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Demenz: "Habe oft gelacht, um nicht zu weinen"

Der Meißner Autor Károly Gerner hat ein neues Buch herausgebracht. Es ist völlig anders als seine bisherigen Werke. Es geht um seine demente Ehefrau.

Von Andre Schramm
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Der Meißner Autor Károly Gerner hat ein neues Buch geschrieben. Es geht um Demenz.
Der Meißner Autor Károly Gerner hat ein neues Buch geschrieben. Es geht um Demenz. © Claudia Hübschmann

Meißen. Károly Gerner steht unangekündigt im DDV Lokal in der Elbstraße. Bei dem Namen klingelt etwas. Wir hatten das letzte Mal vielleicht vor zehn oder 15 Jahren miteinander zu tun. Höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Buchveröffentlichung. Gerner hat schon einige Bücher geschrieben. "Sieben oder acht sind's bestimmt", sagt der 87-Jährige. So genau weiß er es auch nicht mehr. Es waren Krimis und Erotikthriller. Sie trugen Titel, wie "Partnerwechsel", "Abels Orakel", "Das Elbmonster" oder "Des Teufels Dutzend".

Dieses Mal hat er kein Buch dabei, nur einen Stick mit einem PDF und einem Foto vom Cover. Es zeigt zwei Ruheständler auf einer Bank, die in den Sonnenuntergang blicken. Obendrüber steht "Freud und Leid". Es ist ein Buch über seine demente Frau. Es erscheint in der kommenden Woche.

Lange Zeit hat Károly Gerner überlegt, ob er es schreiben soll oder nicht. Er hatte angefangen, kam aber über das erste Kapitel nicht hinaus. Eine Schreibblockade. Sicher auch den Umständen daheim geschuldet. Ein Jahrzehnt hat er sich um seine Frau gekümmert. "Es ging los mit Kleinigkeiten", erzählt er. Uschi konnte sich in der Fremde nicht recht orientieren. "Sie hat sich auch oft wiederholt", so der 87-Jährige. Konzentrations- und Sprachfähigkeit ließen langsam nach.

Tückisch – ein Attribut, das Gerner sehr häufig im Buch benutzt, wenn es um die Krankheit geht. Dass seine liebe Uschi davon betroffen sein könnte, auf diese Idee ist er lange Zeit nicht gekommen. Uschi hörte Geräusche in der Wohnung. Doch da war nichts. Auch Messgeräte lieferten keine Erklärung. Ein Umzug machte die Situation auch nicht besser. Eine bekannte Krankenschwester äußerte schließlich die Vermutung "Demenz". Ärzte bestätigten wenig später diesen Verdacht.

  • "Freud und Leid" (126 Seiten) von Károly Gerner, erscheint bei BoD und wird im Buchhandel erhältlich sein.
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