SZ + Meißen
Merken

Meißen: Skaten hinter Gittern?

Der Skaterplatz an der Elbe ist ein Dauerthema. Das Problem sind aber nicht die Sportler, doch genau ihnen drohen nun Einschränkungen.

Von Ines Mallek-Klein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Skaterplatz am Meißner Elbufer soll einen Zaun bekommen. Dagegen regt sich Widerstand.
Der Skaterplatz am Meißner Elbufer soll einen Zaun bekommen. Dagegen regt sich Widerstand. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die 35. Sitzung des Meißner Stadtrates beginnt am Mittwochabend mit Geschenken. Oberbürgermeister Olaf Raschke bekam nachträglich Glückwünsche zu seinem 60. Geburtstag, den er am 11. März gefeiert hatte und einen großen Plüschhasen - den vielleicht ersten Bewohner des neuen Tierparks, den die Stadt Meißen plant, wie einige Stadträte scherzten.

Doch schon in der Bürgerfragestunde wurde es ernst. Ein Thema war der Skaterpark an der Elbe. Die Temperaturen steigen und die Sportler kehren zurück. Aber eben nicht nur sie, sondern auch andere Jugendliche, die ihre Autos in Elbnähe parken, die Boxen aufdrehen und Getränke konsumieren. Mit dem Alkohol steigt der Lärmpegel, was den unmittelbaren Anwohnern schon seit Jahren ein Ärgernis ist und immer wieder zu Polizeieinsätzen führt.

Im Visier sind nicht die Sportler, denn die sind nicht das Problem. So auch die einhellige Meinung unter den Stadträten und Bürgern. Ganz im Gegenteil. Mit fast schon stoischer Geduld säubern sie ihren Platz nach den nächtlichen Exzessen und beseitigen die Spuren, die andere hinterlassen haben. Und es gibt auch Arbeitseinsätze am unmittelbar benachbarten Akti, wo der Rasen gemäht wird.

Doch ausgerechnet den Skatern drohen nun Einschränkungen. Am Montag dieser Woche haben sie erfahren, dass ein Zaun um ihren Platz geplant ist. Um das zu verhindern, haben sie einen ihrer Vertreter in den Meißner Stadtrat geschickt. Er bat die Räte inständig, den Zaunbau zu verhindern, denn er löse das Problem nicht. Er werde die Ruhestörer nicht von ihren nächtlichen Treffen abhalten, beschränke aber den Aktionsradius der Skater massiv. "Wir verstehen nicht, warum wir jetzt bestraft werden sollen", so der Tenor aus dem Sportlerlager. Unterstützung bekommen sie von dem Jugendstadtrat und auch von einigen Stadträten, unter anderem von Martin Bahrmann (FDP). Er verwies auf die mehrere Jahre andauernde Debatte und forderte Lösungen ein.

Bus mit Nothalt auf dem Bauhofgelände

Ein Anfang sei die Umsetzungen der 2022 diskutierten Vorhaben. So soll vor dem Skaterpark künftig ein ausrangierter Hybridbus stehen, in dem die Jugendarbeit auch bei schlechtem Wetter möglich sei. Der Bus ist längst da, er steht aber immer noch auf dem Gelände des Bauhofes. Das gefällt dem OB nicht und deshalb gab es am Donnerstag noch einmal ein internes Gespräch in der Verwaltung. Das offensichtliche Problem: dort wo der Bus stehen soll, liegen jetzt große Erdhaufen, die von den Baumaßnahmen an der Dresdner Straße stammen.

OB Raschke versprach einen weiteren Austausch zur Zukunft des Skaterplatzes, hält aber im Kern an dem geplanten Zaunbau fest, auch um das Gelände des benachbarten Kanuvereins klar vom Skaterpark abzutrennen. Das aber, so kontern die Skater, sei quasi schon geschehen. Es wurde vor einigen Wochen eine Wand aufgestellt, die auch von Sprayern genutzt werden kann - ganz legal. Sie diene gleichzeitig dem Lärmschutz und kann in regelmäßigen Abständen gesäubert werden, um weiteren Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich hier zu verewigen.

Die nächtlichen Ruhestörungen, sie bringen die Anwohner in den Sommermonaten regelmäßig um ihren Schlaf. Bereits im Sommer vorigen Jahres hatten sie sich in einem Offenen Brief an den Landrat Ralf Hänsel, aber auch an OB Olaf Raschke und die Verwaltung gewandt. Daraufhin erhöhte die Polizei zwar ihre Präsenz, wirklich ruhiger wurde es an der Elbe dennoch nicht.

Gelöst werden muss auch noch die Toilettenfrage. Bislang nutzen die nächtlichen Besucher vorzugsweise die Hecke, die Skaterpark und das Gelände des Kanuvereins voneinander trennt. "Die Sache stinkt nicht nur sprichwörtlich zum Himmel", moniert der Verein zurecht. Eine Toilettenanlage gab es auf dem Areal schon einmal. Sie wurde im Laufe der Zeit aber immer wieder zerstört und war schließlich in so einem schlimmen Zustand, dass sie abgerissen werden musste. Die Stadt bemüht sich nun um einen Neubau. Diese Absicht bekräftigte OB Raschke in der Sitzung am Mittwoch. Allerdings sind dabei zahlreiche Medienträger zu berücksichtigen, sodass eine schnelle Lösung nicht erwartet werden könne.

Das Thema bleibt also aktuell und auch den Entscheidern in der Verwaltung ist klar, die Jugendlichen in Meißen brauchen einen Treffpunkt. Ob der aber in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft bleiben muss, fragen sich die betroffenen Anwohner. Sie hatten im August vorigen Jahres sogar eine einstweilige Verfügung erwogen, mit deren Hilfe der Platz geschlossen werden sollte. Nach Gesprächen mit der Verwaltung waren sie von ihrem Vorhaben allerdings wieder abgerückt.