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Meißner bringt Mikroskope nach Nepal

Nach längerer Pause haben sich Holger Schmidt und seine Frau auf den Weg nach Nepal gemacht. Im Gepäck: Mikroskope.

Von Andre Schramm
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Dorothee Finzel von der Freien Werkschule und Unternehmer Holger Schmidt mit Mikroskopen für eine Schule in Nepal.
Dorothee Finzel von der Freien Werkschule und Unternehmer Holger Schmidt mit Mikroskopen für eine Schule in Nepal. © Claudia Hübschmann

Meißen. Am vergangenen Sonntag haben sich Holger Schmidt und seine Frau Regina wieder auf den Weg nach Nepal gemacht. Mit dem Flieger ging es von Leipzig nach Istanbul und danach weiter in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu. Dort stand dann noch ein Inlandsflug in die abgelegene Region nahe der Stadt Tikapur im Westen des Landes auf dem Plan. Mit dem eigenen Reisegepäck mussten beide sparsam sein, denn ihre Koffer waren vollbepackt mit ausrangierten Mikroskopen. Wieso das?

"Bei unserem letzten Besuch vor etwa drei Jahren kam ich mit dem Direktor unserer Schule ins Gespräch. Ich wollte wissen, was benötigt wird", erinnert sich Schmidt. Der Schulleiter überlegte kurz und sagte dann, dass ein Mikroskop für die Schülerinnen und Schüler prima wäre. Ein einziges Mikroskop für eine ganze Schule, entgegnete Schmidt. "Das erinnerte mich irgendwie an den Besuch des Planetariums früher. 20 Schüler standen herum und langweilten sich, während einer durch das Teleskop schauen durfte", schmunzelt der Unternehmer. Wie es der Zufall so wollte, hatte die Freie Werkschule zu jener Zeit gerade zwei Klassensätze analoger Mikroskope abzugeben. "Wir hatten umgestellt – auf digitale Mikroskope", erzählt Werkschul-Geschäftsführerin Dorothee Finzel.

Kurz vor dem Start zeigte sich Holger Schmidt gespannt darüber, was sich in den letzten Jahren an der Schule getan hat. "Das ist immer eine Überraschung, vor allem nach so einer langen Zeit", erzählt er weiter. Einmal sei eine Tür defekt gewesen. "Man hatte auf uns in der Hoffnung gewartet, dass wir sie reparieren", erzählt er. Das sei aber keine Option. Wenn, dann laufe sowas nur gemeinsam, schiebt er hinterher. Ein anderes Mal habe man den Strom für ein ganzes Dorf gekappt. "Wir haben uns dann mit dem Dorfältesten getroffen, um zu klären, wie der Strom zurückkommt", sagt Schmidt. Man sei aber unverrichteter Dinge gegangen, da dort keine Bereitschaft vorhanden war, selbst etwas dafür zu tun.

Frauen schuften, Männer schauen zu

"Man muss sich von unseren Wertevorstellungen einfach verabschieden", erzählt Schmidt. Vieles laufe in Nepal anders. So zum Beispiel die Arbeitsteilung. "Es ist dort traditionell so, dass die Frauen die körperlich schwere Arbeit verrichten. Da sieht man dann Frauen, die Baumaterialien schleppen und Männer, die an der Nähmaschine sitzen", erzählt er. Was Schmidt nach wie vor umtreibt, ist der Menschenhandel in dem Land. "Es werden immer noch viele junge Menschen verkauft, beispielsweise an reiche Familien", erklärt er. Man beobachte das deutlich in der Schule. "Je älter die Kinder, desto weniger Mädchen sitzen im Unterricht", meint er. Ein weiterer Grund für diese Tendenz sei, dass die jungen Frauen zu Hause gebraucht werden, ihre Schulausbildung so nicht beenden können.

Mit ihrem Hilfsverein "Brücke nach Nepal" ist die Familie Schmidt Teil eines großen Netzwerkes. "Der Vorteil ist, dass mindestens alle drei Monate jemand vor Ort ist, um nach dem rechten zu sehen", sagt Schmidt. Er hat schon neue Ideen für die Zukunft: eine sogenannte Biofabrik. "Das Land erstickt förmlich am Müll. Es gibt auch kein Bewusstsein für Mülltrennung", erzählt er. Der weggeworfene Kunststoff könnte in dieser containerähnlichen Anlage recycelt werden. "Als Endprodukt bekommt man dann einfachen Kraftstoff, mit dem Landmaschinen betrieben werden könnten", erzählt der Unternehmer. Zudem würden dadurch neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Investitionskosten für diese Anlage belaufen sich auf etwa eine Million Euro. Das ist viel Geld, vor allem für die Verhältnisse in Nepal. Zum Vergleich: der Bau einer kleinen Schule kostet etwa 20.000 Dollar, also knapp 19.000 Euro.

Daneben gibt es derzeit auch Bemühungen, die Lehrer von der nepalesischen Schule für eine gewisse Zeit nach Meißen zu holen und hier auszubilden. "Lehrer darf man dort werden, wenn man die achte Klasse abgeschlossen hat", meint Schmidt. Die Freie Werkschule hat sich dem Vernehmen nach bereit erklärt, dabei zu helfen.

Spendenkonto

Empfänger: Brücke nach Nepal Netwerk e. V.

IBAN: DE85 8505 5000 0500 1514 07