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Millionenaufträge ohne jegliche Ausschreibung

Wie ein Unternehmen vom seltsamen Vorgehen des Verteidigungsministeriumsin Berlin profitiert.

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Von Willi Germund, SZ-Korrespondent in Kabul

Das Entsorgungsunternehmen Ecolog AG hat laut einem Bericht des Rundfunksenders NDR-Info jahrelang millionenschwere Aufträge der deutschen Bundeswehr ohne Ausschreibungen bei den Auslandseinsätzen im Balkan und Afghanistan erhalten. Wie der Sender berichtete, begründete das Verteidigungsministerium das Vorgehen mit den Umständen in den Krisengebieten.

Ecolog unterhält einen Firmensitz in Düsseldorf, stellt Mobiltoiletten und erledigt die Müll- und Abwasserentsorgung. Die Bundeswehr schrieb erstmals im Jahr 2007 einen Wäschereiauftrag aus, der an Ecolog ging. Alleine im Jahr 2005 seien über 13 Millionen US-Dollar für Dienstleistungen in Afghanistan geflossen. Ab einem Auftragsvolumen ab 200000 Euro ist jedoch eine europaweite Ausschreibung notwendig. Ecolog-Vorstandsmitglied Thomas Wachowitz sagte dazu, in der Regel arbeite seine Firma auf Grundlage öffentlicher Ausschreibungen für die Bundeswehr. Selbstverständlich sei alles rechtmäßig und ordentlich abgelaufen.

Im Visier der Ermittler

Ecolog gehört zu einem weit verzweigten Firmengeflecht mit Standorten unter anderem in Mazedonien, Kuwait, Dubai, Afghanistan, den USA und der Türkei. Hinter der Firmengruppe steht dem Bericht nach die einflussreiche mazedonische Familie Destani. Das Unternehmen arbeitet nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für zahlreiche Nato-Staaten, vor allem in Afghanistan und im Irak. Gleich mehrere Mitarbeiter des Unternehmen gerieten laut dem Bericht ins Visier internationaler Strafverfolger. In Mazedonien ermittelt seit 2006 der Generalstaatsanwalt gegen den Prokuristen der Ecolog AG wegen des dringenden Verdachts der Geldwäsche. Mindestens zwei Mal gab es zudem staatsanwaltliche Ermittlungen gegen Ecolog-Mitarbeiter im Zusammenhang mit Drogenhandel aus Afghanistan.