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Schritt für Schritt voran: Was Meißen für einen besseren Fußverkehr tun kann

Zwei Jahre lang haben Experten vom Fuss e.V. die Modellstadt Meißen beraten. Nun gibt es ein Ergebnis.

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Für ein neues Wegkonzept soll es in Meißen Veränderungen geben. So soll den Menschen kommuniziert werden, dass die Fußgängerzone an der Elbstraße auch vollständig zu nutzen wäre, da viele nur auf dem Fußweg laufen würden.
Für ein neues Wegkonzept soll es in Meißen Veränderungen geben. So soll den Menschen kommuniziert werden, dass die Fußgängerzone an der Elbstraße auch vollständig zu nutzen wäre, da viele nur auf dem Fußweg laufen würden. © Daniel Schäfer

Von Tomas Werner

Meißen. Rund 37 Prozent aller Wege werden in Meißen bereits zu Fuß zurückgelegt – fast so viele wie mit dem Auto (41 Prozent). Dabei hat die Stadt mit ihren steilen Anstiegen und historisch gepflasterten Gassen gerade für Menschen, die weniger gut zu Fuß sind, manche Tücke aufzuweisen. Doch Meißen als Ausflugsziel ist mit einer belebten, nahezu autofreien Innenstadt prädestiniert für die grob unterschätzte, ursprünglichste und umweltfreundlichste aller Fortbewegungsarten.

Als 2021 der Fachverband Fußverkehr Deutschland Fuss e. V. für das Projekt „Gut gehen lassen – Bündnis für attraktiven Fußverkehr“ fünf Modellstädte suchte, bewarb sich Meißen als eine von 30 Städten bundesweit – und erhielt den Zuschlag. Ziel des vom Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Umwelt geförderten Projektes war die Beratung der Kommunen bei der strategischen Entwicklung des Fußverkehrs. Es ging vor allem um kleinteilige Maßnahmen. Am Montagabend stellten Patrick Riskowsky und Bertram Weisshaar vom Projektteam ihre Ergebnisse vor.

Zunächst blickten sie auf die in zwei Jahren absolvierten Projektphasen zurück. Untersucht wurde nicht die ganze Stadt, sondern die „Porzellanroute“ – ein auch touristisch interessanter Korridor vom Dom durch die Burgstraße zum Markt und weiter entlang der Görnischen Gasse und Talstraße zum Wilhelm-Walkhoff-Platz in Triebischtal.

Als Maßnahmen leitete das Projektteam strategische Empfehlungen und bauliche Vorschläge ab. So regten sie die Benennung eines oder einer Fußverkehrs-Verantwortlichen an, damit in allen Planungen die Belange der Fußgänger mitgedacht werden. Der bestehende Arbeitskreis Radverkehr sollte um das Themenfeld Fußverkehr erweitert werden. Der anwesende Stadtrat Heiko Schulze, Vorsitzender dieses Arbeitskreises, zeigte sich dafür offen, trotz mancher Konflikte auch zwischen diesen beiden Verkehrsarten.

Die im Rahmen von „Gut gehen lassen“ aufgegriffene Bürgerbeteiligung sollte fortgeführt und intensiviert werden, schlagen Riskowsky und Weisshaar vor, denn die Menschen vor Ort seien Experten darin, Mängel, Lücken und Gefahren in ihrem Umfeld zu identifizieren. Tempobegrenzungen auf ein stadt- und umweltverträgliches Niveau könnten zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Für den Fußverkehr könne man durchaus schon durch kleinteilige und vergleichsweise kostengünstige Maßnahmen spürbare Verbesserungen erzielen.

Rückbau an der Haltestelle Talbad

Zu den vorgeschlagenen baulichen Veränderungen gehört der Rückbau der Bushaltebucht an der Haltestelle Talbad (Kerstingstraße), um so den Geh- und Wartebereich zu verbreitern. Fußgänger müssen sich dort zwischen einem Pfeiler des Wartehäuschens und der nur einen reichlichen Meter entfernten Fahrbahnkante hindurchzwängen, was gerade mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl eine Zumutung ist. Da Fahrzeuge bei Gegenverkehr auch jetzt schon hinter dem haltenden Bus warten müssen, hätte die Auflösung der Bucht für den Straßenverkehr keine Nachteile.

Durch die Schaffung von Barrierefreiheit, die Sicherung relevanter Querungsstellen und die Aufwertung des öffentlichen Raumes kann das Gehen in Meißen sicherer und attraktiver werden. „Fußverkehr ist vielfältig, bunt und kleinteilig – bringen wir ihn Schritt für Schritt voran“, sagten die Experten und übergaben ihren Bericht an Baudezernent Albrecht Herrmann.