sorgen.

Trotzdem: Auf die Kriminalstatistik 2015 hat sich das alles kaum niedergeschlagen. Täter seien in der überwiegenden Mehrheit Deutsche, Flüchtlinge spielten kaum eine Rolle. Laut Einschätzung des Revierleiters gebe es in Roßwein keine Auswüchse. Nur eine Ausnahme kristallisierte sich bei der Vorstellung der Zahlen heraus: Exorbitant gestiegen ist der Anlagebetrug. 98 Fälle wurden 2015 angezeigt, im Jahr davor lediglich einer. Genau konnte Wagner darauf nicht eingehen, weil diese Fälle nicht in Döbeln bearbeitet werden. Da die Erfassung nach dem Tatortprinzip erfolgt, geht der Revierleiter davon aus, dass diese Betrügereien in Roßwein begangen worden sind. Ob Roßweiner unter den Geschädigten sind, weiß er nicht.

Insgesamt wurden in Roßwein und den Ortsteilen im vergangenen Jahr 339 Straftaten begangen, Gewalttaten wie Mord, Totschlag und Vergewaltigung waren nicht darunter. Das sind 68 Straftaten mehr als im Jahr davor. 66 Prozent konnten aufgeklärt werden. Höher wäre die Rate sicher, wenn es mehr Zeugen für Straftaten gebe – auch für kleinere Delikte wie zum Beispiel Schmierereien.

Für die Stadträte waren die Ausführungen interessant, wie Steffen Zaspel (Freie Wähler) zugab. Er bat in etwa einem Jahr um aktuelle Zahlen für 2016. Andrée Wagner kann sich vorstellen, dass es dann möglicherweise um mehr Drogendelikte geht. Erst Anfang des Monats sei ein Roßweiner mit einer erheblichen Menge Crystal vom Zoll verhaftet und inhaftiert worden.