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Reformhaus in Nossen hat sich vergrößert

Gesunde Ernährung und Stärkung des Immunsystems stehen immer mehr im Fokus. Das merken die Inhaberinnen des Reformhauses in Nossen.

Von Uta Büttner
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Kristin Grendel (Mitte) führt gemeinsam mit Tochter Saskia (r.) das Reformhaus in Nossen. Tochter Cecilia arbeitet ebenfalls mit im Laden.
Kristin Grendel (Mitte) führt gemeinsam mit Tochter Saskia (r.) das Reformhaus in Nossen. Tochter Cecilia arbeitet ebenfalls mit im Laden. © Claudia Hübschmann

Nossen. Vor zwei Jahren – Mitten im Lockdown – hat Familie Grendel das Reformhaus in Nossen am Markt übernommen. Mehr als 30 Jahre existierte es an dieser Stelle bereits. Jetzt reichte der Platz einfach nicht mehr aus, um die Nachfrage an Produkten befriedigen zu können. „Uns ist aufgefallen, dass die Menschen immer bewusster leben. Sie achten auf ihre Ernährung und Gesundheit allgemein. So kommen Fragen, ob es nicht zuerst etwas Natürliches gibt, bevor sie zur Medizin greifen müssen“, erzählt Kristin Grendel, die gemeinsam mit Tochter Saskia die Inhaberinnen des Reformhauses sind. Die Ladenfläche beträgt nun 76 statt 30 Quadratmeter. Die Regalfläche habe sich dabei vervierfacht.

Vom 4. bis 6. April soll die Eröffnung des neuen Domizils gefeiert werden – mit Verkostungen und Proben von verschiedenen Herstellern. „Es ist auch ein bisschen Nachholen. Denn 2020 konnten wir anlässlich unserer Nachfolge nichts veranstalten“, sagt Kristin Grendel. Insgesamt hat die 46-Jährige vier Kinder. Die 18-jährige Tochter Cecilia arbeitet ebenfalls im Geschäft, absolviert gerade die Ausbildungen zur Einzelhandelskauffrau und Reformhaus-Fachberaterin. Sie soll später einmal den Laden übernehmen, so der Plan.

Wie viele junge Mütter fing Kristin Grendel vor vielen Jahren an, sich mit gesunder Ernährung und Gesundheit im Allgemeinen wie Stärkung des Immunsystems zu beschäftigen. Auslöser waren erste Unverträglichkeiten. „Deshalb habe ich mich mit Ernährungsthemen beschäftigt.“ Es folgten verschiedenste Weiterbildungen, beispielsweise in Kräuter- und Naturheilkunde. Seit 13 Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit diesen Themen, hat Selbststudien betrieben und viele Kurse besucht. „Inzwischen haben meine beiden Töchter auch schon viel von meinem Wissen mitgenommen“, sagt Kristin Grendel erfreut.

Ein Markenzeichen: Beratung

Ihr selbst und ihren Kindern konnte sie mit dem erworbenen Wissen helfen. Doch sie wollte mehr. Ihr Wissen auch an andere weitergeben. Da kam die Suche des Reformhaus-Besitzers nach einem Nachfolger gerade richtig. Denn anders als in einem „normalen“ Bioladen suchen Kunden häufig Beratungen zu frei verkäuflichen Arzneimitteln, Naturarzneimittel. Um diese verkaufen zu dürfen, haben die Grendel-Frauen einen sogenannten Sachkundenachweis bei der IHK absolviert. „Beim Reformhaus steht der Aspekt der Gesundheit noch mehr im Fokus als bei reinen Bio-Läden. Wir haben uns auf glutenfrei und vegan spezialisiert.“

Es gebe immer mehr Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme wegen altgewohnter Ernährung Rat suchen. „Täglich kommen Fragen wegen Glutenunverträglichkeit, Laktoseintoleranz, Allergien, Rheuma- und Gichtproblemen oder Histamin-Unverträglichkeiten – um nur einige Probleme zu nennen“, erzählt Kristin Grendel.

Reformhäuser haben eine lange Tradition. Die ersten gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts, hervorgegangen aus einer Lebensreformbewegung für ein naturnahes und gesundes Leben. 1927 schlossen sich die Läden in einer Genossenschaft zusammen, unter dem Namen neuform bekannt. 2014 wurde die Genossenschaft in Reformhaus umbenannt.

Künftig werden die Inhaberinnen auch Vorträge anbieten, die von Experten verschiedenster Fachrichtungen gehalten werden, vom Allgemeinmediziner über eine Onkologin bis hin zu Heilpraktikern.

Angst wegen künftig fehlender Kundschaft hat die Familie nicht, obwohl immer vom Ladensterben am Markt in Nossen gesprochen wird. Denn Reformhäuser gibt es in näherer Umgebung keine. „So kommen die Leute auch aus Döbeln und Freiberg hierher.“