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Pirna: Grünes Licht für Fusion von Volksbank und Wohnungsgenossenschaft

Als zweites Wohnungsunternehmen geht die GWG Pirna-Copitz in dem Geldhaus auf. Die Eigentümer beider Seiten stimmen zu und haben nun einen gemeinsamen Plan.

Von Domokos Szabó
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Genossenschaftshäuser in der August-Bebel-Straße  in Pirna-Copitz. Sie gehen in den Bestand der Volksbank Pirna über. Als Teil eines größeren Geschäfts.
Genossenschaftshäuser in der August-Bebel-Straße in Pirna-Copitz. Sie gehen in den Bestand der Volksbank Pirna über. Als Teil eines größeren Geschäfts. © Norbert Millauer

Die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Pirna-Copitz gibt nach 110 Jahren ihre Selbstständigkeit auf und wird künftig Teil der Volksbank Pirna. Dafür haben die Genossenschafts-Vertreter der Volksbank am Mittwochabend grünes Licht gegeben. In der Bogenschießhalle Lohmen stimmten sie der Fusion einstimmig zu. Einen Abend zuvor machten die Mitglieder der Wohnungsgenossenschaft den Weg zur Verschmelzung frei. Auf ihrer Versammlung in der Herderhalle votierte eine Mehrheit von 98 Prozent für diesen Schritt.

Die Volksbank und die Wohnungsgenossenschaft werden nach Erledigung der Formalitäten rückwirkend zum 1. Januar 2023 zu einer wirtschaftlichen Einheit. Anfang 2022 war bereits die Wohnungsgenossenschaft Sebnitz in der Volksbank Pirna aufgegangen. Vor dem Beschluss in Lohmen betonten beide Seiten noch einmal die Vorteile dieses Schritts.

Ein Stück weit unabhängiger vom Zinsgeschäft

Der Vorsitzende des Volksbank-Aufsichtsrats, Thomas Gischke, sprach von einem "echten Gewinn für beide Seiten". Man könne dazu beitragen, dass bezahlbares genossenschaftliches Wohnen in der Region erhalten bleibt. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank, Hauke Haensel, sagte, Immobilien seien für sein Haus eine zusätzliche Einnahmequelle, die Konstanz bringe. Man macht sich damit unabhängiger vom Auf und Ab im Zinsgeschäft. Durch die Fusionen und den Zukauf von weiteren Immobilien in Sebnitz steigt die Volksbank zum drittgrößten Vermieter in der Sächsischen Schweiz auf und verfügt künftig über 1.003 Wohneinheiten. Erwartet wird ein jährlicher Beitrag zum Betriebsergebnis in Höhe von einer Million Euro. Haensel stellte zugleich klar: "Unsere Haupteinnahmequelle wird das Bankgeschäft bleiben."

Der Pirnaer Volksbank-Vorstandsvorsitzende Hauke Haensel (links) mit Aufsichtsratschef Thomas Gischke. "Unsere Haupteinnahmequelle wird das Bankgeschäft bleiben."
Der Pirnaer Volksbank-Vorstandsvorsitzende Hauke Haensel (links) mit Aufsichtsratschef Thomas Gischke. "Unsere Haupteinnahmequelle wird das Bankgeschäft bleiben." © Marko Förster

GWG-Vorstand Ramona Hübsch sagte, ihre Genossenschaft habe ausreichend Liquidität und ist demzufolge nicht gezwungen gewesen, die Eigenständigkeit aufzugeben. "Aber die Liquidität reicht nicht, um in Zukunft so zu wirtschaften wie bisher", sagte sie vor den Volksbank-Genossenschaftern. Vor allem hat sie dabei die mit dem Gebäudeenergiegesetz verbundenen Risiken im Blick. Mit den Kosten für die nötigen Investitionen "könnten wir nicht umgehen". Zuletzt war ferner von einem bereits aufgelaufenen Investitionsstau in Höhe von 1,1 Millionen Euro die Rede. Zu guter Letzt war es nicht gelungen, für die langjährige Chefin einen geeigneten Nachfolger zu finden.

Mit der Fusion übernimmt die Volksbank einen Gebäudebestand in einem Buchwert von 7,9 Millionen Euro samt 3,7 Millionen Euro Schulden. Der Marktwert der 276 Wohnungen, 62 Garagen und einer Gartensparte mit 33 Parzellen liegt laut einem Gutachten sogar bei 15,3 Millionen Euro. Viele Häuser der Genossenschaft entstanden vor dem Zweiten Weltkrieg, und zwar 1914 und zwischen 1919 und 1931. Manche Gebäude stammen aus dem Jahr 1959. Standorte sind die August-Bebel-Straße, die Beyerstraße, die Äußere Kohlbergstraße, die Gerhart-Hauptmann-Straße, der Postweg und die Wirthstraße. Die Häuser wurden nach 1990 saniert, dem Vernehmen nach gibt es kaum Leerstand.

Die Volksbank wird nun den Plänen nach alle Kredite der Copitzer ablösen und hat dann die Möglichkeit, aus eigener Kraft zu investieren. Das Geldinstitut hat bereits nach der Fusion mit den Sebnitzern bewiesen, dass sie ihre Investitionsverpflichtungen ernst nimmt.

Gleichbleibende Mieten garantiert

Vertraglich festgelegt wurde nun für Copitz, dass in den nächsten fünf Jahren mindestens 2,5 Millionen Euro investiert werden. Die Volksbank schließt ferner Kündigungen aus und garantiert bis 2026 gleichbleibende Mieten, zumindest, wenn sich die Wohnverhältnisse nicht ändern. Der Name „Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG Pirna-Copitz“ wird weitergeführt, die GWG wird eine Niederlassung der Volksbank Pirna.

Die Copitzer Genossenschafter erhalten Anteile der Volksbank und damit in Zukunft auch Dividenden - auch das war in den vergangenen Jahren nicht mehr drin. Für das Jahr 2022 weist die Bilanz der Volksbank einen Überschuss von 315.000 Euro bei einem Jahresergebnis von 1,8 Millionen Euro aus. Für die heutigen Genossenschafter bringt das eine Dividende von 1,5 Prozent auf ihre Anteile. Nächstes Jahr soll die Dividende verdoppelt werden.