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Messe kritisiert geplanten Ostra-See

Ein Architekt plant ein Naherholungsgebiet an der Flutrinne. Doch die Messe fürchtet um ihre Parkplätze.

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© Visualisierung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Von Julia Vollmer

Ein Badesee mitten in der Stadt – mit Blick auf den nahenden Sommer für viele eine schöne Vorstellung. Der Architekt Till Rehwaldt will seine Vision von einem Naherholungsgebiet mit See und Strand in der Flutrinne am Ostragehege umsetzen. Doch nicht alle sind mit der Wahl des Ortes einverstanden. „Wenn das Projekt am bisher angepeilten Ort realisiert wird, wäre das für uns eine Katastrophe“, kritisiert Ulrich Finger, Geschäftsführer der Dresdner Messe. Rund 1 300 Parkplätze würden dem Unternehmen wegbrechen. Ein großes Problem wäre das, so Finger. Denn die Mehrheit der Messebesucher reist mit dem Auto an. Grundsätzlich findet Finger die Idee für ein Naherholungszentrum gut. Doch sein Vorschlag ist, den See lieber auf der anderen Seite, auf dem Areal in Richtung Übigau anzulegen.

Die fehlende Kommunikation mit der Messe ist dem Messechef ein Dorn im Auge. „Zur Bürgerversammlung waren wir nicht eingeladen, meist erfahren wir den neuesten Stand aus der Zeitung“, schimpft er. Die Messe sei laut Grundbuch Eigentümer des Areals, und Finger möchte an den Prozessen beteiligt werden.

Geld, um die möglicherweise wegfallenden Parkplätze zu ersetzen, hat die Messe nicht. Es gibt Überlegungen, auf dem Messegelände rund 300 Stellplätze als eine Art Parkhaus über einer Messehalle zu bauen, aber das stünde noch in den Sternen, sagte Finger. Nach der Ansiedelung des Erlwein- Capitols auf dem Messegelände seien schon einmal Parkplätze für die Messe verloren gegangen.

Seine Vision von einem gestalteten Erholungsgebiet in der Flutrinne im Ostragehege stellte Architekt Rehwaldt erstmals Mitte Dezember öffentlich vor. Seitdem gab es zahlreiche Reaktionen auf das Projekt „Ostra-See“. Die meisten Dresdner konnten sich mit der Idee gut anfreunden.

Doch zunächst müssen die Finanzierung und die konkrete Umsetzung geklärt werden. Einer der wichtigsten Partner wird dabei wahrscheinlich die Stadt sein. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) erklärte im Januar, von der Idee für den Ostra-See habe er erstmals aus der Zeitung erfahren.

Vor Baubeginn müssten noch umwelt- und wasserrechtliche Fragen geklärt werden. Im Falle eines Elbehochwasser ist das Areal zwischen Alberthafen und Messegelände wichtige Überflutungsfläche. „Grundsätzlich ist es immer gut, wenn neue und auch unkonventionelle Ideen eingebracht werden“, so Schmidt-Lamontain damals. „Ob dieses Projekt einer fachlichen Prüfung standhält, wird man sehen müssen.“ Zur Finanzierung des Projektes hatte Rehwaldt vorgeschlagen, den ausgebaggerten Kies zu verkaufen.

Rehwaldts Pläne gehen über Pläne für einen See und Strandpromenade hinaus. Mit einer Wasserbühne und Zuschauerrängen am Ufer könnte er sich eine Kulturstätte nach dem Vorbild der Seebühne in Bregenz vorstellen. In den Abendstunden soll die Bühne beleuchtet werden.

Auf der Bürgerversammlung Ende März kamen neben dem Landschaftsplaner Till Rehwaldt auch der Diplom-Geologe Axel Pörschke und die Stadtentwicklerin Angela Mensing-de Jong zu Wort. Pörschke zog ein positives Fazit: Machbar wäre der Ostra-See. Im Erdreich der Flutrinne finden sich vor allem jahrhundertealte Kies-Ablagerungen von Elbe und Weißeritz, auf ihnen ließe sich bauen. Grundwasser sei in etwa sechs Metern Tiefe zu erwarten, der genaue Stand hänge aber vom Flusspegel ab, so der Geologe.

Die Nähe zur Elbe könnte Fluch und Segen zugleich werden. Einerseits besteht so die Chance auf klares Wasser im See, denn die unterirdischen Kiesschichten würden das Wasser filtern. Anderseits sei völlig unklar, wie lange diese Selbstreinigung nach einem Elbehochwasser dauern würde.

Stadtentwicklerin Angela Mensing-de Jong sprach auf der Bürgerversammlung von einem Projekt mit „großer Strahlkraft“, das den Dresdner Westen „weit voranbringen“ werde.