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Im Oberauer Wasserschloss soll gefeiert, gestaunt, getagt und gearbeitet werden

Das Gewand des Wasserschlosses ist aufgehübscht. Im Mai fallen die Gerüste. Nun machen sich die Schlossretter auf, das Haus mit Leben zu füllen.

Von Ines Mallek-Klein
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Der Förderverein Wasserschloss Oberau hatte geladen und viele kamen, um über die Nutzungsideen für das Schloss informiert zu werden.
Der Förderverein Wasserschloss Oberau hatte geladen und viele kamen, um über die Nutzungsideen für das Schloss informiert zu werden. © Claudia Hübschmann

Oberau. Das Interesse war groß. Der Förderverein Wasserschloss Oberau hatte am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung geladen. Es ging darum, den 2012 gegründeten Verein vorzustellen, vor allem aber über das künftige Nutzungskonzept zu sprechen. Die vergangenen zehn Jahre haben die rund 50 Mitglieder intensiv genutzt, um die äußere Hülle des Gebäudes zu sanieren. Gerade noch ist es von einer Mauer aus Gerüsten umgeben. Dachflächen werden neu eingedeckt. Als Nächstes soll die Fassade saniert werden, erklärt Jens Kutschke. 192.000 Euro kostet das gesamte Vorhaben, es wird gefördert, doch der Verein muss 36.000 Euro aus eigener Tasche aufbringen. "Stand heute fehlen uns noch knapp 5.000 Euro", so Kutschke. Eine Crowdfunding-Aktion auf der Sparkassenplattform 99funken soll helfen, das Geld quasi in letzter Minute zusammenzubekommen.

Läuft alles nach Plan, könnte das Schloss im Herbst dieses Jahres in neuer Pracht erstrahlen und der Graben davor wäre wieder mit Wasser gefüllt. Es war ein langer Weg bis dahin und er ist noch nicht zu Ende. Die Fördervereinsmitglieder möchten die 1276 erstmals erwähnte Wasserburganlage wieder zum Leben erwecken. Schon jetzt wird das Schloss gelegentlich für Veranstaltungen genutzt. Der Künstlermarkt beispielsweise findet zweimal im Jahr statt. "Aber für eine dauerhafte Nutzung sind die Räume schlicht noch nicht geeignet", so Jens Kutschke.

Sie sollen nun schrittweise saniert werden. Es braucht neue Stromleitungen - die jetzigen sind ein Provisorium, Wasserleitungen müssen erneuert, Wände gestrichen und Fußböden saniert werden. Und das Schloss soll auch einen Internetanschluss bekommen. Einig sind sich die Schlossretter darüber, dass das Gebäude als kultureller Mittelpunkt der Gemeinde wahrgenommen werden soll, und zwar mit regionaler wie auch überregionaler Strahlkraft. Dem Verein, so Jens Kutschke, werde es nicht gelingen, das Haus als Ganzes zu öffnen. Das soll vielmehr schrittweise erfolgen, wobei im Erdgeschoss Museumsräume angedacht sind.

Besteck mit Familienwappen vom früheren Schlossbesitzer

Hier könnte die Geschichte des Schlosses erzählt werden, das zuletzt einem dänischen Adelsgeschlecht gehörte. Die Nachkommen leben in den USA, unterhalten regelmäßige Kontakte mit Mitgliedern des Fördervereins und haben auch schon einige aus Oberau stammende Gegenstände an den Verein übergeben. Darunter ist ein Besteck mit dem Familienwappen.

Die Räume sind zwischen 12 und 35 Quadratmeter groß. Hier könnte auch die Geschichte vom Turmuhrenbau Ferner erzählt werden. Klaus Ferner fertigte im benachbarten Niederau über drei Jahrzehnte Turmuhren und Glockenspiele, unter anderem aus Meissener Porzellan. Seine Turmuhren schmücken die Semperoper, das Residenzschloss und die Sächsische Staatskanzlei. Die Witwe von Klaus Ferner hat dem Förderverein zugesagt, ihm den Nachlass zu übertragen. "Wir sind gerade dabei, das vertraglich abzustimmen", so Jens Kutschke. An Exponaten werde es also nicht mangeln, auch nicht an einer sehr umfangreichen Dokumentation. Und dennoch werde es keine einfache Aufgabe, die Ausstellung zu konzipieren. Die Schlossretter hoffen auf ihr umfangreiches Netzwerk.

Im ersten Obergeschoss gibt es Räume von 15 bis 83 Quadratmetern Größe, sie sind sehr repräsentativ und könnten für Veranstaltungen wie Hochzeiten vermietet werden. Das würde auch Einnahmen sichern, setzt allerdings den Anbau eines Aufzugs voraus, der am Südgiebel des Schlosses entstehen könnte, ohne das Treppenhaus zu überragen. Das zweite Obergeschoss soll genutzt werden, um Büros unterzubringen. Sie sind zwischen 19 und 75 Quadratmeter groß und könnten, so Kutschke, vermietet werden, beispielsweise an Unternehmen. Aber auch eine Eigennutzung durch die Gemeinde, die Eigentümer des Schlosses ist, sei vorstellbar. Geht es nach dem Förderverein, könnte das Schloss ab 2025 einige seiner Räume wieder dauerhaft für Besucher öffnen.

Wenn Sie die Arbeit des Fördervereins unterstützen möchten, können Sie das hier tun: Sparkasse Meißen, IBAN: DE75 8505 5000 0500 120 838, BIC : SOLADES1MEI