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Ullrich Baudis: "Mach's gut, du liebenswerter Querulant!"

Der ehemalige Meißner Stadtrat und Unternehmer Ullrich Baudis ist am 13. September verstorben. Ein Nachruf.

Von Andre Schramm
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Ullrich Baudis als Vorleser bei der Weihnachtsveranstaltung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten".
Ullrich Baudis als Vorleser bei der Weihnachtsveranstaltung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten". © SAE Sächsische Zeitung

Meißen. Wer mit Ullrich Baudis zu tun hatte, hat sich vielleicht früher oder später gefragt: Wo geht der Mann eigentlich seine Klamotten kaufen? Seine Hemden waren stets farbenfroh. Meistens hatte er eine Weste oder ein Jäckchen obendrüber. Manchmal auch beides. Auf der Nase saß in der Regel eine Brille mit farbigem Gestell. Auch sein Schuhgeschmack war äußerst speziell. Und doch hat alles immer miteinander harmoniert. Ullrich Baudis ist aufgefallen, in einer Kleinstadt wie Meißen allemal. Sein Markenzeichen: der Spitzbart am Kinn.

Baudis war ein waschechter Meißner und liebte seine Stadt. Zu DDR-Zeiten baute er seine eigene Künstleragentur auf, kam in die Kreise der großen DDR-Stars. Ein Weggefährte erzählt, dass Baudis die besten Arrangements in dieser Zeit hatte. 1982 lernte er Bernd Warkus kennen. Ulli wurde nicht nur sein Manager, sondern auch sein Lebensgefährte. Mit "Europas bestem Xylophonisten" kam er viel rum – im sozialistischen Ausland. Nach der Wende gaben die Beiden allein im australischen Sydney vier Gastspiele. In Chile, so erzählte Ulli einmal der SZ, sei er 1993 stolz mit der D-Mark eingereist. Dort kannte man die D-Mark offenbar noch nicht. Es gab Probleme. Am Ende sollten es 40 Länder sein, die er besuchte.

Mit breiter Brust

Ulli war auch unternehmerisch tätig. 1996 stieg er in die Gastronomie ein. Er eröffnete die Bowlingbahn "Zur Kugel" und später das Kaffeehaus am Markt. Häufig sah man ihn davorsitzen, entweder mit Warkus oder anderen Leuten aus der Stadt. Manchmal stand er auch bloß davor – mit seiner typisch breiten Brust – und verfolgte das Geschehen. Drinnen war meistens weniger los, leider.

2009 kam Ulli für die Linken in den Stadtrat. Vier Jahre später wurde er Fraktionsvorsitzender. Wenn er ein Thema für sich entdeckte, blieb er hartnäckig. Eines seiner Lieblingsprobleme war der Burgbergaufzug, der nicht nur für seinen Geschmack viel zu häufig den Dienst versagte. Auch der kleinteilige Einzelhandel in der Stadt lag ihm am Herzen. Der Tourismus sowieso. Ulli nahm kein Blatt vor den Mund, ging häufig mit der Stadtverwaltung hart ins Gericht. "Er war aber auch ein Mann, der Wort hielt. Wenn wir etwas untereinander vereinbart hatten, konnte man sich 100-prozentig auf Ullrich Baudis verlassen", erinnert sich Jörg Schlechte der damals für die CDU im Meißner Stadtrat saß.

2012 gingen Ulli Baudis und Bernd Warkus den Bund der Ehe ein, unter großer Teilnahme der Öffentlichkeit. Viele Künstlerkollegen waren wieder da. Sein gutes Netzwerk hat er nie aufgegeben. "Wenn man ein Problem hatte, ist man zu Ulli gegangen und er hat sich gekümmert. Mag er gewesen sein, wie er war. Menschlich war er schwer in Ordnung", erinnert sich Christiane Weikert, die viele Jahre die Kneipennacht organisierte.

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