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Freital: Neun neue Wohnungen im Goldenen Löwen

Der Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses lässt das Dachgeschoss ausbauen - inklusive unverbauten Blicks ins Grüne.

Von Annett Heyse
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Architekt Martin Schreiner steht hier auf der Galerie einer der zukünftigen Maisonette-Wohnungen.
Architekt Martin Schreiner steht hier auf der Galerie einer der zukünftigen Maisonette-Wohnungen. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Dresdner Straße in Freital gilt gemeinhin nicht als exklusive Wohnadresse. Der Grund: viel Verkehr, mitunter recht laut, Abgas-belastet. Nichts davon sei hier oben zu spüren, verspricht Martin Schreiner und öffnet die Tür zur Dachterrasse. Bis zum Geländer sind es ein paar Schritte. Unten rauscht die Weißeritz vorbei, schräg gegenüber sieht man den bunten Laubwald des Osterbusches, rechts und links blickt man über das Weißeritztal.

"Schön, nicht wahr?", fragt Schreiner, der Architekt in Berlin ist, und für den Goldenen Löwen in Freital ein neues Obergeschoss geplant hat. Direkt unterm Dach entstehen derzeit neun exklusive Maisonette-Wohnungen. Gebaut wird seit mehr als einem Jahr und auch wenn der alte Dachstuhl größtenteils erhalten blieb, hatte der Bauherr jüngst zum Richtfest eingeladen.

Der Goldene Löwe ist ein Komplex mit drei Treppenhäusern, dessen Erbauer Wert auf ein imposantes Äußeres legte. Errichtet 1908/1909 als Gaststätten- und Hotelbau, steht der Goldene Löwe heute unter Denkmalschutz. Das machte es schwer, aber nicht unmöglich, unter dem Dach etwas Ungewöhnliches zu wagen.

Dach aufgeklappt, um Platz zu schaffen

Als der Goldene Löwe um 2007 von der Vormil Grundstücksgesellschaft gekauft wurde, folgte zunächst bis 2012 eine Sanierung des Bestandes und auch der Gaststätte im Erdgeschoss. Das Dach wurde damals bis auf kleinere Reparaturarbeiten nicht weiter angefasst. Doch nun war es sanierungsbedürftig. "Da hat sich der Eigentümer gesagt: Wenn, dann machen wir es richtig", berichtet Architekt Schreiner, der für Vormil weitere Vorhaben dieser Art plant.

Der Dachboden des Goldenen Löwen bietet alle Voraussetzungen für einen Ausbau. Die drei Treppenhäuser reichen bis nach oben, wo viele andere Wohngebäude nur noch schmale Stiegen aufweisen. Zudem haben die Erbauer einen auch von der Höhe her gewaltigen Dachstuhl auf das Haus gesetzt. Vielleicht diente er mal als Lager, auf jeden Fall aber als Wäscheboden, wie an den alten Haken im Gebälk und einer Wäscheleine noch zu erkennen ist.

Um Raum für die neun Maisonette-Wohnungen zu schaffen, hat der Architekt zu einem Trick gegriffen, der sich anderswo schon bewährte: Das Dach wurde nach hinten aufgeklappt. So ist es möglich, sowohl ein Penthouse-Appartment mit 50 Quadratmeter Wohnfläche, als auch größere Einheiten einzuziehen - bis hin zur sechs-Raum-Wohnung mit 145 Quadratmeter.

In der unteren Etage der neuen Wohnungen wird jeweils ein Wohnküchenbereich mit offener Galerieebene eingebaut. Die Wohn- und Schlafräume weisen zur Weißeritzseite und haben bodentiefe Verglasungen, um genügend Licht hereinzulassen. Jede Wohnung verfügt zudem über eine großzügige Dachterrasse und bekommt eine Fußbodenheizung. Damit sich im Sommer die Wärme nicht in den Dachgeschossen staut und im Winter die Wärme hält, lege man außerdem Wert auf neueste energetische Anforderungen an Dach- und Außenhaut sowie die Fenster, erläutert Martin Schreiner.

Aufzüge werden noch angebaut

Was die Denkmalpflege anbelangt, ist die Fassade des Hauses bis zum Dachfirst unverändert geblieben, schaut man von der Straßenseite auf den Goldenen Löwen. Nur von der Hofseite aus sieht man die geänderte Dachstruktur. Für die Neueindeckung des Daches entschied sich der Eigentümer in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde wieder für Schieferplatten - ganz nach historischem Vorbild.

Der Dachboden des Hauses Dresdner Straße 79-83 in Freital ist so groß, dass dort neun Maisonette-Wohnungen eingebaut werden können.
Der Dachboden des Hauses Dresdner Straße 79-83 in Freital ist so groß, dass dort neun Maisonette-Wohnungen eingebaut werden können. © Karl-Ludwig Oberthür
Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in die Räume, eine große Tür öffnet sich zur Dachterrasse.
Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in die Räume, eine große Tür öffnet sich zur Dachterrasse. © Karl-Ludwig Oberthür
Zu DDR-Zeiten wurde im Dachboden die Wäsche getrocknet, eine alte Leine hängt noch am Haken.
Zu DDR-Zeiten wurde im Dachboden die Wäsche getrocknet, eine alte Leine hängt noch am Haken. © Karl-Ludwig Oberthür
Im Sommer 2023 wurde das Dach neu gedeckt - nach historischem Vorbild mit Naturschiefer.
Im Sommer 2023 wurde das Dach neu gedeckt - nach historischem Vorbild mit Naturschiefer. © Egbert Kamprath
So sah der Goldene Löwe im Oktober 2022 vor Beginn der Bauarbeiten aus.
So sah der Goldene Löwe im Oktober 2022 vor Beginn der Bauarbeiten aus. © Egbert Kamprath

Zudem werden im Frühjahr auch noch Aufzüge an der Fassade der Hofseite installiert, damit die Bewohner der neuen vierten Etage bequemer in ihre Wohnungen kommen. Davon profitieren auch die Mieter der anderen Wohnungen. Barrierefrei wird der Goldene Löwe jedoch nicht - der Zugang zu den insgesamt drei Aufzügen muss aus bautechnischer Sicht immer zwischen zwei Etagen auf dem Treppenpodest angelegt werden. Für jede Wohnung steht zudem eine Garage zur Verfügung - sie werden nur wenige Meter entfernt auf einem kürzlich beräumten Grundstück an der Turnerstraße angelegt.

Für den Architekten ist der Dachausbau am Goldenen Löwen ein Projekt, welches Martin Schreiner nach eigener Aussage große Freude bereitet. "Es ist anspruchsvoll, weil das Haus unter Denkmalschutz steht und aus Sicht des Brandschutzes vieles zu beachten ist. Aber die Kubatur des riesigen Dachbodens ist auch ein Anreiz, etwas Besonderes daraus zu machen."

Besonders dürften auch die Baukosten sein, zu denen der Eigentümer derzeit noch keine Angaben machen kann. Noch seien nicht alle Aufträge vergeben, bei welcher Investitionssumme man am Ende lande, deshalb unklar, heißt es seitens der Vormil Grundstücksverwaltung. Das treffe auch auf die Mietpreise zu: Diese werden erst kalkuliert, wenn die Wohnungen im Frühsommer fertig sind.